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Auf dem Weg zum Körper

Der Akademische Sportverband Zürich (ASVZ) hat gestern in der Hochschulsportanlage Irchel ein vergrössertes Trainingscenter eröffnet. Dieses soll dem vermehrten Bedürfnis der Studierenden nach individuellem Training entgegenkommen. unipublic unterhielt sich mit Kaspar Egger, Direktor des ASVZ, über Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Zürcher Hochschulsports.
Adrian Ritter

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Am 13. September eröffnet worden: Das neue Trainingscenter in der Hochschulsportanlage Irchel. Neben dem neuen Cardio- und Kraftraum wurde auch die Sauna neu gestaltet und ein Cyclingroom eingerichtet.

unipublic: Wie hat sich das Angebot des ASVZ seit seiner Gründung 1939 verändert?

Kaspar Egger: In der Gründungszeit standen Werte wie Wehrtüchtigkeit, Erziehung und Leistung im Vordergrund. «Schnuufe, schwitze, Muskelkater» könnte man das damalige Motto umschreiben. Das änderte sich in den 60er Jahren, als das Turnen zu Musik modern wurde und im neu eingeführten «Kondi» Fitness das Ziel wurde. Attraktiver als Leistungssport wurden zudem Spielsportarten wie Fussball, Handball und Volleyball. Einen weiteren Boom erlebten in den 70er Jahren die Outdoor-Sportarten - vor allem das Jogging. Als Antwort darauf hat der ASVZ die SOLA-Stafette lanciert – diese ist bis heute im wahrsten Sinne des Wortes ein «Renner» geblieben.

Der nächste Trend war dann die Wellness?

Ja, für die Gesundheit etwas zu tun, wurde in den 90er Jahren zu einer wichtigen Motivation, um Sport zu treiben. Unser Motto lautet seither denn auch «For Body, Brain & Soul». Die 90er-Jahre brachten auch eine Individualisierung des Trainings mit sich. Die Sportlerinnen und Sportler zogen dem Teamsport oder der Massenveranstaltung vermehrt das individuelle Training im Ausdauer- oder Kraftraum vor. Wir haben in den letzten Jahren neue Sportarten wie Cycling, Body Combat oder Power Yoga ins Angebot aufgenommen.

Landwirtschaft und Hochschulsport auf dem Gelände der Kantonsschule Rämibühl unweit der Universität. Erst 1974 konnte der ASVZ seine erste eigene Hochschulsportanlage auf der Allmend Fluntern in Betrieb nehmen.

Was ist heute das Ziel des ASVZ?

Unser Angebot kann heute am besten mit «Freude, Begegnungsort, Leistung» umschrieben werden. Wir wollen eine sinnvolle Freizeitgestaltung anbieten und unseren Besuchern ermöglichen, ihre Lebensqualität zu verbessern. Wichtig ist dabei auch der «Lifetime-Gedanke». Unser Wunsch ist es, dass die Studierenden den Sport als wichtigen Bestandteil ihres Lebens verankern und auch nach Studienabschluss aktiv sind. Wenn uns das gelingt, haben wir viel erreicht. Deshalb freut es mich besonders, wenn mir ein sportlicher Alumni sagt: «Bei euch habe ich es gelernt».

Muss der ASVZ jeden Trend mitmachen, um dieses Ziel zu erreichen?

Man darf nicht vergessen, dass unser primäres Zielpublikum 20-28 Jahre alt ist. Da müssen wir schon gewisse Entwicklungen berücksichtigen. Allerdings übernehmen wir nicht blind jeden Trend. Unsere Hochschulsportlehrer sind streng, wenn es darum geht, neue Sportarten ins Programm aufzunehmen. Diese müssen den genannten Zielen des ASVZ entsprechen, eine gewisse Langfristigkeit erahnen lassen und natürlich auch sicher sein. Das Canyoning bieten wir beispielsweise nicht mehr an, weil es zu risikoreich ist.

Möchte an den Hochschulen weitere Oasen der Regeneration einrichten, wo die Studierenden den Kopf leeren können, um wieder aufnahmefähig zu sein für Neues - Kaspar Egger, Direktor des ASVZ.

In welche Richtung geht der Trend heute?

Ich gehe davon aus, dass das individuelle Trainieren, insbesondere in den Cardio- und Krafträumen, noch weiter zunehmen wird. Wer Sport treibt, will sich heute weniger verpflichten und zum Beispiel nicht ein ganzes Semester in einer Mannschaft spielen, sondern eher im Rahmen eines Events wie der Volleyballnacht. Allgemein suchen die Sportlerinnen und Sportler vermehrt die Mischung aus «Fun» und Fitness im Sport.

