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UZH Accessible

Ein optimistischer Etappenbericht

Bei der Informationsveranstaltung zum Stand der Barrierefreiheit an der Universität Zürich (UZH) zogen die Verantwortlichen eine positive Bilanz. Mit viel Elan haben sie nun die Umsetzung der identifizierten Massnahmen im Blick.
Melanie Nyfeler und Barbara Simpson
Gabriele Siegert spricht an UZH Accessible Informationsveranstaltung in der Aula der UZH
Bei der Veranstaltung am 3. Juli gaben die Beteiligten des «UZH Accessible» Projekts Auskunft über die verabschiedeten Massnahmen. (Bild: UZH)

Im Rahmen des Projekts «UZH Accessible» hat die UZH ein Jahr lang untersuchen lassen, wie es um die Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderungen innerhalb der Universität steht. Die Ergebnisse der drei Teilprojekte zur baulichen, digitalen und kulturellen und organisationalen Barrierefreiheit wurden am vergangenen Donnerstag im Rahmen einer Informationsveranstaltung präsentiert.

Gabriele Siegert, Vizerektorin und Prorektorin Lehre und Studium an der UZH, sprach von positiven Überraschungen während des Projekts: «Obwohl im Mittelpunkt von UZH Accessible die Ausarbeitung von Massnahmenplänen stand, konnten während des Projekts mehr Sofortmassnahmen umgesetzt werden als ursprünglich erwartet.» Sie fügte hinzu: «Für Dozierende stehen heute umfangreiche Unterlagen zur Verfügung, die sie bei der Organisation von barrierefreier Lehre unterstützen.» Bis diese von allen der rund 6’200 Dozierenden umgesetzt werden, wird es allerdings noch dauern.

Generell zeigte sich die Vorsitzende des Steuerungsausschusses «UZH Accessible» erfreut darüber, dass das Thema Barrierefreiheit an der UZH an Fahrt aufgenommen hat. Dies zeige sich zum Beispiel darin, dass der Veranstaltungsdienst – unabhängig vom Projekt – ein Konzept für barrierefreie Veranstaltungen erarbeitet habe. Die Sensibilisierung für die Belange und Anforderungen von Menschen mit Behinderungen und chronischen Krankheiten ist gestiegen und muss in den nächsten Jahren sicher noch weiter vertieft werden.

Neu zu planen ist einfacher, als alte Gebäude nachzurüsten

Martin Ulliana, Portfoliomanager der Direktion Immobilien und Betrieb (DIB), stellte die Herausforderungen im baulichen Bereich vor. So entsprechen viele der 75 untersuchten Gebäude nicht im geforderten Masse den Anforderungen der SIA-500-Norm. «Vor allem die Infrastruktur von Hörsälen, Büroräumen, WCs sowie Treppen und Lifte muss nachgebessert werden», sagte Ulliana.

Einige Verbesserungen wurden bereits in diesem Jahr umgesetzt, andere lassen sich erst in den nächsten fünf Jahren realisieren. Bis 2030 soll vor allem das Hauptgebäude der UZH nachgerüstet werden. In den Neubauten sei vollständige Barrierefreiheit viel einfacher zu erreichen. Mit dem Neubau des Forums UZH 2031 und des Portals UZH 2036 hofft man, Studierende und Mitarbeitende aus den bisherigen, teilweise denkmalgeschützten Gebäuden in die neuen, barrierefreien Räumlichkeiten umsiedeln zu können.

Auch im digitalen Bereich ist einiges passiert: So wurden etwa verbindliche Accessibility Guidelines als Mindeststandard verabschiedet, bestehende Webseiten und Applikationen verbessert sowie Leitfäden für barrierefreie Lehrmittel und Dokumente erstellt, erklärte Marian Bohl, Business Analyst und Product Owner in der Abteilung Student Lifecycle eServices. Zudem wurden bereits auf verschiedenen Ebenen Schulungen zur Gestaltung von barrierefreien Webseiten angeboten.

