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Potential der «jungen Alten» nutzen

Familien- und Altersstruktur der Bevölkerung haben sich in der Schweiz grundlegend verändert. Dem sollte durch eine Erneuerung des Generationenvertrags Rechnung getragen werden, meinte Privatdozent Beat Fux am Mittwoch in seinem Vortrag in der Reihe «Kulturen des Alterns».
Marita Fuchs

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Im Zuge der Industrialisierung sei die Sterbe- wie auch Geburtenrate in der Schweiz kontinuierlich gesunken, erklärte der am Institut für Soziologie tätige Privatdozent Beat Fux. Seit Mitte der 60er Jahre ist das Bevölkerungswachstum sogar negativ, eine Tatsache, die mit dem Schlagwort der «aussterbenden Schweiz» tituliert wurde. Die rückläufige Mortalität – seit 1875 steigt die Lebenserwartung der Schweizer Bevölkerung linear an – führt zum Problem der demographischen Alterung. Bis jetzt zeichnet sich keine Änderung dieser Tendenz ab.

Die Gesellschaft sollte das Potential der alten Menschen besser nutzen, meint Beat Fux.

Von der Familie zum Netzwerk

Die Ursachen dieser Entwicklung liegen im gesellschaftlichen Wandel begründet: Neben der Familie, verstanden als Primärgruppe mit Eltern und Kindern, sind alternative Lebenskonzepte getreten, welche die Familie in den Hintergrund gedrängt hätten. Als Beispiele nannte Fux Singelhaushalte, homosexuelle Partnerschaften oder die Einbettung in ein grösseres soziales Netzwerk.

Familienstrukturen ändern sich

Empirisch sei der Wandel der Familienstrukturen am Beispiel des massiven Rückgangs von Mehrgenerationenhaushalten, der Zunahme der Scheidungen und der Frauenerwerbsarbeit feststellbar, erklärte Fux. Zwar habe die Familie nach wie vor eine hohe Wertigkeit und gehöre zum Lebensplan vieler junger Menschen, doch die Ansprüche daran entsprächen immer seltener dem Familienideal der christlich- abendländischen Tradition. Vor allem für junge Paare gelte die Ehe vornehmlich als «praktisch», da sie Probleme, wie zum Beispiel rechtliche Regelungen auf einfache Weise löse.

Neuer Generationenvertrag

Angesichts der demographischen Entwicklung müsse man die Grundform des jetzigen Generationenvertrages überdenken. Die «jungen Alten», also diejenigen, die nicht durch Krankheit beeinträchtigt sind, sollten mehr in den gesellschaftlichen Prozess einbezogen werden, forderte Fux. Angesichts der Tatsache, dass jetzt schon jeder dritte der 65 bis 74 Jährigen in der Schweiz karitativ tätig sei, könnte man dieses Potential für den Umbau von Institutionen im Sozialbereich nutzen. Sozialpolitische Diskussionen in diese Richtung müssten geführt werden, so Fux.

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