Pilz befällt neue Getreideart dank evolutivem Trick
- Die Forscher sammelten verschiedene Mehltauformen (Bild UZH)
Triticale ist eine künstliche Getreidesorte, die aus einer Kreuzung von Weizen und Roggen hervorging. Seit den 1960er Jahren wurde Triticale vielerorts als Futtergetreide angebaut und zeigte eine hohe Resistenz gegen Befall mit Mehltau. Dieser pilzliche Krankheitserreger verursacht im Getreideanbau grosse Einbussen: bei Weizen beispielsweise kann der Pilz die Ernte um bis zu 45 Prozent verringern. Doch 2001 wurden erstmals Triticale-Felder befallen; mittlerweile kommt Mehltau in vielen Triticale-Anbaugebieten in Europa vor.
Vergleich der Mehltau-Genome zeigt: die neue Form ist ein Hybrid
Forschende der Universität Zürich haben nun untersucht, wie der Mehltau auf Triticale überspringen konnte. Sie haben dazu in ganz Europa Proben infizierter Getreidefelder gesammelt und die genomische Erbinformation verschiedener Mehltau-Formen untersucht. Das Erbgut (Genom) der Erreger, die Triticale, Roggen und Weizen befallen, wurde daraufhin bioinformatisch verglichen. Dabei zeigte sich, dass der neue Triticale-Pilz ein Hybrid der auf Weizen und Roggen spezialisierten Varianten ist: 12,5 Prozent des Genoms ist identisch mit DNS-Sequenzen aus der auf Roggen spezialisierten Form, während 87,5 Prozent von der auf Weizen spezialisierten stammen.
Evolution des Erregers spiegelt die Entstehung der Wirtspflanze
Ein Hybrid aus zwei Mehltau-Varianten,
die auf zwei verschiedene Wirtspflanzen spezialisiert sind, kann also die
Kreuzung aus beiden Wirtspflanzen infizieren. Die Studie zeigt damit, auf
welche Art sich Mehltau co-evolutiv an neue Wirtspflanzen anpassen und deren
Resistenz knacken kann. Weiter geht aus der Untersuchung hervor, dass dieser
kürzlich erfolgte evolutive Vorgang nicht ein einmaliges Ereignis war. Bereits
vor etwa 10'000 Jahren hat der Mehltau die Resistenz des damals relativ neuen
Brotweizens auf dieselbe Art überwunden. «Für die Behandlung und die Prävention
von Pflanzenkrankheiten sind diese Resultate von grosser Bedeutung. Je mehr man
über die evolutiven Mechanismen des Mehltaus weiss, desto besser kann man die
Resistenz neuer Kulturpflanzen gegen den Krankheitserreger bewahren», erklärt
Thomas Wicker vom Institut für Pflanzenbiologie der Universität Zürich.
Literatur
:
Fabrizio Menardo, Coraline R Praz, Stefan Wyder, Roi
Ben-David, Salim Bourras, Hiromi Matsumae, Kaitlin E McNally, Francis Parlange,
Andrea Riba, Stefan Roffler, Luisa K Schaefer, Kentaro K Shimizu, Luca Valenti,
Helen Zbinden, Thomas Wicker& Beat Keller. Hybridization of
powdery mildew strains gives raise to pathogens on novel agricultural crop
species. Nature Genetics, 11. Januar 2016. Doi: 10.1038/ng.3485.