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Der Charles Rodolphe Brupbacher Preis wird dieses Jahr zum zwölften Mal verliehen. Er gilt als eine der höchsten Auszeichnungen für Krebsforschende weltweit. Mit Irving L. Weissman und Joan Massagué werden dieses Jahr zwei hervorragende Wissenschaftler gewürdigt, die für die Erforschung von Krebsstammzellen bzw. der Metastasierung wichtige Leistungen erbracht haben. Die Erkenntnisse aus beiden Forschungsbereichen sind grundlegend für die Entwicklung effizienter, zielgerichteter Therapien.
Blutbildende Stammzellen sind eine sehr seltene Zellpopulation im Knochenmark, die sich selbst erneuern und über verschiedene Differenzierungsschritte während des ganzen Lebens alle ausgereiften Blutzellen ausbilden können. Der amerikanische Arzt und Stammzellforscher Irving L. Weissman erzielte 1988 ein bahnbrechendes Forschungsresultat: Er konnte diese blutbildenden Stammzellen in Mäusen isolieren und vier Jahre später auch in Menschen.
Später gelang es Weissman Krebsstammzellen, die Keimzentren der Krebserkrankung, bei verschiedenen Arten von Blutkrebs zu isolieren. Krebsstammzellen gelten als resistent gegen Chemotherapie. Zusammen mit seinen Mitarbeitenden am Stanford Institut für Stammzellbiologie und Regenerative Medizin entschlüsselte er einen Mechanismus, der sowohl Krebszellen als auch Krebsstammzellen vor zerstörenden Immunzellen schützt. «Seine Entdeckungen zu Alterungsprozessen in Stammzellsystemen und schliesslich sein Beitrag zum Verständnis der Krebsstammzellen sowie der Art und Weise, wie das Immunsystem diese Zellen kontrollieren kann, sind eine Pionierarbeit mit weitreichenden Implikationen für die Klinik», sagt Markus Manz, Direktor der Klinik für Hämatologie am UniversitätsSpital Zürich, anlässlich der Preisverleihung.
Das Auftreten von Metastasen in entfernten Organen verringert die Überlebenswahrscheinlichkeit bei Krebspatienten im Allgemeinen drastisch. Der spanische Pharmakologe und Krebsforscher Joan Massagué konnte zeigen, dass im Metastasierungsprozess Gene mitwirken, die möglicherweise bei der Entwicklung des primären Tumors nicht wesentlich bedeutsam waren. Anhand ausgefeilter genetischer und epigenetischer Analysen wies er in seinem Labor u.a. einen Satz Gene nach, die zu Metastasen in der Lunge führen und gleichzeitig das Wachstum des primären Brustkrebses fördern. Durch diese Identifizierung der für den Metastasierungsprozess verantwortlichen Gene lassen sich Strategien entwickeln, mit denen die Kapazität der im Körper zirkulierenden Krebszellen zur Bildung von Metastasen in entfernten Organen verringert oder unterdrückt werden kann.
In den letzten Jahren haben sich die Hinweise verdichtet, dass Krebsstammzellen und die Mechanismen der Metastasenbildung eng miteinander verknüpft sind. Joan Massagué und seine Kollegen vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York konnten zeigen, dass sich die Eigenschaften und Signalübertragungsbahnen von streuenden Krebszellen, die ein Metastasenwachstum in entfernten Organen verursachen, mit denen von normalen Stammzellen überschneiden.