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Interview mit Rektor Hans Weder

«Wir können selbstbewusst in die Zukunft blicken»

2008 feiert die Universität Zürich (UZH) ihr 175-jähriges Bestehen. Zum Auftakt des Jubiläumsjahres erklärt Rektor Hans Weder, was das Jubiläum für ihn bedeutet.
David Werner

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Herr Weder, welches ist die wichtigste Botschaft, die Sie anlässlich des bevorstehenden Jubiläums vermitteln möchten?

Hans Weder: Geburtstage dienen der Standortbestimmung, man besinnt sich auf das Woher und Wohin. Die UZH ist eine faszinierende Institution, und sie steht im nationalen und internationalen Hochschulvergleich sehr gut da. Wer hier arbeitet oder studiert, darf stolz darauf sein. Wir können selbstbewusst in die Zukunft blicken. Dies zu vermitteln liegt mir sehr am Herzen.

Rektor Hans Weder: «Ich konnte feststellen, dass die Wertschätzung, die man unserer Institution entgegenbringt, ausserordentlich hoch ist.»

Lernen Sie die Universität Zürich im Zuge der Jubiläumsvorbereitungen gerade nochmals von einer neuen Seite kennen?

Hans Weder: Nun, von innen kenne ich die Universität, ich weiss, dass ich mich auf das hohe Engagement der Mitarbeitenden verlassen kann. Aber in Bezug auf die Aussenwahrnehmung der UZH habe ich neue, interessante Erfahrungen gemacht, und zwar im Zusammenhang mit dem Jubiläums-Fundraising. Bisher war ich immer froh, nicht einer amerikanischen Universität vorzustehen, wo Rektoren oft siebzig Prozent ihrer Zeit fürs Geldeinwerben aufwenden müssen. Ich war deshalb selbst überrascht, dass das Fundraising mir auf einmal sehr viel Freude gemacht hat. Der Grund dafür: Ich habe erlebt, wie gern die Unternehmen auf dem Platz Zürich sich für dieses Jubiläum einsetzen, wie positiv und aufgeschlossen ihre Haltung gegenüber der UZH ist. Ich konnte feststellen, dass die Wertschätzung, die man unserer Institution entgegenbringt, ausserordentlich hoch ist.

Im Fokus des Jubiläums stehen Dialog und Austausch, «Wissen teilen» lautet die Leitidee. Wer teilt Wissen mit wem?

Hans Weder: Gemeint ist einerseits der Austausch innerhalb der Wissenschaft und innerhalb der Universität – zwischen den Disziplinen, zwischen Forschenden, zwischen Lernenden und Lehrenden. Anderseits teilt die Universität ihr Wissen auch mit der Gesellschaft. Nach aussen hin ist das Jubiläum eine Gelegenheit zu zeigen, wie stark die Universität über all die Menschen, die hier ein- und ausgehen, mit ihrer Umgebung verflochten ist. Die Universität ist darauf angewiesen, dass sie von der Allgemeinheit getragen und begleitet wir; umgekehrt arbeitet sie für eben diese Allgemeinheit: Sie hilft Probleme zu lösen, ermöglicht Bildung, erschliesst neue Möglichkeitshorizonte. Sie trägt zur Bereicherung und Verschönerung des Lebens bei, in Zürich und weit darüber hinaus.  

Es fällt einem auf, dass die Vernetzung der Universität mit ihrem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umfeld in den letzten Jahren enger geworden ist. Kann man das Motto «Wissen teilen» auch als eine Formel für diese Entwicklungstendenz auffassen?

Hans Weder: Die Universitätsleitung bemüht sich seit einigen Jahren, die Schnittstellen zwischen der Hochschule und ihrem Umfeld aktiver und bewusster zu pflegen. In diesen Bereichen hat sich sehr viel getan: Ich denke etwa an den Technologietransfer, der im letzten Jahrzehnt eine erfreuliche Dynamik entfaltet hat, ich denke an Forschungskooperationen wie das Neuroscience Center, ich denke an Public Private Partnerships wie das Zentrum für Nachhaltigkeit: In solchen Einrichtungen treffen verschiedene Welten – Privatwirtschaft und autonome universitäre Forschung – aufeinander, ohne dass dabei, wie man früher befürchtete, die Hochschule «ihre Seele verkaufen» würde. Man hat erkannt, dass Austausch nicht mit Ausverkauf zu verwechseln ist und dass dieser Austausch für alle Seiten von Nutzen ist. Es wird Wissen geteilt, und dabei entsteht neues Wissen. Die Universität profitiert, und zwar nicht nur finanziell: Es ergeben sich neue Anregungen und Kontaktmöglichkeiten, neue Fragestellungen und Sichtweisen. Das Gleiche gilt übrigens für den Weiterbildungsbereich, der sich ebenfalls stark entwickelt hat. Ich habe als Theologieprofessor selbst Weiterbildungsveranstaltungen durchgeführt. Der Auseinandersetzung mit Wissen aus verschiedensten Praxisfeldern habe ich viele spannende Impulse zu verdanken.  

Sie haben an der Universität Zürich studiert, Sie waren sogar Mitglied des StuRa, später haben Sie hier gelehrt. Was hat sich in all dieser Zeit am meisten geändert? Was blieb gleich?

Hans Weder: Damals wie heute war die Universität Zürich eine sehr forschungsfreundliche Einrichtung. Wer sich einsetzte, wurde gefördert, das ist auch heute noch so. Die Veränderungen haben für mich vor allem mit dem enormen Wachstum der Universität zu tun. Zu meiner Studienzeit waren die Verhältnisse übersichtlicher, der Gemeinschaftssinn war stärker, die Identifikation mit der Universität grösser. Heute sind Massnahmen wie die Durchsetzung einer Corporate Identity nötig geworden, um eine gewisse Einheit in der Vielfalt zu stiften.

1983, bei der 150-Jahr-Feier der Universität, waren Sie seit drei Jahren Ordinarius am Theologischen Seminar. Erinnern Sie sich noch an dieses Jubiläum?

Hans Weder: Die Feier damals war eher bescheiden. Zentrales Thema war die «Wiederentdeckung» des Carolinums als Vorläuferin der Universität Zürich. Als Tiefschlag habe ich das Essen in Erinnerung, das am Dies academicus aufgetischt wurde. Dass es diesmal besser wird, dafür ist schon gesorgt. Das Jubiläum besteht aus einem grossen Fächer verschiedenster Veranstaltungen.

Worauf freuen Sie sich persönlich besonders?

Hans Weder: Spontan fällt mir die Eröffnungsveranstaltung «Schiffbau im Schiffbau» ein. Es hat mich gefreut zu sehen, wie begeistert die Künstler am Schauspielhaus das Thema Wissenschaft aufgegriffen haben, und ich bin gespannt, was aus dieser Konstellation entsteht. Natürlich freue ich mich auch auf den «Parcours des Wissens», für den ich mich besonders eingesetzt habe. Ich möchte aber betonen, dass der Reiz des Jubiläums in der Vielfalt der Projekte liegt, die ich jetzt leider nicht alle aufzählen kann. Ich freue mich zum Beispiel auch sehr auf die Fakultätstage. Der Höhepunkt für mich persönlich wird dann sicher der Dies academicus sein: ein symbolischer Abschluss meiner Zeit als Rektor.  

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Dieses Interview stammt aus dem