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Multimediale Ausdrucksformen sind im World Wide Web auf dem Vormarsch. Sie erlauben ganz andere Möglichkeiten der Wissensvermittlung und des Lernens, als es geschriebene Texte tun. Die Dimension des Bildes verdichtet beim Video-Podcasting den Informationsgehalt ganz wesentlich. Zu bestimmten Themen, beispielsweise wenn es darum geht, Professorinnen und Professoren vorzustellen, sagt ein Video mehr als tausend Worte (um es in einem sprachlichen Bild auszudrücken).
Beim Bloggen kommt eine andere Dimension ist Spiel: die Zweiwegkommunikation. Im Idealfall verkündet beim Bloggen nicht einfach jemand seine persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sondern die Internetgemeinde reagiert darauf und antwortet in Form von Kommentaren, die weitere Kommentare nach sich ziehen. So wird Bloggen zum (schriftlichen) Wissen-Teilen, wie es das Jubiläumsmotto der Universität vorgab.
Unsere Jubiläumsidee, Professorinnen und Professoren bloggen zu lassen, ist in der Blog-Sphäre gut angekommen. Im deutschsprachigen Raum haben wir gar eine Vorreiterrolle eingenommen, wie die Website «Geographieblog» der Universität Hannover berichtet: «Während im angelsächsischen Raum das Medium Blog allgemein akzeptiert ist und viele Forscher mittlerweile eigene Blogs haben, tun sich deutsche Wissenschaftler anscheinend immer noch schwer damit zu bloggen. (…) Die Universität Zürich zeigt nun, wie ein solches Portal auszusehen hat. Zum 175-jährigen Jubiläum haben 14 Wissenschaftler begonnen zu bloggen. Das Ergebnis ist beeindruckend, da die Einträge fachübergreifend von Recht, Informatik, Religion bis zu Medizin thematisiert sind.»
Auch die PR-Pattform bernetblog.ch wies wohlwollend auf den Professoren-Blog der Universität Zürich hin: «Das Format Weblog zwingt die Autor/innen, in absoluter Reduktion ihre komplizierten Themen zu erklären. Für uns Laien öffnen sich so spannende Einblicke auf anschauliche Art. Man spürt die Leidenschaft, den persönlichen Antrieb der Forschenden. Was wiederum für die Uni eine grosse Chance ist, sich bei einer breiteren Bevölkerung zu profilieren.»
Interessanterweise stammen sämtliche Kommentare zu den professoralen Blogs nicht von Angehörigen der Universität Zürich, sondern von Externen. Schon drei Stunden nach dem Aufschalten des allerersten Blogs von Mediävistik-Professorin Hildegard E. Keller aus den USA meldete sich ein gewisser Lepus Europaeus (lat. lepus bedeutet Hase): «Gratuliere zum ersten Blogeintrag! Spannend!»
Das Leben im virtuellen Raum und das Reagieren des Hirns auf virtuelle Darstellungen scheint die universitätsexternen Blogger sehr zu interessieren. Die Blogs des Neuropsychologen Lutz Jäncke zu diesen Themen zogen am meisten Kommentare nach sich. Jäncke selbst beteiligte sich rege an der entstandenen Diskussion.
Die Blogger im virtuellen Raum schätzten es, dass unsere fünfzehn UZH-Bloggerinnen und -Blogger etwas zu sagen haben und nicht einfach Selbstbeweihräucherung praktizierten. Das Themenspektrum, das in den Blogs behandelt wurde, reichte von der Auseinandersetzung mit modernen Mythen über die industrietomographische Analyse des 300'000 Jahre alten Steinheim-Schädels bis zur Attacke des menschlichen Immunsystems auf körpereigene Teile. Wer die insgesamt vierzig Blog-Beiträge bisher verpasst hat, kann sie auch nach dem Jubiläum unter www.175jahre.uzh.ch/blog/ nachlesen.
Die UZH-Blogger verstecken sich nicht im «Elfenbeinturm», das zeigen ihre Blogs eindrücklich. Sie sind im Gegenteil international bestens vernetzt und so mobil, wie das von erfolgreichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern heute erwartet wird. Die Blog-Beiträge berichteten von wissenschaftlichen Aktivitäten in Bloomington (USA), Hyderabad (Indien), Shanghai (China), Salzburg (A), St. Moritz (CH), in Second Life (virtuelle Welt), in der südlichen Kalahari-Wüste (Südafrika) und in Berlin (D) – und das wohlgemerkt innert zweier Monate.
Der Einblick in den wissenschaftlichen Alltag von Professoren und Professorinnen, den die Blogs liefern wollten, darf als gelungen bezeichnet werden. Die Blog-Website gehört zu den beliebtesten Seiten der 175-Jahre-Website der Universität Zürich. Auf eine Fortsetzung in anderem Zusammenhang darf gehofft werden.