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Rund 200’000 Menschen im Alter von 65 und mehr Jahren leben im Kanton Zürich. Sie haben zwar mehr körperliche Beschwerden als jüngere Menschen, insbesondere Gelenk- und Gliederschmerzen sowie Rücken- und Kreuzschmerzen, zeichnen sich dafür durch eine bessere psychische Gesundheit aus. Dazu trägt nicht zuletzt die gute soziale Vernetzung der Seniorinnen und Senioren im Kanton Zürich bei. Die meisten von ihnen haben eine Vertrauensperson, mit der sie persönliche Probleme besprechen können.
Einblicke dieser Art ermöglicht der gestern publizierte Bericht «Gesundheit im Alter», den das Institut für Sozial- und Präventivmedizin der UZH in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Gesundheitsobservatorium im Auftrag der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich erstellt hat.
Es ist der erste kantonale Gesundheitsbericht, der sich spezifisch der Situation älterer Menschen widmet. Er zeigt unter anderem auf, wie sich sozioökonomische Faktoren auf ihre Gesundheit auswirken. So leiden beispielsweise Frauen im Vergleich zu Männern häufiger an starken körperlichen Beschwerden, dafür seltener unter Einsamkeitsgefühlen. Personen mit höherer Bildung oder mehr ökonomischen Ressourcen stufen ihr Wohlbefinden zudem besser ein.
Der Bericht belässt es aber nicht bei einer Analyse, sondern enthält auch zahlreiche Empfehlungen zur Prävention und Gesundheitsförderung bei älteren Menschen. Dies ist umso wichtiger, als dass gemäss Schätzungen im Jahre 2050 jede vierte Person im Kanton Zürich mindestens 65-jährig sein wird.
«Eine auf Seniorinnen und Senioren zugeschnittene Gesundheitsförderung gewinnt deshalb an Bedeutung», schreibt Regierungsrat Thomas Heiniger als Gesundheitsdirektor des Kantons Zürich im Vorwort des Berichtes.
An den Kanton und die Gemeinden des Kantons Zürich richten sich denn auch die Empfehlungen der Autorinnen und Autoren. Sie fordern den Kanton Zürich auf, in der Verwaltung ein «modernes Wissensmanagement zu allen Altersfragen» aufzubauen. Es soll beispielsweise erlauben, demographische und gesundheitsbezogene Informationen zu sammeln und seniorenspezifische Angebote in den Gemeinden systematisch zu erfassen.
Damit sich soziale Netzwerke auch in Zukunft positiv auf die Gesundheit älterer Menschen auswirken können, gilt es, deren Sozialkontakte zu stärken. Umso wichtiger ist dies, weil immer mehr Seniorinnen und Senioren in Einpersonenhaushalten leben und der Anteil an kinderlosen älteren Menschen zunehmen wird. Die Empfehlungen betreffend sozialer Netzwerke reichen von der Förderung alterdurchmischter Wohnsiedlungen bis zu Modellen für Nachbarschafts-Treffen.
Insbesondere für sozial isolierte ältere Menschen und solche ohne Hausarzt sollten sich die Gemeinden und der Kanton vermehrt Gedanken machen über «präventive Gesundheitsbeurteilungen». Bei Hausbesuchen beispielsweise können gesundheitliche Risiken älterer Menschen frühzeitig erkannt werden. Welche Modelle präventiver Gesundheitsbeurteilungen für den Kanton Zürich am wirksamsten sind, sei noch nicht geklärt, schreiben die Autoren.
Ein besonderes Augenmerk der Prävention sollte den Herz-Kreislauf-Krankheiten gelten, denn viele Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen und Übergewicht sind in der Bevölkerung weit verbreitet. Kanton und Gemeinden werden im Bericht aufgefordert, vermehrt dafür zu sorgen, dass Seniorinnen und Senioren sich mehr bewegen.
Längere Grünphasen bei Ampeln könnten die körperliche Aktivität älterer Menschen im Alltag fördern, Sportvereine sollten gezielter Senioren ansprechen und Hallenbäder noch vermehrt für Angebote wie «Aquafit» zur Verfügung stehen.
Ein erster Schritt zur Information ist bereits getan. Parallel zum Bericht ist die Broschüre «Gesundheit fördern im Alter» entstanden, welche im Laufe des Jahres 2009 breitflächig verteilt wird und sich mit Empfehlungen direkt an Seniorinnen und Senioren wendet.