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Kunstprojekte von Studierenden

Eingebettete Kunstschaffende

Hellseher Mike Shiva grüsst vom Haupteingang herab, Professoren laden zum Essen ein und vor der Aula schnarcht ein Gipskopf vor sich hin: Studierende zeigen und hinterfragen eine Woche lang ihren Studienalltag – mit künstlerischen Mitteln.
Sascha Renner

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War er nicht schon immer da? Der schlafende «Ewige Student» von Dominik His gesellt sich zu den Honoratioren vor der Aula.

Kunst wird an der Universität nicht nur studiert, sie hat auch seit jeher ihren festen Platz in und um die Gebäude. Man denke nur an die Abgüsse der Friese des Parthenon und anderer griechischer Tempel im Lichthof, wo seit kurzem auch die Chaiselongue von Pipilotti Rist zum Gedenken an Emilie Kempin-Spyri steht. Aber Kunst von Studierenden, die als eine Art «Embedded Artists» den universitären Alltag aus ihrer Sicht reflektieren, das gab's bisher nicht. Eine Ausstellung im Hauptgebäude führt nun vor Augen, auf welch scharfsinnige, oftmals auch listig-ironische Weise Studierende den Hochschulbetrieb hintersinnen und mit künstlerischen Mitteln kommentieren.

Der ewige Student

Bei der Präsentation handelt es sich jedoch nicht um eine Aneinanderreihung von Werken, die abgeschritten werden will, sondern um Interventionen, über die man stolpern soll – teils sofort augenfällige, teils subtil-diskrete Eingriffe in die bestehenden Räumlichkeiten, die Eingangshalle, die Aula, die Korridore, den Aussenbereich. Der Ort des Eingriffs war den Bewerberinnen und Bewerbern freigestellt. Zu den Arbeiten, die man leicht übersieht, gehört etwa der Porträtkopf von Dominik His. Sein «Ewiger Student» stellt sich in eine Reihe mit den Büsten vergangener Honoratioren vor der Aula. Die Augen geschlossen, döst er leise vor sich hin. Langzeitstudierende, in Zeiten von Bologna längst ein Auslaufmodell.

Universitärer Kraftort

Um den zunehmenden Leistungsdruck geht es auch in Sebastian Utznis Arbeit. Auf einem Sockel steht das Holzmodell einer Sportarena. Blickt man ganz genau durch den Plexiglasdeckel, so erkennt man darin zahlreiche schwarze, sich langsam bewegende Punkte – lebendige Läuse. Mit seinem «Stadion für Läuserennen» will der Kunststudent «der auf immer mehr Effizienz getrimmten Hochschulwelt etwas Unernst und Müssiggang» entgegensetzen. Im Gegensatz zu den Studierenden werden die Läuse ihr Ziel garantiert nie erreichen. Auf Abwege könnte die UZH-Denksportler höchstens Mike Shiva führen: Gestenreich predigt der Hellseher und Hypnotiseur als Projektion vom Haupteingang herab.

Kein «Rat-Race» sondern ein Floh-Rennen mit ungewissem Ausgang: Sebastian Utzni will der Hochschulwelt «etwas Unernst und Müssiggang» entgegensetzen.

Etwas ernster geht es in der Installation des Künstlerkollektivs Thylacine (Fabian Hachen und Mischa Düblin) zur Sache. Vor dem Eingang der Universität hissen die beiden eine Fahne mit dem Aufdruck «Tertia Domus». Dabei handelt es sich um einen ins Lateinische übertragenden Begriff aus den Sozialwissenschaften («The Third Place»), der öffentliche Orte der Zusammenkunft jenseits von Wohn- und Arbeitsort bezeichnet. Orte, die über ein besonderes gesellschaftsbildendes und schöpferisches Potenzial verfügen – demokratische Kraftorte sozusagen. Welche kollektiven Prozesse regt die Universität an? Wie führt sie Menschen zusammen, und welche Bedeutung hat sie über die Vermittlung und Generierung von Wissen hinaus? Fragen, die die Fahne aufwirft, ohne sie zu beantworten.

Soziale Skulpturen

Um Begegnungen dreht sich auch das ausgeklügelte Projekt von Christian Schlatter. Der Psychologiestudent will Studierende und Professoren zusammenbringen und damit Raum für persönliche Begegnungen schaffen. Eine Pflanze, die der Dozent bis zum gemeinsamen Treffen wässert, steht symbolisch für den Pflegebedarf der sich anbahnenden Beziehung. Am Ende schaut für die Studierenden eine Einladung zum Mittagessen im neuen Dozentenrestaurant, dem Uniturm, heraus – vorausgesetzt, sie machen den ersten Schritt und deponieren ihre E-Mail-Adresse im Blumentopf eines Dozierenden ihrer Wahl. Kunst als konkrete Arbeit an der Gesellschaft.

Der Ausstellung war ein Wettbewerb unter dem Titel «Bilder und Klänge der Universität» vorangegangen, den Philip Ursprung, Professor für moderne und zeitgenössische Kunst, im Rahmen des 175-Jahr-Jubiläums ausgeschrieben hatte. Eingeladen waren sämtliche Studierenden der Universität Zürich, der ETH, der Zürcher Hochschule der Künste und der F+F Schule für Kunst und Mediendesign. 25 Dossiers gingen ein, 16 von einer Fachjury ausgewählte Vorschläge wurden realisiert. Kunstgeschichts-Studentin Andrea Portmann, mit der Durchführung der Ausstellung betraut, zeigt sich erfreut über der Qualität der Projekte. Viele thematisierten die Universität auf unmittelbare, teils skurrile und überraschende Weise.

Wer keine der Arbeiten verpassen will, dem sei die aufliegende Wegleitung durch das Kollegiengebäude empfohlen: Sie verzeichnet die Standorte sämtlicher Interventionen.

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