Abschied von der Akademischen Viertelstunde?
Die Universität Zürich hat mittlerweile drei grosse Standorte: Zürich Nord, den Irchel und das Zentrum. Für die Studierenden und Dozierenden bedeuten diese weit auseinander liegenden Standorte ein ständiges Pendeln, das mit dem Umzug weiterer Fachbereiche nach Zürich Nord noch verschärft wird. Betroffen sind etwa 25 Prozent aller Studierenden, die im Haupt- oder Nebenfach eine der Disziplinen studieren, die in Zürich Nord angeboten werden.

Unhaltbare Situation
Die Tour von der Andreasstrasse und der Binzmühlestrasse in Zürich Nord bis ins Hauptgebäude dauert mit öffentlichen Verkehrsmitteln mehr als 30 Minuten. Die Stundenpläne der Universität sehen zwischen den Vorlesungsblöcken aber lediglich eine Viertelstunde Pause vor. «Das ist selbst für das Pendeln zwischen Irchel und Hauptgebäude zu wenig und führt heute schon dazu, dass Studierende die Vorlesungen früher verlassen oder in Kauf nehmen, zu spät zu kommen. Eine unhaltbare Situation für alle Beteiligten», sagte der stellvertretende Leiter der Rektoratsdienste, Markus Schaad, an der Informationsveranstaltung vom Donnerstag.
Einbezug der Studierenden
Schaad wurde vom Rektor beauftragt, die Arbeitsgruppe «Studentische Anliegen» zu leiten, die Lösungen für das Pendel-Problem ausarbeitete. Initiiert wurde die Arbeitsgruppe unter anderem durch die Fachschaftsvertretenden der Psychologischen Institute, die im Zusammenhang mit dem Umzug an die Binzmühlestrasse den Rektor um eine stärkere Beteiligung an den Entscheidungsprozessen ersuchten. «Wir wollten mehr Transparenz und wirklich informiert werden» betonte Pierre Bachmann, Präsident des Fachvereins Psychologie. «Auch sind wir froh, dass wir in der Arbeitsgruppe Einsitz nehmen konnten und unsere Anliegen wirklich ernst genommen werden.»
Die Arbeitsgruppe setzt sich sowohl aus Delegierten der Studierenden und der Institute, die im Sommersemester 2006 an die Binzmühlestrasse ziehen werden, zusammen, als auch aus Vertretern der Abteilung Bauten und Räume, des Rektorats und des Betriebsdienstes der Universität Zürich. «Die Priorisierung der Anliegen hat gezeigt, dass das Pendeln das Hauptproblem ist», sagte Schaad. «Deshalb schlagen wir vor, die Stundenplanzeiten an der Universität neu zu regeln. Dozierende und Studierende müssen die Möglichkeit haben, die drei Standorte problemlos zu wechseln, um eine Veranstaltung rechzeitig erreichen zu können.»

Halbstündige Pausen
An der Veranstaltung stellte Pierre Bachmann vor, wie die Änderung der Anfangszeiten konkret ausgestaltet werden soll. Es sollen nun fünf Vorlesungsblöcke eingerichtet werden, mit je einer halbstündigen Pause dazwischen, zum Beispiel ein Block von 8.00 Uhr bis 9.45 Uhr und ein zweiter von 10.15 bis 12.00 Uhr mit je einer Viertelstunde Pause dazwischen, damit einstündige Vorlesungen weiterhin möglich sind. Damit weiterhin fünf Doppelstundenblöcke angeboten werden können,sollen die Anfangszeiten leicht vorverschoben werden, beispielsweise von 8.15 auf 8.00 Uhr; der letzte Block endet eine Dreiviertelstunde später um 18.45 Uhr.
«Damit müssen wir auf die alte Tradition der akademischen Viertelstunde verzichten», sagte Schaad. «Ausserdem müssen die neuen Zeiten für die gesamte Universität gelten, damit die Studierenden in den grossen Pausen von jedem Hauptstandort zu jedem andern pendeln können.»
Shuttlebusse zwischen Zentrum und Zürich Nord
Da die halbe Stunde für die Fahrt vom Zentrum nach Zürich Nord mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht ausreicht, sollen Shuttlebusse eingesetzt werden. «Eine Probefahrt zwischen Künstlergasse und dem Standort Andreasstrasse hat ergeben, dass der Pendelbus 15 Minuten benötigt», sagte Schaad. Ob die Pendelbusse eingesetzt, und die Anfangszeiten geändert werden, muss nun die Universitätsleitung entscheiden.