Vereinfachter Prozess beim Nachteilsausgleich

Wie kann sich die UZH besser für Menschen mit Behinderung einsetzen? Eine Expertengruppe hat dazu 18 Massnahmen ausgearbeitet, die in den nächsten Jahren greifen sollen. Grundlage dafür war der Austausch mit zahlreichen Key-Stakeholdern aus allen Fakultäten, dem VSUZH und den Zentralen Diensten sowie die externe Expertise der Behindertenkonferenz des Kantons Zürich und der kantonalen Koordinationsstelle Behindertenrechte, wie Benjamin Börner, stellvertretender Leiter der Abteilung Equality, Diversity, Inclusion (EDI) berichtete. Dabei geht es unter anderem um Schulungen, Beratungsangebote und die Überprüfung bestehender administrativer Prozesse. Das Thema Sensibilisierung sei jedoch nie abgeschlossen, da immer wieder neue Studierende und Mitarbeitende mit den Zielen und Werten der UZH vertraut gemacht werden müssten, betonte Gabriele Siegert.

Eine Prüfung der bestehenden Prozesse hat bereits für die Beantragung des Nachteilsausgleichs stattgefunden. Ulla Blume, Leiterin der Fachstelle Studium und Behinderung, stellte Massnahmen vor, die die Antragsstellung für alle Beteiligten effizienter und schneller machen sollen. So soll eine neue zentrale Stelle die Nachteilsausgleiche für die Studierenden nach einem neuen Massnahmenkatalog für die gesamte Universität verbindlich festlegen. Dieser Weg wurde von den Fakultäten wie auch von den Studierenden begrüsst.

Grosse Hoffnung liegt in der Umsetzung

Gebärdensprachendolmetscher Sascha Thiemeyer, die studentische Vertreterin Laura Galli, Jus-Professor Rolf Sethe, Moderatorin Marina Villa und Projektleiter für digitale Zugänglichkeit Daniele Corciulo
Auf dem Podium: Der Gebärdensprachendolmetscher Sascha Thiemeyer, die studentische Vertreterin Laura Galli, Jus-Professor Rolf Sethe, Moderatorin Marina Villa und Projektleiter für digitale Zugänglichkeit Daniele Corciulo (v.l.n.r.). (Bild: UZH)

Die Sicht der Studierenden und Mitarbeitenden mit Behinderung vertraten Daniele Corciulo, Projektleitung Digitale Zugänglichkeit (EDI), Laura Galli, Mitglied der Kommission Studium und Behinderung (KSB) des VSUZH, und Rolf Sethe, Mitglied der Kommission Inklusion und Professor für Privat-, Handels- und Wirtschaftsrecht. Sie blickten hoffnungsvoll auf den bisherigen Fortschritt und die ausgearbeiteten Massnahmen. «Eine zentrale Anlaufstelle für den Nachteilsausgleich wird eine grosse Entlastung sein. Darauf freue ich mich. Bisher mussten wir den Antrag an jeder Fakultät stellen und teilweise den Nachteilsausgleich mit den Dozierenden aushandeln», sagte Laura Galli.

Daniele Corciulo hob die Vielfalt der erarbeiteten Massnahmen positiv hervor, wies aber auch darauf hin, dass der Erfolg letztlich erst mit der Umsetzung komme. «Und die wird vielleicht nicht so schnell gehen, wie wir es uns wünschen.» Für Rolf Sethe besteht eine Errungenschaft des Projekts «UZH Accessible» darin, dass es nun eine eigene Abteilung gibt, die sich für die Belange von Mitarbeitenden mit Behinderung einsetzt. Grosses Verbesserungspotenzial sieht er nach wie vor bei der Organisation von Fachtagungen. «Sie richten sich nur an Menschen ohne Behinderung», so Sethe. Deswegen sei der Alltag von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern noch lange nicht barrierefrei.