Erstmals 30% Professorinnen
«30.3% der insgesamt 739 Professuren waren Ende 2024 mit Frauen besetzt – das ist der bisher höchste Wert in der Geschichte der UZH», freut sich Karin Gilland Lutz, Leiterin der Abteilung Equality, Diversity, Inclusion (EDI). Einen wesentlichen Beitrag zu den 30% haben die Assistenzprofessuren geleistet, diese gingen 2024 zu 50% an Wissenschaftlerinnen – ein weiterer Rekord. Davon war zirka die Hälfte ohne Tenure Track angestellt, doch die andere Hälfte sind Assistenzprofessorinen mit Tenure Track – was bedeutet, dass nach Ablauf der Assistenzprofessur eine Festanstellung an der UZH in Aussicht steht. «Mit den Assistenzprofessuren mit Tenure Track bietet die UZH vielversprechenden Nachwuchsforschenden aus dem In- und Ausland eine Langfristperspektive», betont Gilland Lutz, «das kann sich mehrfach positiv auf die Gleichstellung auswirken.»
Assistenzprofessuren binden
Eine Herausforderung bei der Berufung von arrivierten Wissenschaftlerinnen ist ihre manchmal vergleichsweise eher niedrige Bereitschaft zu geographischer Mobilität; sie haben sich bereits fachlich und privat an einem anderen Ort etabliert. Oft sind etwa bei heterosexuellen Paaren – die die grosse Mehrheit darstellen – die Ansprüche des begleitenden Partners der Professorin auf eine eigene gute Position höher als im umgekehrten Fall, so Gilland Lutz.
Hingegen vernetzen und etablieren sich die early-career-Wissenschaftlerinnen, die die UZH auf Assistenzprofessuren beruft, häufig fachlich und privat mit Zürich als Hub für ihren Alltag während ihrer Jahre auf der Assistenzprofessur. «Dadurch bleibt es für sie hoffentlich attraktiv, an der UZH zu bleiben und keinem Ruf einer anderen Uni zu folgen», führt Gilland Lutz aus. «Wir spekulieren darauf, dass der Lock-in-Effekt, der manchmal bei der Berufung von Arrivierten gegen uns spielt, uns bei den Assistenzprofessorinnen zum Vorteil werden kann und unter dem Strich hilft, den Professorinnenanteil der UZH nachhaltig zu erhöhen.»
So können die Assistenzprofessorinnen ihre Interessen und ihre Exzellenz langfristig in die hiesige Wissenschaftsgemeinschaft einbringen und auf jene Fragestellungen und Forschungsaspekte fokussieren, die sie relevant finden. «Es müssen genügend Professorinnen an der Forschung und Lehre teilnehmen», sagt Gilland Lutz. Das gelte auch für weitere Diversitätsmerkmale, betont die EDI-Leiterin: «Die personelle Zusammensetzung der Professor:innenschaft ist wichtig im Hinblick auf die Fähigkeit der UZH, gesellschaftlich adäquate Lösungen zu den komplexesten Problemen unserer Zeit zu erarbeiten.»
Ausgewogene Verhältnisse angestrebt
Mit dem neuen Rekord von mehr als 30% Professorinnen ist das Gleichstellungsziel der UZH aber noch nicht erreicht. Die UZH strebt ein «ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Männern» in Führungspositionen an; damit ist gemeint, dass sich der Anteil von Frauen respektive Männern zwischen 40% und 60% bewegt. Die Postdoktorierenden bewegen sich mit 48% Frauen zu 52% Männern in dieser «ausgewogenen» Spannbreite.
Handlungsbedarf besteht insbesondere noch bei der statushöchsten Professorenkategorie, den Ordinariaten, die mit dem meisten Einfluss, Prestige und Ressourcen einhergehen. Dort ist der durchschnittliche Frauenanteil in den vergangenen zehn Jahren nur wenig gestiegen, auf knapp 23% Ende 2024. Erfreulicherweise sitzen drei dieser Ordinariae (Gabriele Siegert, Elisabeth Stark, Beatrice Beck Schimmer) auch in der siebenköpfigen Universitätsleitung. Weniger gut sieht es bei den sieben Dekanatsleitungen aus, die seit den Reformen im Jahr 2020 über viel mehr Kompetenzen und Gestaltungsmöglichkeiten verfügen; nur gerade die Philosophische Fakultät wird von einer ordentlichen Professorin, Katharina Michaelowa, geleitet.
Anzahl kompetitiver Bewerberinnen steigern
Aufgrund der im Gleichstellungsmonitoring erhobenen Daten lassen sich gemäss Gilland Lutz zwei Hebel ausmachen, wo die UZH ansetzen könnte, um den Professorinnenanteil insgesamt weiter zu erhöhen.
Zum einen kann zu Beginn des Bewerbungsverfahrens auf eine Professur eine höhere Anzahl respektive ein höherer Anteil kompetitiver Bewerbungen von Wissenschaftlerinnen generiert werden. «Kompetitiv meint, dass die Bewerberinnen alle Anforderungen für eine Wahl auf die betreffende Professur sehr gut erfüllen und so eine realistische Chance haben, gewählt zu werden», führt Gilland Lutz aus.
Zum anderen müssen die auf Platz eins vorgeschlagenen Kandidatinnen auch willens sein, einem allfälligen Ruf an die UZH zu folgen. Die Daten des Gleichstellungsmonitorings haben nämlich gezeigt, dass die UZH einen höheren Frauenanteil bei den Primo-Loco-Platzierten als bei den tatsächlich Ernannten hat. «Hier geht der UZH ganz klar Potenzial verloren. Dass man nicht bei jeder Berufung handelseinig wird, muss man akzeptieren. Berufungen sind hochkomplexe, langwierige Prozesse. Dieser Datenpunkt im Gleichstellungsmonitoring wird uns wohl auch in Zukunft beschäftigen», wagt Gilland Lutz einen Ausblick.