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Ausbildung statt Bildung?

Von universitärer «Ausbildung» zu reden, ist europaweit in Mode – auch an der Universität Zürich. Doch kann eine Universität als «Ausbildungsstätte» noch Universität sein? «Ein Studium ist keine Ausbildung», meint Michael Walter in seinem Beitrag zur neuen Reihe «Quo vadis universitas?», die als Internetpublikation erscheint.
Hansueli Rüegger

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Die Rektorenkonferenzen von Deutschland, Österreich und der Schweiz sprechen in einer gemeinsamen Erklärung vom März 2004 zur Zukunft der Promotion in Europa von «Doktorandenausbildung» und von «wissenschaftlicher Ausbildung». Im Vorlesungsverzeichnis der Universität Zürich finden sich Kurse in den Bereichen «Allgemeine Ausbildung» und «Spezielle Ausbildung», «Mittlere Ausbildung» und «Höhere Ausbildung». Da ist es nur konsequent, wenn sich die Universität Zürich im Entwurf einer Selbstdarstellung als «Ausbildungsstätte» vorstellt. Indessen bleibt zu fragen, inwiefern die Universität mit einem solchen Selbstverständnis noch Universität sein kann und worin sie sich dann von einer Fachhochschule unterscheidet.

«Wissenschaftliche Bildung» im Leitbild

An einem anderen Selbstverständnis hatte sich die Universität Zürich bei der Vorbereitung ihrer aktuellen Rechtsgrundlage orientiert: «Die Universität vermittelt wissenschaftliche Bildung» (§ 2 Universitätsgesetz vom 15. März 1998). Was darunter zu verstehen ist, wird exemplarisch im Leitbild der Universität ausgeführt: «Wissenschaftliche Bildung zielt auf die Fähigkeit, Probleme zu erfassen, Erkenntnisse methodisch zu gewinnen, kritisch zu beurteilen und anderen zu vermitteln.»

Das Profil eines universitären Studiums ist mit der Idee der wissenschaftlichen Bildung verbunden und darf nicht den pragmatischen Ansprüchen einer Ausbildung geopfert werden – dafür plädiert Michael Walter, Professor für Musikwissenschaft und Forschungsdekan der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz. Walters Essay ist der zweite Beitrag in der der Internetreihe «Quo vadis universitas?», in der kritische Beiträge zur Idee und Zukunft der Universität erscheinen. Leitend ist der Gedanke, dass das Selbstverständnis einer Universität – in Auseinandersetzung mit historisch sich wandelnden Vorstellungen und künftigen Herausforderungen – durch die Kommunikationsgemeinschaft der Universitätsangehörigen immer neu zu diskutieren bleibt.