Navigation auf uzh.ch

Suche

UZH News

 

Studieren, forschen und leben in Zürich Nord

Unweit des Bahnhofs Oerlikon, mitten im dynamischsten Entwicklungsgebiet der Region, liegt seit zweieinhalb Jahren der neue, neben Zentrum und Irchel dritte Standort der Universität Zürich: «Zürich Nord». Unipublic nahm einen Augenschein in dem von Transparenz und Helligkeit geprägten Bau an der Andreasstrasse.
Sascha Renner

Kategorien

Durch eine Glastür geht es in eine offene, Licht durchflutete Halle. Links reihen sich Sitzgruppen, auf denen sich junge Leute besprechen, konzentriert Leuchtstifte übers Papier schieben oder einfach nur Kaffee trinken und plaudern. «Student’s Lounge» nennt sich die trendig gestylte Oase, bestückt mit Getränkeautomaten und bedient von einem Cateringservice während der Pausen. Zu beiden Seiten der Halle bewegen sich Fahrstühle inGlasröhren auf und ab.

Transparenz und Helligkeit statt schwere Holztüren und geschlossene Büros: Blick in den Lichthof am neuen Universitätsstandort.

Auch die Wände sind mehrheitlich aus Glas, so dass man von den Brücken zwischen Nord- und Südtrakt ungehindert in die Kreativlabors der Forscherinnen und Forscher blickt: Dutzende von Bildschirmen erhellen die Gesichter, Aktenberge stapeln sich über Pulten, überall Menschen, vertieft in ihre Gedankenwelt.

Schonzeit fürs Motorrad

Einer, dem der neue Standort besonders behagt, ist Kurt Imhof, Leiter des fög – Forschungsbereich Öffentlichkeit und Gesellschaft – und Ordinarius am Soziologischen Institut und am IPMZ – Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung. «Früher, als sich meine Tätigkeitsbereiche über drei Universitätsstandorte verteilten, war ein Motorrad die einzige Lösung, die Bewegungszeit gering zu halten», erinnert sich Imhof. Das ist nun zwar vorbei, doch auf sein Motorrad will der Professor auch in Zukunft nicht verzichten.

Der rasende Dozent und seine Mitarbeitenden beim IPMZ und der fög zogen im Wintersemester 2002/03 als Erste in den Neubau ein. Kurz darauf, im Februar 2003, richtete sich das Labor für Künstliche Intelligenz des Instituts für Informatik im Nordtrakt ein. Und im vergangenen Herbst sind nun auch die Soziologen und Ethnologen gefolgt.

Geniesst den Austausch zwischen den Instituten an der Andreasstrasse: Frank Lobigs vom IPMZ.

Alte Bekanntschaften, neue Netzwerke

Durch diese Zentralisierung ist in Zürich Nord ein eigentlicher sozialwissenschaftlicher Campus entstanden. Das führt zu neuen Netzwerken und hilft, alte Kontakte zu erhalten. Gut findet dies Frank Lobigs vom IPMZ: «Ich bin oft ein Stockwerk tiefer, um auf die Mediendatenbanken des fög zuzugreifen und mich bei den Kollegen zu informieren, was läuft. Früher, als der fög im Seefeld und wir an der Kurvenstrasse im Kreis 6 waren, gab’s das kaum.»

Platzprobleme im Zentrum und Irchel

Steigende Studierendenzahlen und der damit verbundene akute Platzmangel sind die Hauptgründe für den neuen Standort in Zürich Nord. Mit 23’421 Immatrikulierten, davon 3’438 Doktorierende, erreichte die Zahl der Studierenden im letzten Semester einen neuen Höchststand. Aktuelle Berechnungen weisen einen Mangel an über 30’000 Quadratmetern aus. Mit der Verlegung nach Zürich Nord lässt sich das Raumproblem sowohl im Hauptgebäude wie auch auf dem Irchel lösen.

«Gerne hätten wir eine grosse geeignete Mietliegenschaft mitten im Zentrum angeboten», erklärt Peter Bless, Verwaltungsdirektor der Universität Zürich. «Dies war jedoch im erforderlichen Umfang nicht möglich.» Längerfristig rechnet die Universitätsleitung zwar mit der Erweiterung des Irchel. Die Planung für die fünfte Bauetappe hat begonnen, die Zuständigkeit dafür liegt aber weit gehend beim Kanton. «Neubauten werden frühestens in sechs Jahren bezugsbereit sein», so Peter Bless. Insgesamt investierte die Universität in Zürich Nord rund fünf Millionen Franken in den Ausbau auf hohem technischem Niveau. Ein Neubau hätte ein Vielfaches gekostet.

Flexible Lösungen

Für die Studierenden bedeutet der neue Standort ein ständiges Pendeln zwischen Zentrum und Oerlikon oder Irchel, denn Vorlesungssäle für mehr als 120 Personen konnten an der Andreasstrasse nicht eingerichtet werden. Isabelle Meyer, Ethnologiestudentin,stört das Pendeln aber nicht mehr: «Anfangs hatte ich grosse Bedenken. Aber jetzt habe ich mich daran gewöhnt. Auf Veranstaltungen, die ich gerne besucht hätte, musste ich deswegen jedenfalls nicht verzichten.» Man habe mit den Dozenten eine flexible Lösung gefunden. «Wenn wir nachher an den Irchel wechseln, wird die Pause gestrichen und die Veranstaltung eine Viertelstunde früher beendet», erklärt die Ethnologiestudentin.

Die Publizistikstudentin Michelle Hanika vermisst trotz Vorteilen die Campus-Atmosphäre.

Eher skeptisch gibt sich Dorothée Dusseiller, Publizistikstudentin. «Eine richtige Studi-Atmosphäre kommt hier nicht auf», bedauert sie. Aber immerhin sei für sie das Institut hier besser erreichbar als am alten Standort: Von Basel, ihrem Wohnort, hat sie eine direkte Verbindung nach Oerlikon.

Die Campus-Atmosphäre vermisst auch Michelle Hanika. Die Publizistikstudentin kommt gerade aus einer Vorlesung am Irchel. «Ich fühle mich hier eigentlich nicht wie an der Uni, eher wie in einem Geschäftsgebäude.» Zwanzig Minuten brauche man schon, um vom Irchel hierher zu gelangen. Sie sieht aber auch Vorteile: «Mehr PC-Arbeitsplätze, eine grössere Bibliothek, urbane, funktionale Räumlichkeiten.» Ausserdem seien nun alle Lehrstühle, die Bibliothek und die meisten Lehrveranstaltungen an einem Ort zusammengefasst.

Weiterführende Informationen