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Spitzenmedizin braucht eine starke Basis

Seit 25 Jahren fördert die Velux-Stifung Forschungsprojekte, insbesondere im medizinischen und ökologischen Bereich. Zum Jubiläum referierte Prof. Viktor E. Meyer, emeritierter Direktor der Klinik für Wiederherstellungschirurgie am Universitätsspital Zürich, über die Bedeutung der Spitzenmedizin.
Adrian Ritter

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Rund 200 Projekte hat die Velux-Stiftung in ihrer 25-jährigen Geschichte unterstützt. Nachhaltig und nützlich soll diese Forschung sein, sagte Dr. Marco Jagmetti, Präsident des Stiftungsrates. Prof. Alexander Borbély bedankte sich als Prorektor Forschung der Universität Zürich für das Engagement der Stiftung. Durch ihre regelmässigen und substanziellen Beiträge habe sie insbesondere in der medizinischen Forschung neue Möglichkeiten eröffnet.

Setzt sich für nachhaltige Forschung ein: der Präsident des Stiftungsrates, Dr. Marco Jagmetti.

Stiftungen sind gemäss Borbély für Universitäten ideale Partner: «Sie erwarten zwar Leistungen, aber nicht kurzfristige Resultate. Weil das Interesse an der Sache im Vordergrund steht, ermöglichen sie auch Grundlagenforschung.» Die bisherigen Erfahrungen hätten auch gezeigt, dass dabei keinerlei Probleme mit der akademischen Freiheit entstehen.

Gleichzeitig ermöglichten Drittmittel, die «exklusive finanzielle Abhängigkeit vom Staat zu durchbrechen». Im Jahre 2004 hat die Universität Zürich rund 28 Mio. Franken über Legate und Stiftungen erhalten, was ungefähr 18 Prozent des Gesamtbudgets ausmachte.

Vom Alleingang zum Team

Was aber braucht es, damit aus finanzieller Unterstützung nachhaltige und nützliche Erkenntnisse entstehen? Für den emeritierten Mikrochirurgen Prof. Viktor E. Meyer müssen Forscher vor allem innovativ, kreativ und visionär sein. In der Geschichte der Medizin seien Spitzenleistungen oft im Alleingang erbracht worden. Weil sich das Wissensvolumen im Laufe des 20. Jahrhunderts aber stark vergrösserte, entstanden zahlreiche Spezialgebiete. «Teamwork-Cluster» seien darum heute nötig, um das Wissen verschiedener Fachgebiete im Rahmen von Projekten zu bündeln.

«Teamwork-Cluster» seien heute nötig, um das Wissen verschiedener Fachgebiete im Rahmen von Projekten zu bündeln: Prof. Viktor E. Meyer, emeritierter Professor für Chirurgie.

Was heute im medizinischen Alltag Routine ist, hat als Spitzenleistung begonnen, erinnerte Meyer. Dies gelte für die Entdeckung der Röntgenstrahlung ebenso wie für die 1977 weltweit erste Anwendung eines Ballonkatheters am Universitätsspital Zürich. Medizinische Forschung sei mit einem Eisberg vergleichbar: «Die Erfolge sind nur die Spitze: Sie sind zwar weitherum sichtbar, machen aber nur etwa einen Fünftel des Eisberges aus. Ohne die oft wenig beachtete Basis gäbe es den sichtbaren Erfolg nicht.»

Erfolge bei Transplantation und Bildgebung

Am Beispiel von Chirurgie, Radiologie und Nuklearmedizin zeigte Meyer die heutigen Herausforderungen und Leistungen auf. Hohe Erfolgsquoten würden beispielsweise in der rekonstruktiven Mikrochirurgie erreicht, wo es darum gehe, abgetrennte Körperteile wieder mit dem Körper zu vereinen.

Ein Quantensprung sei in den letzten Jahren bei der Entwicklung eines «Kunstherzens» erzielt worden. Dieses soll Patienten das Überleben sichern, bis eine Herztransplantation möglich ist. Ursprünglich von der NASA für den Treibstofftransport in Raketen verwendet, sei mit dem «Turbinenherz» nun ein Pumpsystem im Einsatz, welches deutlich weniger Komplikationen erzeuge als bisherige Lösungen.

Erhebliche Fortschritte sieht Meyer auch in der diagnostischen Radiologie. Mittels Röntgenstrahlen, Magnetresonanz und Ultraschall könnten heute Bilder erzeugt werden, die «farbigen Abbildungen in erstklassigen Anatomiebüchern sehr nahe kommen».

Eisberg im Gleichgewicht halten

Bei all diesen Errungenschaften sei als nicht sichtbarer Teil des Eisberges ein breites Forschungsnetzwerk nötig. Im Falle der Radiologie umfasse dieses Fächer wie Informatik, Physik, Materialwissenschaft, Chemie und Elektronik, um nur einige zu nennen.

Nur der jahrelange Aufbau eines solchen Netzwerkes führt gemäss Meyer zum Erfolg. «Wenn nun einzelne Stücke aus dem Eisberg heraus gebrochen werden, wird sich sofort das dynamische Gleichgewicht verändern, was mit negativen Konsequenzen verbunden ist.» Es gelte daher, die Qualität erfolgreicher Eisberge zu bewahren und auszubauen. Dazu müsse die Gesellschaft aber auch bereit sein, die finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen. Dass sich dies lohnt, davon ist Meyer überzeugt: «Unser Leben und unsere Gesundheit sind unser höchstes Gut.»

 

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