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Zündender Spaziergang

Besucht eine ausländische Delegation die Universität Zürich, stellt sich schnell einmal die Frage nach einer kompetenten Führung durch die historischen Räumlichkeiten der Alma Mater. Das Ressort Internationale Beziehungen hat in Zusammenarbeit mit einem Historiker eine Führung für in- und ausländische Gäste konzipiert. Unipublic hat an einer der ersten Führungen teilgenommen.
Marita Fuchs

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Eine Führung sei wie ein Bühnenauftritt, meint der Historiker und Ausstellungsmacher Ralph Weingarten, der Besichtigungstouren und Führungen durch das Hauptgebäude der Universität anbietet. Mit ausladender Geste weist er auf die weibliche und männliche Steinskulptur hin, die den Eingang zur Alma mater an der Rämistrasse säumen und die Menschheit symbolisieren. «Ich möchte die heutige Universität vorstellen und die Zuhörer für die kunsthistorische Schätze und architektonische Schönheiten begeistern», beschreibt Weingarten seine Arbeit.

Er selbst hat an der Universität Zürich studiert und ist von der Architektur des Hauptgebäudes fasziniert. Seine einstündige «tour d’horizon d’université», führt in der Regel durch das Hauptgebäude zum Zoologischen Museum, in die Künstlergasse, von dort zum Lichthof und endet im Senatszimmer, von dessen Balkon aus die Besucher einen Panoramablick auf die Stadt geniessen können.

Ralph Weingarten zeigt interessierten Besuchern das Hauptgebäude.

Häufiger Wunsch

Das Ressort Internationale Beziehungen erhält häufig Anfragen von ausländischen Gruppen, die die Universität besichtigen möchten. Deshalb hat es Weingarten beauftragt, Führungen durch das Hauptgebäude zu konzipieren. «Gerade ausländische Gäste möchten mehr über die Universität Zürich erfahren», sagt Anne-Marie Bernauer, stellvertretende Leiterin der Abteilung Internationale Beziehungen. «Mit einer professionellen Führung, die Herr Weingarten auf Wunsch in deutscher oder englischer Sprache durchführt, können Geschichte und Gegenwart der Universität anschaulich vermittelt werden».

Minerva, Göttin der Weisheit, hält ihre schützende Hand über das ehemalige Rektorzimmer.

Minerva schützt den Rektor

Erster Stopp auf der heutigen Führung für eine Gruppe von Universitätsangestellten ist das ehemalige Rektoratszimmer im Inneren des Hauptgebäudes. Ausländischen Gästen, wie kürzlich einer Gruppe aus China, würde er auch Funktion und Verantwortungsbereich des Rektors schildern, erzählt Weingarten. Den Mitarbeitenden erklärt er die Reliefs, die die Tür zum Rektorzimmer umrahmen: Ein grosses Medaillon über dem Türsturz zeigt Minerva, die Göttin der Weisheit und Schutzgöttin der Schulen. Rechts und links unter ihr sind die Fakultäten symbolisch dargestellt. «Hier bietet sich Gelegenheit, die einzelnen Fakultäten vorzustellen», sagt Weingarten. Er richtet seine Führung je nach Vorwissen der Gruppe aus und geht gern auf Fragen ein, damit es lebendiger wird.

Ist nur ein Modell geblieben:  Architekt Karl Moser hatte zunächst ein grosses Universitätsgbäude mit zwei Türmen geplant.


Karl Mosers Visionen

Auf dem Weg zur Aula beschreibt Weingarten Architektur und Entstehung des Hauptgebäudes. Dass der Architekt Karl Moser das Gebäude ursprünglich doppelt so gross geplant hat, zeigt das Miniaturmodell im ersten Stock. «Angesichts der heutigen Studierendenzahlen hatte Moser die richtige Dimension gewählt. Damals erschien jedoch der Stadt Zürich dieses Gebäude zu monumental», erzählt Weingarten und spricht die jetzige Platznot der Universität Zürich mit ihren vielen Aussengebäuden an. Was er nicht direkt zeigen kann, visualisiert er mit Hilfe von grossen Fotos, zum Beispiel den wichtigen zweiten Standort der Universität, den Irchel.

Auf dem Weg zur Aula.

An die akademische Jugend der Welt

Vor der Aula verweist Weingarten auf die Büsten bedeutender Donatoren und zählt die Nobelpreisträger der Universität auf. In der Aula wird Historie fassbar: Weingarten lässt Bilder von der vielzitierten Rede Churchills an die akademische Jugend der Welt im Jahr 1946 in der Gruppe zirkulieren: Da steht Churchill am Rednerpult, feierlich inmitten von Fahnenträgern.

Weingarten erzählt von berühmten Studentinnen wie Marie Heim-Vögtlin oder Rosa Luxemburg, die sich ihren Platz in der von Männern dominierten Universitätswelt einst hart erkämpfen mussten.

Die «Alte Universität» war von 1864 bis 1914 im Südflügel der ETHZ vis-à-vis des heutigen Zoologischen Museums untergebracht.

Von der Aula geht Weingarten mit den Besuchern ins Zoologische Museum, weiter spaziert die Gruppe zur Künstlergasse. Von 1864 bis 1914 war die «Alte Universität» im Südflügel der ETHZ untergebracht. Anlass für Weingarten, von der früheren Konkurrenz und der heutigen Zusammenarbeit mit der Nachbarhochschule zu erzählen.

Menschen im Lebenskampf

Der weite, überdachte Platz des Lichthofes im Herzen des Hauptgebäudes ist der soziale Mittelpunkt der Universität. Studentinnen und Studenten sitzen leger in Jeans-Einheitskleidung an den Tischen und trinken Kaffee. Bis 1950 gab es noch eine Kleiderordnung an der Universität, sagt Weingarten. Klein und überschaubar sei die Studentenwelt damals gewesen.

Am Ende der Führung stehen die Fresken im Senatszimmer auf dem Programm. Sie stellen Menschen im Lebenskampf dar. Nicht ganz so dramatisch sei die Aufgabe des akademischen Senats, scherzt Weingarten. Zum Schluss begeben sich die Zuhörer auf den Balkon. Von dort aus kann man auch einen Blick auf die Anfänge der Universität erhaschen. Die ersten Professoren und Studenten lehrten und studierten ab 1833 im Hinteramt an der Augustinergasse.

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