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Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Jeder kennt sie: Die Einkaufssäcke der Zentralstelle mit dem markanten gelb-schwarzen Netzgiraffenmuster. 1907 wurde die Zentralstelle von Studierenden gegründet, nun feiert sie ihr 100-jähriges Jubiläum. Ein Rückblick auf eine bewegte Geschichte.
Tanja Wirz

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Die «ideelle und materielle Wohlfahrt» der Studierenden zu fördern, dies hatten sich einige engagierte Studierende 1906 auf die Fahnen geschrieben, und zu diesem Zweck gründeten sie am 15. April 1907 die «Zentralstelle für studentische Angelegenheiten». Sie bestand damals aus fünf Abteilungen: einem Auskunftsamt, einem Arbeitsamt, einem Bücherantiquariat, einem Wirtschaftsamt und einem Schiedsamt. Ein Jahr später kamen eine Mikroskopausleihstelle und eine belletristische Bibliothek dazu, die allerdings nach zwei Jahren wieder einging.

Der Studentenladen ist nur eine von vielen Dienstleistungen, welche die Zentralstelle anbietet.

Von all dem überlebte einzig der Mikroskopverleih die Zeit des Ersten Weltkrieges. Dafür verkaufte die Zentralstelle ab 1919 auch neue Bücher, als Protest gegen die Zürcher Buchhändler, die damals den vor dem Krieg üblichen Studierendenrabatt abgeschafft hatten. Der Schweizerische Buchhändlerverein seinerseits belegte die Zentralstelle in der Folge mit einer Liefersperre. Lange gelang es den Studierenden dennoch, immer wieder neue Bezugskanäle zu finden. Erst 1934 kam es zum endgültigen Zerwürfnis mit dem Buchhändlerverein.

Eine neutrale Stiftung

1920 war die Zentralstelle ein Teil der Organisation der Studentenschaft geworden, der damals alle Studierenden der Universität angehörten. Diese «Zwangskörperschaft» wurde in den bewegten siebziger Jahren von bürgerlicher Seite als zu links angesehen und stark kritisiert. Erfolgreich: Sie wurde von der Hochschulkommission verboten und aufgelöst. Die zur Studentenschaft gehörende Zentralstelle versuchte, in diesem Konflikt neutral zu bleiben und wurde 1977 beizeiten in eine selbstständige Stiftung umgewandelt. Über deren Geschicke bestimmt seither ein aus Studierenden bestehender Stiftungsrat.

Die heutige Zentralstelle hält ein vielfältiges Angebot bereit: In den beiden Studentenläden im Zentrum und im Irchel kann Büromaterial und das für die jeweilige Vorlesung gerade benötigte Skript oder Buch gekauft werden, die Arbeitsvermittlung verhilft zu einem Job, in der Druckerei wird die Lizarbeit vervielfältigt, die zahlreichen ebenfalls von der Zentralstelle betriebenen Kopierer an der Universität laufen stets heiss, und wer für eine Pause Schokolade, Zigaretten, ein Sandwich oder eine Zeitung begehrt, wird an den Kiosken mit dem auffälligen gelb-schwarzen Logo fündig. Die Non-Profit-Organisation beschäftigt rund fünfunddreissig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erzielte 2006 einen Umsatz von 8,3 Millionen Franken.

Gewinne und Verluste

Vor allem in den 1990er-Jahren machte die Zentralstelle so ansehnliche Gewinne, dass sie zahlreiche Projekte unterstützen konnte, so etwa das Studententheater im Keller 62, verschiedene studentische Zeitschriften, aber auch – nicht immer unumstritten – unipolitische Arbeit.

Dies alles ist derzeit nicht mehr möglich, denn 2002 durchlebte die Zentralstelle eine ernsthafte Krise (siehe auch unijournal 4/2002): Der Computerladen steckte tief in den roten Zahlen, die Stiftung hatte Liquiditätsprobleme. Geschäftsleiterin Annette Ahlén erklärt: «2002 brachen die Margen im Computerbereich zusammen, und die Stiftung verlor damals viel Geld.» In dieser schwierigen Situation kam es zum Konflikt zwischen Geschäftsleitung und Stiftungsrat über Fragen der Rechnungsführung und der Kontrolle. Dies führte schliesslich dazu, dass der damalige langjährige Geschäftsleiter die Zentralstelle verliess, dass die Fonds geschlossen werden mussten und eine grundsätzliche Reorganisation der Strukturen notwendig wurde. Der Computerladen konnte glücklicherweise verkauft werden.

«Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen», meint Annette Ahlén. Mirco D’Angelo, der heutige Präsident des Stiftungsrats, fügt hinzu: «Sobald wir können, möchten wir gerne wieder vermehrt studentische Projekte unterstützen. Doch zuerst muss die Stiftung wieder auf gesunde Beine kommen.» Das ist einer der Gründe, weshalb der Bücherladen und die Arbeitsvermittlung am Seilergraben geschlossen wurden. Die Arbeitsvermittlung ist neu an der Rämistrasse 62 beheimatet. Vieles findet allerdings inzwischen ohnehin im Internet statt, und der Bücherladen findet Unterschlupf im Studentenladen im Zentrum.

Die nächste grosse Aufgabe wird sein, in Sachen EDV aufzurüsten, um den bereits bestehenden Web-Auftritt auf den neusten technischen Stand zu bringen und eine moderne Warenwirtschaft zu gewährleisten. «Wir wollen wissen, was wie stark nachgefragt wird», erklärt Annette Ahlén. «Wir wollen unsere Kunden besser spüren.» Zu diesem Zweck wurde vor einem Jahr sogar eine Umfrage unter den Studierenden gemacht und festgestellt, dass diese – abgesehen vom Schlangestehen beim Run auf die Skripten anfangs des Semesters – mit ihrer Zentralstelle nach wie vor sehr zufrieden sind.

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