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Transplantationen unter einem Dach

Das Universitätsspital Zürich hat ein Transplantationszentrum eröffnet. Es soll das vorhandene Wissen bündeln und die Ressourcen optimal nutzen.
Adrian Ritter

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Transplantation einer Niere dank einer Lebensspende. Das Universitätsspital Zürich hat 2007 bisher rund 170 Transplantationen durchgeführt.

Am Anfang war die Niere. 1964 führte das Universitätsspital Zürich (USZ) die erste erfolgreiche Nierentransplantation in der Schweiz durch. Schrittweise folgten andere Transplantationen etwa von Herz, Leber, Lunge und Stammzellen. Heute ist das USZ das grösste Transplantationszentrum der Schweiz. Allein bis Mitte November wurden in diesem Jahr rund 170 Transplantationen vorgenommen.

Diese Kompetenz soll jetzt in einem eigentlichen «Transplantationszentrum USZ» gebündelt werden, wie am gestrigen Eröffnungssymposium erklärt wurde. Bisher wurden die einzelnen Transplantationen von organspezifischen Teams geführt.

Mit dem neuen Zentrum wird der Wissenstransfer gewährleistet sowie Teamwork und Interdisziplinarität gefördert. Zudem soll gegen aussen ein eigentliches Label «Transplantationszentrum USZ» geschaffen werden.

Das Zentrum verfügt über je eine eigene Intensiv- und Bettenstation. Bereiche wie Fortbildung, Ethik, Forschung und Psychosoziale Medizin werden zudem als gemeinsame Dienste organisiert.

Das Zentrum verfügt über je eine eigene Betten- und Intensivstation.

Komplexere Transplantationen

Dass die Bildung eines Zentrums nötig und sinnvoll ist, habe mehrere Gründe, erläuterte PD Dr. Urs Weber, Koordinator des neuen Zentrums. Einerseits würden Transplantationen zunehmend komplexer, indem etwa mehrere Organe gleichzeitig transplantiert werden.

Gestiegen seien aber auch die Sicherheits- und Qualitätsansprüche der Patientinnen und Patienten. Mit dem im Juli 2007 in Kraft getretenen Transplantationsgesetz liegen zudem neue rechtliche Grundlagen vor und nicht zuletzt herrsche ein starker nationaler Wettbewerb in der Spitzenmedizin.

Für Peter Hasler, Präsident des Spitalrates, ist klar: «Transplantationsmedizin ist Spitzenmedizin und gehört an einen Hochschulstandort.» Es mache keinen Sinn, dem USZ als Pionier und Anbieter der ganzen Palette von Transplantationen Aufgaben wegzunehmen. Der Standort Zürich sei aber längst in nationale Netzwerke eingebunden und arbeite auch kooperativ mit im Konkordat, welches sich mit der Konzentration der hochspezialisierten Medizin beschäftigt.

Aus einer Hand

«Auf dem Gebiet der Transplantationen gehört das USZ zu den führenden Spitälern in Europa», freute sich Dr. Thomas Heiniger als Gesundheitsdirektor des Kantons Zürich. Das neue Zentrum sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg der fortschreitenden medizinischen Entwicklung und verbesserten Versorgung. Es schaffe ideale Voraussetzungen dafür, dass die Patienten «aus einer Hand» - von einem kooperierenden Team - betreut werden können.

Spender gesucht

Um überhaupt transplantieren zu können, braucht es Organspenderinnen und Organspender. Dabei weist die Schweiz im europäischen Vergleich eine tiefe Spenderrate auf. Prof. Reto Stocker als Leiter der Abteilung Chirurgische Intensivmedizin und Uschi Schäfer, Leiterin der Transplantationskoordination, haben die Spenderzahlen genauer analysiert.

Sie präsentierten mögliche Lösungen, um das Missverhältnis zwischen Patienten auf der Warteliste und gespendeten Organen zu verringern. Bereits erfolgreich laufen die Bemühungen, den Anteil an Lebendspenden zu erhöhen. Am häufigsten findet dies im Falle der Niere statt, wo heute etwa 40 Prozent aller Spendernieren in der Schweiz von Lebendspendern stammen.

Einige der Podiumsteilnehmer am Symposium (von links): Prof. Walter Bär (Dekan Med. Fakultät), Prof. Pierre-Alain Clavien (Direktor Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie), Regierungsrat Dr. Thomas Heiniger und Dr. Peter Hasler, Präsident des Spitalreates des USZ.

Unterstützung im Netzwerk

Verbesserungspotenzial sehen Stocker und Schäfer auch bei der Zusammenarbeit zwischen den Spitälern. So baut das USZ derzeit ein Netzwerk mit regionalen Spitälern auf, um diese bei Transplantationen zu unterstützen.

Fachleute des USZ können in den Partnerspitälern beispielsweise die Hirntoddiagnostik durchführen, Weiterbildung anbieten oder eine Organentnahme bei fehlender Infrastruktur oder fehlendem Knowhow vor Ort oder im USZ anbieten.

Dr. Christiane Roth, Vorsitzende der Spitaldirektion, und Dr. Conrad Müller als Direktor von Swisstransplant wiesen zudem auf gesellschaftliche Aspekte im Zusammenhang mit Transplantationen hin. «Das Thema Organspende sollte in der Gesellschaft mehr Rückhalt finden», wünschte Roth. «Es muss normal werden, dass man gefragt wird, ob man sich eine Organspende vorstellen kann. Aber es muss auch normal sein, «Nein» sagen zu dürfen», so Müller.

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