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Wenn die EU ruft, ist die Schweizer Wissenschaft zur Stelle

Die EU-Forschungsprogramme sind zu einem wichtigen Bestandteil der Schweizer Wissenschaftsförderung geworden. Mit einem massiv erhöhten Gesamtbudget und mehr Mitteln für riskante Ideen unterstützt das eben angelaufene 7. EU-Forschungsrahmenprogramm verstärkt Grundlagenprojekte in Grenzbereichen.
Sabine Witt

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Die Schweiz möchte ihre über Erwarten erfolgreiche Forschungskooperation mit der Europäischen Union nach dem 6. Forschungsrahmenprogramm (FRP) auch in Zukunft fortsetzen. Eben wurde das 7. FRP für den Zeitraum von 2007 bis 2013 auf den Weg gebracht. Es weist erstmals eine Laufzeit von sieben Jahren auf. Bisher waren die seit 1984 implementierten Rahmenprogramme auf eine Dauer von jeweils vier Jahren angelegt.

Als wichtiges Ziel wird von Brüssel aus proklamiert, die europäische Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und sich gar in einzelnen Sektoren an die Weltspitze vorzuarbeiten. Aus diesem Grund sollen die Bedürfnisse der europäischen Industrie stärker berücksichtigt werden. Davon verspricht sich die EU einen günstigen Einfluss auf Wirtschaftswachstum und Beschäftigungszahlen in Europa.

Massiv erhöhtes Budget

Zudem hätten vielversprechende Projekte wegen der Budgetknappheit im letzten Rahmenprogramm nicht berücksichtigt werden können. Um diese insgesamt noch grösseren Ambitionen umzusetzen, hat Brüssel ein mit 54,4 Milliarden Euro erheblich erhöhtes Gesamtbudget genehmigt.

Für die Schweiz bedeutet das: Auch sie muss ihren Einsatz erhöhen. Das Parlament hat deshalb am 13. Dezember 2006 die Verpflichtungskredite in der Höhe von 2,54 Milliarden Franken gutgeheissen, die der Schweiz den Abschluss eines Abkommens zur integralen Teilnahme am 7. Rahmenprogramm ermöglichen. Im vorigen Programm waren es lediglich 870 Millionen Euro. Auch aus diesem Grund hat der Bundesrat im vergangenen September für 2008 bis 2011 eine jährliche Budgetsteigerung für Bildung, Forschung und Innovation von 6 statt 4,5 Prozent vorgeschlagen.

Schwerpunkt Informationsgesellschaft

Inhaltlich gibt es im 7. Rahmenprogramm keine gravierenden Änderungen. Den grössten Posten beansprucht mit gut 32 Milliarden Euro der Programmteil «Cooperation», in dem transnationale Projekte gefördert werden. Er ist in neun Programmschwerpunkte gegliedert, von Gesundheit über Ernährung und Biotechnologie, Informationsgesellschaft, Nanowissenschaften, Energie, Umwelt, Verkehr, Sozial-, Wirtschafts- und Geisteswissenschaften bis hin zu Sicherheit und Raum.

Doch sind die thematischen Schwerpunkte recht unterschiedlich dotiert. Der Bereich Informationsgesellschaft bekommt das grösste Stück vom Kuchen mit rund 9,11 Milliarden Euro, während für Sozial-, Wirtschafts- und Geisteswissenschaften lediglich 610 Millionen Euro vorgesehen sind. Jedoch, betont Agatha Keller, Co-Leiterin von Euresearch Zurich, können geistes- oder sozialwissenschaftliche Projekte immer auch in anderen Bereichen durchgeführt werden, wenn sie sich je nach Themenbereich zum Beispiel mit Gesundheit oder der Informationsgesellschaft befassen.

Grundlagenforschung gestärkt

Die grösste Neuerung stellt das Förderungsinstrument European Research Council (ERC) dar. Die bisherigen Rahmenprogramme wurden mitunter kritisiert, weil sie stark technologie- und anwendungslastig orientiert waren. Mit Hilfe des ERC soll eigens die sogenannte «Frontier Research» gefördert werden: Projekte, die vormals als Grundlagenforschung bezeichnet worden wären, «die in Grenzbereichen angesiedelt sind, oftmals ambitionierter und riskanter als anwendungsorientierte Forschung sind», wie Agatha Keller erklärt. Ein Vorteil des mit immerhin 7,4 Milliarden Euro versehenen ERC ist, dass er Bewerbungen von kleineren Forschungsgruppen offensteht und keine spezifischen Themen vorgibt. Professor Rolf Zinkernagel von der Universität Zürich ist zum Mitglied des Scientific Council ernannt worden, dem strategischen und kontrollierenden Organ des ERC.

Im Programmteil «People» werden weiterhin Network- und Individualstipendien (Marie Curie Actions) vergeben. Ebenso wie «People» ist der Programmteil «Capacities», der Forschungsinfrastrukturen wie den Unterhalt von und Zugang zu technischen Einrichtungen oder auch Datenbanken fördert, mit rund 4 Milliarden Euro ausgestattet.

Hilfe bei der Administration

Kritikpunkt bei EU-Projekten ist immer wieder der grosse administrative Aufwand, der trotz angekündigten Erleichterungen auch in Zukunft nicht wesentlich abnehmen dürfte. Agatha Keller betont jedoch, es sei bei grossen Projekten mit beispielsweise 15 Partnern normal, dass auch der administrative Aufwand entsprechend gross sei. Euresearch Zurich versuche aber, die Forschenden diesbezüglich möglichst zu entlasten.

Nachdem Brüssel am 19. Dezember das definitive Budget und sämtliche Arbeitsprogramme verabschiedet hat, wurden auch die ersten Ausschreibungen lanciert.

Die Ausschreibungstexte (Calls) und Einreichungsfristen sind unter: http://cordis.europa.eu/fp7/calls/ abrufbar. Wer noch keine Projektidee zur Hand hat, sei auf die zweimal jährlichen Ausschreibungen über sieben Jahre hinweg vertröstet.

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