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Ein Forum für Open Source an der Universität

Der Einsatz von freier und frei zugänglicher Software nimmt vor allem im Bereich der Systembetreuung ständig zu. Die Interessengruppe FOSS@UZH will Institute beim Einsatz solcher Software unterstützen und beraten.
Theo von Däniken

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Angefangen hat es mit einem Hilferuf: Die beliebte Open Source Software OpenSSH – sie ermöglicht den Fernzugriff auf einen Computer im Netzwerk – benötigte zum weiteren Überleben dringend Geld. Weil die Software an der Universität Zürich auf vielen Systemen eingesetzt wird, lancierte Stephan Rickauer, Informatik-Koordinator am Institut für Neuroinformatik, eine Sammelaktion zu Gunsten des Projekts.

Dabei stellte sich heraus, dass an der Universität kein formaler Rahmen für eine solche Sammelaktion besteht. So entstand die Idee, eine Interessengemeinschaft zu gründen, die Unterstützung für Open-Source-Projekte bieten kann. FOSS@UZH war geboren. «FOSS» steht für «Free and Open Source Software», also für Software, deren Lizenz es ausdrücklich erlaubt, sie für jeden Zweck zu benutzen, sie zu studieren, zu verändern und in ursprünglicher oder geänderter Form weiter zu verbreiten.

Vor allem im Bereich Netzwerke und Internet ist Open Source Software sehr verbreitet. Beispiele: OpenSSH, der Browser Firefox oder das Content-Management-System Lenya, das auch an der Universität Zürich zum Einsatz kommt.

Die Universität Zürich hält in ihrer Informatikstrategie fest, dass nach Möglichkeit Open Source Software der Vorzug gegeben wird. In vielen Bereichen setzt sie entsprechende Programme bereits ein: So ist etwa das Content-Management-System «Lenya», mit dem ein grosser Teil der Universitätswebseiten – unter anderem auch unipublic – erstellt und verwaltet werden, ein Open-Source- Produkt.

Grosse Unbekannte

Open Source Software kommt im Moment aber eher auf der Ebene der Systemadministration als bei Anwenderprogrammen zum Einsatz. Open-Source-Produkte sind deshalb vielfach wenig bekannt, wie Carsten Rose, Systembetreuer am Institut für Mathematik und Mitglied des FOSS-Kernteams, erklärt. «Ein erstes Ziel von FOSS ist es, Open-Source-Varianten von häufig verwendeten Software-Anwendungen bei den Informatikkoordinatoren in den Instituten bekannt zu machen.» Eine Umfrage habe gezeigt, dass das Interesse an solchen Angeboten und die Bereitschaft, sie zu Nutzen, gross ist.

Gross ist aber auch das an vielen Orten bereits vorhandene Knowhow mit Open Source Anwendungen. FOSS will dieses Wissen auf einer Plattform bündeln und interessierten Koordinatorinnen und Koordinatoren zur Verfügung stellen. Dazu soll unter anderem eine Projekt-Datenbank auf dem Internet erstellt werden, in welcher die eingesetzten Open Source Anwendungen an der Universität dokumentiert sind. Interessierte Informatik-Verantwortliche können sich dort über erfolgreiche Projekte informieren und herausfinden, wer bereits Erfahrungen mit dem gesuchten Produkt hat.

Dem Austausch dient auch ein Online-Forum, das auf der Website www.foss.uzh.ch eingerichtet wurde. Dem virtuellen Erfahrungsaustausch soll aber auch bald ein erstes Treffen folgen, sagt Rose. Geplant sind regelmässige Veranstaltungen, an denen Informatik-Koordinatoren Open Source Projekte vorstellen.

Kosten nicht im Vordergund

Obwohl sie in der Regel lizenzfrei erhältlich ist, steht das Kostenargument nicht im Vordergrund beim Einsatz von Open Source Software. «Ein grosser Vorteil gegenüber den meisten kommerziellen Produkten ist die Verfügbarkeit des Quellcodes», erläutert Carsten Rose. Sie erlaubt es, die Software aufgrund der eigenen Bedürfnisse selber weiter zu entwickeln und anzupassen. «Gerade an den Universitäten und im Forschungsumfeld ist dies sehr wichtig», betont Rose.

Die Neuerungen kommen nicht nur dem jeweiligen Entwickler zu Gute, sondern werden wieder in die Software zurückgespielt. Open Source Software mit einer weiten Verbreitung kann deshalb auf ein grosses Reservoir an Programmierern zählen, welche die Software ständig verbessern und weiterentwickeln. Entwicklungsabteilungen kommerzieller Softwareunternehmen können hier kaum mithalten.

Direkter Zugang

Aber auch wer nicht selber programmiert, stösst mit seinen Anliegen bei Open Source Software meist auf offenere Ohren als bei kommerziellen Anbietern. «Bei Open Source Software ist der Weg zu den Entwicklern in der Regel sehr kurz», so Rose. Anregungen für Erweiterungen können direkt bei den Personen angebracht werden, welche die Software tatsächlich schreiben; die Chance auf eine Umsetzung innert nützlicher Frist ist recht gross.

Das Beispiel OpenSSH zeigt aber auch die Gefahren von Open Source: Meist werden sie als Projekte von Einzelpersonen oder kleinen Teams gestartet, welche die Software in der Freizeit und ohne finanzielle Gegenleistung entwickeln. Geht dem Kernteam einmal der Schnauf oder das Geld aus, ist der Weiterbestand des Projekts gefährdet. «Wegen der Freiwilligkeit laufen Open-Source-Projekte wahrscheinlich eher Gefahr zu scheitern, als kommerzielle Projekte», findet auch Carsten Rose. «Allerdings ist der Code noch immer verfügbar, auch wenn die Initiatoren aus dem Projekt aussteigen. Es kann von der Community dennoch weiter entwickelt werden.»

Projekte unterstützen

Erfolgreiche Open-Source-Projekte erweisen sich oft auch als veritable Job-Maschinen. Wer an der Entstehung einer verbreiteten Open Source Software mitgearbeitet hat, erwirbt sich ein sehr gutes Renommee und kann auch auf bezahlte Aufträge hoffen. Zudem entsteht im Umfeld von Open-Source- Projekten häufig eine Nachfrage nach Beratungsleistungen oder Unterstützung bei der Installation. FOSS will neben dem Know-how-Transfer deshalb auch die finanzielle Förderung von Open-Source-Projekten ermöglichen. Nach der erfolgreichen Aktion zu Gunsten von OpenSSH wird deshalb das Sammeln von Spenden- und Sponsorengeldern FOSS auch weiterhin beschäftigen.

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