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Ex-Skistar an der Universität Zürich

Von Fangnetzen und Businessplänen

Marc Girardelli ist einer der besten Skirennfahrer aller Zeiten. Heute ist er ein erfolgreicher Unternehmer. Früher war er Einzelkämpfer, und es ging um Bruchteile von Sekunden. Jetzt stehen Teamarbeit, ein gutes Netzwerk und eine langfristige Planung im Vordergrund. Am Institut für Unternehmensökonomik hielt Girardelli einen Vortrag darüber, wie er den Rollenwechsel gemeistert hat
Ulrich Kaiser

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Marc Girardelli, Ex-Skistar und Unternehmer: «Erfolgreich ist nur, wer den Markt kennt.»

«Was ist der Unterschied zwischen einem Unternehmer und einem Skirennläufer?», fragte der vierfache Skiweltmeister und fünffache Gewinner des Gesamtweltcups Marc Girardelli die 25 Seminarteilnehmer zu Beginn seines Vortrages. Die Veranstaltung fand statt im Rahmen des Master-Seminars «The Pratice of Entrepreneurship» am Institut für Strategie und Unternehmensökonomik der Universität Zürich.

Die Antwort gab der frühere Spitzensportler, der heute als Unternehmer im Bereich Eventmanagement und Skibekleidung tätig ist, gleich selber: «Skirennfahrer bezahlen Fehler mit einem Ausflug ins Fangnetz, als Unternehmer bemerkt man Probleme nicht unmittelbar und muss dann um so entschlossener handeln.»

Mit Startschwierigkeiten zu kämpfen

Der 46-jährige gebürtige Vorarlberger, der seit seiner Jugend für Luxemburg startete, weiss wovon er redet. Insgesamt 14 Mal landete er während seiner Karriere zunächst in Pistenbegrenzungen und dann auf dem Operationstisch.

Sein erstes eigenes Unternehmen, eine Skihalle im Ruhrgebiet, hatte mit argen Startschwierigkeiten zu kämpfen. Wichtige Informationen – etwa zu den Kosten der Verkehrsanbindung und des Brandschutzes – hätten ihm gefehlt, so Girardelli. Und spannte sogleich den Bogen zu seiner Sportkarriere. Er und sein Vater seien damals praktisch ein Zweimannteam gewesen.

Während die Konkurrenten durch ihre Betreuer und Trainer ständig über den Zustand der Piste und die Sichtverhältnisse im Bilde gewesen seien, hätte es ihm oft an diesen wichtigen Informationen gefehlt.

Unternehmensberater kritisch hinterfragen

Girardellis erste Lektion für die Studierenden war also: Informiert Euch persönlich, gründlich und umfassend über Euren Markt und die Marktgegebenheiten.

Lektion Nummer zwei leitete sich unmittelbar aus der ersten ab: Traut Euren Unternehmensberatern nicht, ohne kritische Nachfrage – egal wie teuer deren Gutachten gewesen sein mögen. Die Nachfrageprognosen seien häufig zu optimistisch und die geplanten Kosten zu gering eingeschätzt.

Lektion Nummer drei folgte sogleich: Für jeden Unternehmer ist juristischer Beistand unabdingbar. Das sei eine Tatsache, deren Wichtigkeit häufig unterschätzt würde. Er verwies auch gleich darauf, dass viele öffentliche Institutionen kostenlos rechtliche Hilfe für Jungunternehmer anbieten.

Als Unternehmer ein Teamplayer

Eine weitere Verbindung zwischen Spitzensport und unternehmerischer Tätigkeit konnte Girardelli in Hinblick auf die Wichtigkeit von Team-Mitgliedschaft ziehen. Zu Anfang jeder Saison sei er der Konkurrenz hinterhergefahren, weil er sich als Einzelkämpfer während der Saisonvorbereitung nicht mit anderen Fahrern messen konnte.

«Das sah auf dem Video zwar fantastisch aus, gewonnen haben dann aber andere», so Girardelli. Für ihn sei deshalb gleich zu Beginn seiner unternehmerischen Karriere klar gewesen, im Team spielen zu wollen. Und das, so die Lektion Nummer vier, sei auch das einzig richtige.

Girardelli (m.) mit Studierenden des Master-Seminars «The Practice of the Entrepreneurship»:

Nach seinem Vortrag stand Girardelli der Studierenden für Fragen zur Verfügung. Eine dieser Fragen, nämlich die nach Girardellis persönlichem Ratschlag für den weiteren Karriereweg, führte zur finalen Lektion Nummer fünf: nutzt Eure persönlichen Netzwerke! Ohne die Ratschläge und Einsichten seines Netzwerkes wären, so Girardelli, viele seiner Unternehmungen wesentlich weniger erfolgreich verlaufen.