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Ethik und wissenschaftliches Publizieren

«Nichts ist schwieriger, als zu erkennen, was angemessen ist»

Daten erfinden oder fälschen, ist die Ausnahme. Doch daneben gibt es im Wissenschaftsbetrieb ein weites Feld fragwürdiger Usanzen, bei denen zu prüfen ist, ob sie moralisch verwerflich sind oder nicht. Ein Beitrag zur «Ethik wissenschaftlicher Publikationen».
Hansueli Rüegger

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In der Welt der Wissenschaft und des wissenschaftlichen Publizierens liegen moralische Verhältnisse nicht völlig anders als im täglichen Leben. Auch in der Forschung gibt es klare Fälle von Unlauterkeit: Sie sind gravierend, aber selten.

Wissenschaftliche Publikationen: Gravierende Fälschungen sind selten.

Wenn es vorkommt, bedeutet das eine Erschütterung, nicht nur für die wissenschaftliche Gemeinschaft und ihre Institutionen, sondern auch für die beteiligten Personen. Vertrauensverhältnisse werden zerbrochen, akademische Karrieren gehen abrupt zu Ende.

Es geht nicht nur um die Korrektheit

Neben Fällen unzweifelhafter Verfehlungen gibt es auch in der Forschung fragwürdige Handlungen und Usanzen. Es ist dies ein weiter Bereich, mit dem alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihrer täglichen Arbeit konfrontiert sind: Vielleicht kann ich mich nicht an die Herkunft eines Satzes erinnern – könnte es nicht mein eigener Gedanke sein? Warum sollte ich nicht jemandem einen Gefallen tun, indem ich seinen Namen auf die Autorenzeile setze?

Es geht nicht nur um die Frage der Korrektheit, was wir richtigerweise tun sollen, sondern auch um die Frage der Angemessenheit, was uns unter gegeben Umständen adäquat erscheint. Und «nichts ist schwieriger, als zu erkennen, was angemessen ist» (Cicero, Orator 21,70). Es gibt moralische Probleme und ethische Fragen im Bereich des wissenschaftlichen Publizierens – wir sollten darüber reden.

Ein Gespräch über solche Fragen aus naturwissenschaftlicher Sicht fand Ende 2009 an der Universität Zürich Irchel statt. Einige Diskussionsbeiträge wurden aufgearbeitet und sind jetzt in englischer Sprache in der Reihe «Quo vadis universitas?» online publiziert.