Lehrpreis

Wegweiserin im Informationsdschungel

Unterhaltend, motivierend und klar strukturiert – so lassen sich die Anatomievorlesungen von Caroline Maake beschreiben. Für ihre hervorragende Leistung durfte sie am Dies Academicus den UZH-Lehrpreis 2023 entgegennehmen.
Stéphanie Hegelbach

Welcher Dozent oder welche Dozentin hat dich besonders gut auf die Prüfung oder den Leistungsnachweis vorbereitet? Über diese Frage stimmten die UZH-Studierenden im November 2022 ab und nominierten auf diese Weise die besten Dozierenden für den Lehrpreis, der sich 2023 dem Thema «Prüfen und Bewerten» widmet. In der Umfrage beurteilten sie zudem die Erfüllung von sechs Lehrqualitäten auf einer Skala. Daraus ging Caroline Maake, Titularprofessorin für Anatomie an der Medizinischen Fakultät, als Gewinnerin des Lehrpreises 2023 hervor. Die Studierenden lobten sie für ihre anschauliche Lehre mit hohem Praxisbezug sowie die hervorragende Prüfungsvorbereitung dank durchdachter Unterlagen.

Durch Unterhaltung motivieren

Maakes Anatomievorlesungen in der Vorklinik des Medizinstudiums haben ihre ganz eigenen Herausforderungen: «Das sind Grossveranstaltungen: Merkmale effektiver Lehre wie Interaktivität sind hier schwierig umzusetzen», erklärt sie. Umrahmt von Mikroskopier- und Präparierkursen muss die Dozentin die Studierenden in kurzer Zeit in den menschlichen Körper und dessen Funktionsweise einführen. «Dabei geht es oft ums Auswendiglernen», sagt die Anatomin. «Erst mit diesem Grundwissen lassen sich die Zusammenhänge der Anatomie verstehen.»

Um die Studierenden für diese Fleissarbeit zu motivieren, nutzt sie auch unkonventionelle Wege: «Wenn man die Zuhörenden auf eine emotionale Reise mitnimmt, sind sie viel besser in der Lage, sich etwas zu merken und dies dann auf die komplexe Realität zu übertragen», sagt Maake. So erklärt sie die topografischen Verhältnisse der Lunge anhand eines Broccoli, die Entwicklung von Eizellen wird zur hochspannenden «Story» und an Halloween holt sie ihre Sammlung an Deko-Skeletten heraus, an denen die Studierenden anatomische Fehler entdecken sollen. «Es gibt keine andere Dozentin, die ihr Fach mit solch einer Hingabe unterrichtet», schreibt eine Studentin in der Umfrage.

Vertrauen in die eigene Erfahrung

«Genau hinschauen oder hinhören» ist das Motto der Medizinerin. «Kritisches Hinterfragen ist während der medizinischen Ausbildung, im Arztberuf und überhaupt im Leben wichtig», erklärt sie. Ihre didaktischen Fähigkeiten erwarb sie ebenfalls mit dieser Methode: An zahlreichen akademischen Vorträgen hat sie darauf geachtet, was für sie als Zuhörerin gut funktioniert und was nicht. «Dabei werden einem die typischen Fehler wie zum Beispiel vollgeschriebene Slides richtig bewusst», schmunzelt sie.

Auch bei der Vorbereitung von Vorlesungen lässt sie sich von ihren eigenen Erfahrungen leiten. «Ich versuche Themen, bei denen ich als Studentin selbst immer Mühe hatte, in einer verständlichen Weise darzulegen», sagt Maake. Dies seien häufig Dinge, die selbst in heutigen Lernressourcen nicht immer gut erklärt würden, wie zum Beispiel die Biomechanik des Kniegelenks. Da holt sie sich Alltagsgegenstände und anschauliche Präparate zu Hilfe, denn für sie ist klar: Die Vorlesung muss einen Mehrwert gegenüber den zahlreichen bereits verfügbaren Lehrmedien bringen. Das schätzen auch die Studierenden: «Ich konnte aus keiner anderen Vorlesung so viel mitnehmen wie aus jener von Caroline Maake», schreibt jemand in der Beurteilung.

Wegweisend und fair

Genau durch diesen Überfluss an Informationen aus Internet, Büchern, Lehrprogrammen und neuerdings auch ChatGPT möchte Maake die Studierenden mit einer klaren Leitlinie lotsen. «Ich versuche deutlich zu kommunizieren, was ich von ihnen erwarte, was sie lernen müssen und welches überhaupt die korrekten Fakten sind», sagt sie. Ihr ist besonders wichtig, dass die Studierenden die Zusammenhänge verstehen und nicht – wie früher – eine Checkliste abarbeiten und Schlagwörter auswendig lernen. Die Lernziele für die zukünftigen Mediziner:innen flechtet die Anatomin gekonnt in ihre Vorlesung mit ein. «Ich versuche immer den klinischen Bezug herzustellen, damit die Studierenden wissen, warum sie etwas lernen sollen», sagt die Professorin. «Dabei gebe ich auch Hinweise auf Forschungsfelder, in denen derzeit spannende Entwicklungen laufen.»

Die bewusste Linie von Maake führt zu einer klaren Strukturierung ihrer Vorlesungsblöcke und -unterlagen, an denen sich die Studierenden orientieren können. Sie schafft damit eine solide Basis für die Prüfungsvorbereitung. «Caroline Maake gibt einen strukturierten Überblick über die einzelnen Gebiete und vereinfacht das Selbststudium mit ihren Vorlesungen enorm. Sie wählt das richtige Mass an Stoffmenge und das perfekte Tempo», schreibt ein Kursteilnehmer. Falls trotzdem etwas unklar ist, erreichen die Studierenden Maake jederzeit per Mail. Die Studierenden schätzen darüber hinaus die Fairness ihrer Dozentin: «Ich prüfe nichts, was ich nicht in der Vorlesung erwähnt habe – das ist mir wichtig», sagt sie.

Caroline Maake Quote

Ich versuche Themen, bei denen ich als Studentin selbst immer Mühe hatte, in einer verständlichen Weise darzulegen.

Caroline Maake
Titularprofessorin für Anatomie

Weiterführung einer Tradition

Die Anatomiedozentin, die selbst in der Krebsforschung tätig ist, hat schon mehrere Preise für ihr Lehre entgegennehmen dürfen, darunter «Teacher of the Year» der Medizinischen Fakultät und die Goldene Lehr-Lorbeere. Dennoch ist der Lehrpreis als höchste Auszeichnung der UZH im Bereich der Lehre eine besondere Ehre für die Medizinerin. «Ich sehe mich in der Tradition der vielen exzellenten Hochschullehrerinnen und -lehrer, die es in der Anatomie gegeben hat und denen ich viel verdanke», sagt Maake. Auf ihren Lorbeeren ausruhen wird sich die Professorin allerdings nicht: Obwohl sie die Vorlesungen jedes Jahr hält, überprüft sie Konzept und Aktualität vor jeder Durchführung.

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