Navigation auf uzh.ch

Suche

UZH News

Herausforderung aus Fernost

Was muss unternommen werden, damit die Schweizer Hochschulen ihre internationale Spitzenstellung auch in Zukunft halten können? Zu dieser Frage fand am Mittwoch abend an der Universität Zürich eine prominent besetzte, lebhaft geführte Podiumsdiskussion statt. Prof. Andrea Schenker-Wicki vom Institut für Strategie und Unternehmensökonomik der Universität Zürich leitete das Gespräch. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Schweizerischen Studentenverein.
David Werner

Kategorien

Hans-Ulrich Dörig, Vizepräsident des Verwaltungsrats der Credit Suisse Group und Mitglied des Zürcher Universitätsrats

Die Herausforderungen der Zukunft kommen vor allem aus Ostasien. So sieht es Hans-Ulrich Dörig, Vizepräsident des Verwaltungsrats der Credit Suisse Group und Mitglied des Zürcher Universitätsrats. Er beobachtet die Entwicklung in Ostasien seit dreissig Jahren und stellt dabei gegenüber der Situation an europäischen Hochschulen eine beeindruckende «mentale Aggressivität» fest. Allein das chinesische Hochschulsystem bringe alljährlich rund eine Million enorm leistungsbereiter Graduierter hervor; drei Millionen Chinesen bestünden jährlich Abschlussprüfungen in Englisch; rund eine Million absolvierten eine Schulung im Ausland. «Was mir in Ostasien besonders auffällt ist die enorme Leistungsbereitschaft. Demgegenüber macht mir der Faktor Motivation an europäischen Hochschulen Sorgen.»

Das Problem liegt für Dörig nicht bei den Forschenden, den Dozierenden und Studierenden selbst. Schuld an der Motivationsschwäche seien vielmehr die vergleichsweise schlechten Betreuungsverhältnisse. Diese gelte es zu verbessern, um die internationale Spitzenstellung Schweizerischer Hochschulen in den nächsten 15 Jahren sicherzustellen. Dazu müsse der Lehrkörper der Universitäten möglichst rasch ausgebaut werden – freilich ohne dabei den Staatshaushalt stärker zu belasten. Dörig ergriff auf dem Podium die Gelegenheit, erneut auf sein umstrittenes Hochschul-Finanzierungsmodell hinzuweisen, das er vor rund einem Jahr im Rahmen der Studie «Neue Wege der Hochschulfinanzierung» der Öffentlichkeit vorgelegt hatte. Die beiden Hauptpunkte: Erstens schlägt Dörig eine Erhöhung der Studiengebühren auf jährlich beispielsweise 5000 Franken vor, womit das Betreungsverhältnis von derzeit 1 zu 43 auf ein Verhältnis von 1 zu 33 verbessert werden könnte; zweitens plädiert er für die Einführung eines staatlichen Darlehenssystems, mit dem zu gleichen Kosten viel mehr Studierende unterstützt werden könnten als durch die Vergabe von Stipendien.

Konrad Osterwalder, Rektor ETH Zürich.

Über die Bedeutung des Faktors Motivation für die Qualitätssicherung der Hochschulen war sich das Plenum einig. Prof. Konrad Osterwalder, Rektor der ETH Zürich, warnte allerdings vor zu vielen zentralistisch-planerischen Eingriffen. Weit effektiver seien Instrumente, die den Wettbewerb zwischen den Studierenden, den Wissenschaftlern und den einzelnen Institutionen beförderten, wie etwa der Nationalfonds. «Wir gehen immer davon aus, dass alle Studierenden gleich sind – dabei unterscheidenen sie sich stark in ihren Leistungsmöglichkeiten und Bedürfnissen.» Diesen Unterschieden müsse man vestärkt gerecht werden durch eine Differenzierung der Hochschullandschaft, wie sie etwa in den USA bereits bestünde; neben Universitäten, die auf Spitzenforschung fokussierten, müsse es solche geben, die den Akzent auf die Lehre setzten.

Martin Fussen, Präsident der Kommission für Bildungspolitik des Schweizer Studentenvereins

Martin Fussen, Präsident der Kommission für Bildungspolitik des Schweizer Studentenvereins, erhob dagegen den Einwand, eine solche Abstufung verschiedener Universitätstypen sei in der Schweiz politisch kaum durchsetzbar. Osterwalder räumte ein, dass die Schweiz dafür zu klein sei. Eine Ausdifferenzierung der Hochschullandschaft, meinte er, sei nur in europäischemRahmen praktikabel.

Alexander Borbély, Prorektor Forschung der Universität Zürich.

Prof. Alexander Borbély, Prorektor Forschung an der Universität Zürich, zeigte sich zuversichtlich, dass die Einführung des Bologna-Systems einiges zur Ausdifferenzierung der universitären Bildungsangebote beitragen werde. Zudem warnte er aber davor, mit Blick auf die USA – die zweifellos Massstäbe setzten – die eigenen Qualitäten im Forschungsbereich zu unterschätzen. Der Hochschulplatz Zürich sei stark – und dies sei nicht zuletzt dem Bestehen zweier unterschiedlicher, komplementär wirkender Hochschulen zu verdanken. «Was die Zitierhäufigkeit anbelangt, steht die Forschung an Schweizer Hochschulen weltweit an der Spitze. Wir sind in dieser Hinsicht wohl sogar den USA überlegen.» Den Grund dafür sieht Borbély in der Exzellenz der Forschenden selbst. Um die Spitzenstellung zu halten sei es deshalb vor allem wichtig, «dass wir weiterhin hervorragende Professorinnen und Professoren an unseren Universitäten haben».

Weiterführende Informationen