Andererseits bietet der ASVZ auch mehr «ruhige» Angebote wie Meditation an.

Das ist sehr wichtig. Gerade an einer Hochschule braucht es Oasen, um den Kopf zu leeren und wieder aufnahmefähig zu sein für Neues. Wir möchten daher mehr Möglichkeiten für die Regeneration anbieten. Die neu eröffneten Räume für Meditation und Entspannung im alten Chemiegebäude (CAB) sind diesbezüglich ein Meilenstein. Gerne würden wir auch im Hauptgebäude der Universität etwas Vergleichbares anbieten.

Die Geschichte des ASVZ ist geprägt von der Suche nach Räumen und Sportanlagen. Wird das auch in Zukunft so sein?

Der ASVZ hat seit seiner Gründung zwei hauptsächliche Aufgaben. Erstens die bauliche Infrastruktur für Sport anzubieten und zweitens ein breites Angebot an Sportarten. Das tönt einfacher als es ist. Ich erinnere daran, dass der ASVZ erst 1974, also 35 Jahre nach seiner Gründung, auf der Allmend Fluntern seine erste eigene Sportanlage eröffnen konnte. Vorher fand das Turnen in Turnhallen von Kantonsschulen oder im Freien statt.

Die Erweiterung der Hochschulsportanlage Irchel ist deshalb ein wichtiger Schritt für uns, um dem vermehrten Bedürfnis nach individuellem Training gerecht zu werden. Und wir haben weitere Pläne. Auf dem Hönggerberg soll im Rahmen von Science City im Herbst 2008 ein neues Sportzentrum eröffnet werden.

Schweizerische Hochschulsportmeisterschaften 1937 in Zürich: Mit «Schnuufe, schwitze, Muskelkater» könnte auch das Motto des ASVZ in seiner Gründungsphase umschrieben werden.

Hat der ASVZ nicht mit finanziellen Problemen zu kämpfen?

In den letzten Jahren ist es schwieriger geworden, neue Sponsoren zu finden und auch die Pflege der bisherigen Sponsoren muss intensiv sein. Das Sponsoring macht allerdings nur rund sieben Prozent unseres Budgets aus. Der grösste Anteil unserer Einnahmen stammt von Universität und ETH sowie den Gebühren der Teilnehmenden. Da wir seit 1994 keine Gebührenerhöhung bei den Studierenden vorgenommen haben, muss dieser Schritt im Zusammenhang mit unserem ständig erweiterten Angebot aber diskutiert werden.

Verlangt ein erweitertes Angebot nicht auch nach längeren Öffnungszeiten der Sportanlagen?

Wenn es nach mir ginge, wären unsere Sportanlagen sieben Tage pro Woche 24 Stunden lang geöffnet. Aber da stossen wir an personelle und finanzielle Grenzen. Wir prüfen, ob wir die Anlagen morgens bereits um 6.30 Uhr öffnen können. Ab dem kommenden Wintersemester wird zudem neben der Hochschulsportanlage Fluntern die Polyterrasse am Wochenende ebenfalls geöffnet sein.

Welche weiteren Herausforderungen erwarten den ASVZ in der Zukunft?

Aktuell bleiben und das Angebot laufend verbessern, lautet unser Ziel. Gemäss einer Umfrage treiben 94 Prozent der Zürcher Studierenden Sport, 60 Prozent nutzen regelmässig mindestens ein Angebot des ASVZ. Mit diesen Zahlen stehen wir im internationalen Hochschulsport an der Spitze. Unser Anspruch ist es, die derzeit 80 angebotenen Sportarten weiterhin auf einem hohen Niveau anbieten zu können. Wir wollen ein sportliches Kompetenzzentrum sein, an dem auch wissenschaftliche Erkenntnisse umgesetzt werden - das wird noch zuwenig genutzt.

Allgemein möchten wir auch dazu beitragen, den Sport in der Bevölkerung noch mehr zu verankern, im Sinne von: Bewegung gehört zum Alltag. Auch innerhalb der Hochschulen kann diesbezüglich noch einiges getan werden. Mit dem Programm «Plus» versuchten wir Ende der 90er Jahre, Bewegung in Tagungen und Kongresse zu integrieren. Wir boten für die Besucher individuell gestaltete Sportlektionen und die Teilnahme an unserem regulären Programm an. Das Interesse war leider gering. Immerhin rund 20-30 Mal pro Jahr wird aus unserem «Plus»-Angebot aber die «bewegte Pause»für Kongress- und Seminartage genutzt.

 

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