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Bologna-Reform

Infos zur Bologna-Reform von und für Studierende

Bologna aus Studierendensicht: Der Studierendenrat der Universität Zürich (StuRa) und der Verband der Studierenden der Schweiz hat über die Bologna-Reform und deren European Credit Transfer System kurzfristig eine Tagung organisiert.
Klaus Wassermann

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Hätte sich mehr Teilnehmer gewünscht: mitorganisierender StuRa-Präsident Gian Autenried.

Am Nachmittag des 21. April 2005 fand an der Universität Zürich eine Informationstagung mit dem Titel «Anerkennung und Anrechnung von Studienleistungen» im Rahmen der Tagungsreihe «Bologna goes Bergen» statt. Diese Tagungsreihe wird vom Studierendenrat der Universität Zürich (StuRa) und dem Verband der Studierenden der Schweiz (VSS) im Vorfeld der gesamteuropäischen Bildungsministerkonferenz organisiert, welche am 19./20. Mai 2005 im norwegischen Bergen stattfinden wird. Mit dem Informationsnachmittag wollte man die Studierenden an der Universität Zürich über die Veränderungen informieren, die sich durch die Einführung der Bologna-Reformen in den Studiengängen ergeben.

Mehr Mobilität als eines der wichtigen Ziele

Ziele der Bologna-Neuerungen sind vor allem die Verbesserung der Vergleichbarkeit und Verständlichkeit von an europäischen Hochschulen erworbenen Diplomen, die Einführung eines Leistungspunktesystems (ECTS-Credits), sowie die generelle Erleichterung der Mobilität im Studium. Das bisherige schweizerische Lizentiat wird nach und nach durch Bachelor- und Masterabschlüsse ersetzt werden. Zudem wird das «European Credit Transfer System», kurz ECTS, zur Beurteilung des studentischen Arbeitsengagements eingeführt. Die Einführung dieser Neuerungen ist angelaufen, und an einigen Hochschulen der Schweiz gibt es bereits erste Erfahrungen mit dem neuen System.

Erklärte Unklares: Sarah Bolleter von der Fachstelle für Studienreform der Universität Zürich.

Schwierige Unterscheidungen

Im Laufe des Vortrags von Sarah Bolleter von der Fachstelle für Studienreform der Universität Zürich wurde deutlich, dass es aber noch viele Missverständnisse und Wissenslücken bei der Umsetzung der Bologna-Richtlinien gibt, sowohl auf Seiten der Lehrenden als auch der Studierenden. Einige neue Begriffe des Reformwerks sind noch immer unklar.

Laut Bolleter bedeute beispielsweise «Anrechnung von Studienleistungen», dass der Studierende bestimmte Module im Studiengang durch auswärts erbrachte Leistungen ersetzen kann. Damit wird das Studium durch die Mobilität nicht verlängert. Die «Anerkennung von Studienleistungen» beinhalte hingegen nur, dass die auswärts erbrachten Studienleistungen im Leistungsausweis des Studierenden aufgeführt werden.

Parallele Benotungssysteme

Aber auch die richtige Interpretation der relativen ECTS-Notenskala stösst laut mehreren Wortmeldungen immer noch auf Schwierigkeiten. Die ECTS-Noten sind laut Bolleter eigentlich als Ergänzung zu den von den Universitäten traditionell vergebenen Noten gedacht. Im Unterschied zum gängigen Notensystem, bei dem die absolute Leistung der Studierenden bewertet wird, werden die ECTS-Noten relativ zu den Leistungen der Mitstudierenden in einem Semester berechnet und sind deshalb mit den bisher vergebenen Noten nicht direkt vergleichbar.

Jede umfassende Reform leidet zu Beginn an Kinderkrankheiten: Susanne Obermayer von der Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten.

Ideal und Wirklichkeit

Einige der anwesenden Studierenden, so auch Esther Christen vom VSS, kritisierten die Bologna-Reform wegen dieser Probleme als eigentlich nicht durchführbar. Diesen Bedenken hielt Susanne Obermayer von der Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten (CRUS) entgegen, dass so umfassende Neuorganisationen am Anfang immer mit Kinderkrankheiten zu kämpfen hätten. Man solle doch etwas Geduld haben und dem neuen System noch Zeit geben, um Erfahrungen damit sammeln zu können. Schliesslich sei schon viel erreicht, wenn das neue System besser funktioniere als das alte, so ein Fazit Obermayers.

Ortet dank Bologna gesteigerte Mobilität bei den Studierenden: Nicole Ackermann vom StuRa.

Erfahrungen aus der Praxis

In der anschliessenden Podiumsdiskussion wurde klar, dass manche der angestrebten Neuerungen sich in der Praxis bereits zu bewähren beginnen. So ist laut Nicole Ackermann vom StuRa die Mobilität bei den Studiengängen, die bereits nach dem Bologna-Systemfunktionieren, enorm gestiegen. Mit den Bologna-Reformen sei aber auch das Organisieren eines Teilzeitstudiums, die Realität für viele Studierende, schwieriger geworden, wie eine Reihe von Teilnehmern betonte. In mehreren Wortmeldungen war die Forderung nach klarer organisierten Zeitfenstern für Mobilität, beispielsweise für ein Auslandssemester, zu hören.

Schwaches Interesse der Studierenden

Nur gerade fünfzehn Studierende fanden den Weg in den gut 150 Personen fassenden Hörsaal 15 G 19. «Wir hätten uns natürlich mehr Teilnehmer gewünscht», sagte Gian Autenried, Präsident des Zürcher Studierendenrats. «Schliesslich geht das Thema Bologna-Reformen alle Studierenden an. Leider hatten wir aber nur drei Wochen Zeit, um die Tagung zu organisieren. Wir wollten ursprünglich ein E-Mail-Rundschreiben als Einladung an alle Studierenden der Universität Zürich versenden, leider bekamen wir die Adresslisten dafür nicht rechtzeitig», so Autenried.

Klaus Wassermann ist freier Journalist.