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Kinder, Karriere und kihz

Seit ihrer Gründung im Jahr 2002 hat die «Stiftung Kinderbetreuung im Hochschulraum Zürich» (kihz) neue Krippen eingerichtet und damit das Betreuungsangebot – auch an den raren Säuglingsplätzen – aufgestockt. Für die Vereinbarkeit von akademischer Karriere und Kindern will sich kihz auch in Zukunft einsetzen. Unipublic hat das Leitungsteam, Ria Elisa Schrottmann und Sergio Tassinari dazu befragt.
Interview: Marita Fuchs

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Frau Schrottmann und Herr Tassinari, die Stiftung kihz setzt sich für eine bessere Kinderbetreuung an der UZH und der ETHZ ein. Welche Bilanz ziehen Sie nach fünf Jahren Arbeit?

Sergio Tassinari: Das wichtigste Ergebnis unserer Arbeit ist die Erhöhung der Betreuungsplätze von 170 auf 240. Wir konnten in den vergangenen Jahren drei neue Tagesstätten einrichten. Zudem haben wir uns als Informations- und Beratungszentrum etabliert. Vor allem Hochschulangehörige, die aus dem Ausland kommen, schätzen es, wenn wir ihnen helfen, sich im Schweizer Betreuungs- und Schulwesen zurecht zu finden.

Ist denn jetzt der Bedarf an Betreuungsplätzen im Hochschulraum gedeckt?

Tassinari: Auf den Wartelisten der fünf Kinderkrippen der kihz sind im Moment mehr als 400 Kinder eingetragen. Wenn wir davon ausgehen, dass sich die Hälfte der Eltern auch noch bei anderen Krippen anmelden und dort einen Platz erhalten, bleiben etwa 200 Anfragen. Geht man von einem durchschnittlichen Betreuungsbedarf von drei Tagen in der Woche aus, sind es etwa achtzig Plätze, die wir noch anbieten müssten, um dem jetzigen Bedarf zu entsprechen. Rund die Hälfte dieser Anfragen betreffen Kinder unter einem Jahr.

Deshalb möchten wir in den nächsten Jahren das Betreuungsangebot für Kinder im Vorschulalter um 50 bis 80 Plätze erhöhen. Dabei wollen wir alle Hochschulstandorte berücksichtigen: Zentrum, Tierspital, Irchel, ETH-Hönggerberg und Sihlpost. Wir arbeiten dabei für die UZH, die ETHZ und die Pädagogische Hochschule.

Setzen sich für ein bedarfsgerechtes Kinderbetreuungsangebot ein: Ria-Elisa Schrottmann und Sergio Tassinari.

Um Bedarf und Bedürfnisse besser abschätzen zu können, möchten wir die Nachfrage der Eltern noch genauer ermitteln. Wir wissen zum Beispiel nicht, wie viele der jetzigen Hochschulangehörigen heute ihre vorschulpflichtigen Kinder familienergänzend betreuen lassen, zum Beispiel durch eine privat angestellte Betreuerin. Hochschulangehörige benötigen ein vielfältiges Angebot. Für viele ist die Form der Krippenbetreuung eine gute Alternative, andere wählen ein Tagesmüttermodell und wieder andere eine Kinderfrau.

Was wollen Sie unternehmen, um mehr Säuglingsplätze zu schaffen?

Ria Elisa Schrottmann: Um mehr von den begehrten Säuglingsplätzen anbieten zu können, verfolgen wir ein neues Konzept, das vom Pädagogischen Institut der UZH wissenschaftlich begleitet wird. In der Regel werden in den Kinderkrippen die Kinder in Gruppen vom Säugling bis zum Kindergartenkind zusammengesetzt. Das ist der «normalen» Familiensituation abgeschaut und gilt seit den 80er Jahren als die «natürlichste» Gruppenzusammensetzung.

Die kihz arbeitet seit etwa einem Jahr in ihren drei neuen Krippen nicht mehr nach dem Familienprinzip, sondern teilt ihre Schützlinge in zwei Altersgruppen ein: in der einen sind Säuglinge bis Dreijährige, in der anderen die Drei- bis Sechsjährigen. Diese Einteilung bietet den Säuglingen – nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen – mehr Entfaltungsmöglichkeiten und gestattet es gleichzeitig, mehr Säuglinge in einer Gruppe aufzunehmen. Bei dem «Familienmodell» können nur zwei Säuglinge in einer Gruppe betreut werden. Gruppen nur für die Kleinsten bieten zudem den Vorteil, dass die Betreuerinnen sich ganz auf deren Bedürfnisse einstellen können.

Die wissenschaftliche Begleitung Ihrer Arbeit liegt bei der Nähe zu den Hochschulen auf der Hand, sind neue Projekte geplant?

Schrottmann: Leider ist die Erforschung frühkindlicher Entwicklung Brachland. Es wäre sehr wünschenswert, dass die Forschung sich zukünftig vermehrt mit der Thematik auseinandersetzt und die für unsere Arbeit dringend notwendigen Grundlagendaten bereitstellt. Es fehlt uns zum Beispiel ein Bildungsauftrag, der auf den neuesten Erkenntnissen über das frühe Lernen basiert oder ein Curriculum, wie der pädagogische Alltag ausgestaltet werden soll.

Was bieten Sie Eltern an, die keinen Betreuungsplatz gefunden haben?

Tassinari: Wir vermitteln fachlich qualifizierte Tagesmütter und Kinderfrauen. Die Vermittlung von Kinderfrauen und die Kongressbetreuung, das heisst eine Rundumbetreuung, wenn die Eltern zeitlich stark eingebunden sind, wird in Zukunft ausgebaut.

Worin liegt der Schwerpunkt ihrer Arbeit in den nächsten Jahren?

Tassinari: Die Strategie der Stiftung kann grundsätzlich nur als Teil eines umfassenden Systems gesehen werden. Sie ist eingebunden in kantonale und städtische Vorgaben. Mit dem neuen Volksschulgesetz, das einen obligatorischen Kindergartenbesuch für alle Kinder vorsieht, werden wir in unseren Krippen keine Kindergartenkinder mehr haben, es sei denn im Rahmen eines oder mehrerer privater kihz Tageskindergärten.

Das schafft Platz für jüngere Kinder in den Krippen, bedingt aber auch eine Umstellung des Betreuungskonzepts. Obwohl zukünftig für jede zürcherische Gemeinde die Verpflichtung besteht, auf Bedarf auch Betreuung für die Kindergartenkinder anzubieten, müssen die Tagesstrukturen erst geschaffen werden, was nicht von heute auf morgen möglich ist. Wir rechnen daher nach wie vor mit einem grossen Interesse an einem Tageskindergarten, wie wir ihn im kihz Platten anbieten.