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Podium «Wie divers sind wir an der UZH?»

Hinschauen, ansprechen, handeln

Im Rahmen der CommUNIty-Kampagne hat die UZH zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Universitätsleitung, Fachstellen, Forschende und Studierende sprachen darüber, was es für einen respektvollen Umgang an der UZH braucht.
Stéphanie Hegelbach
Auf dem Podium kamen verschiedenste Aspekte von Diversität zur Sprache. (Foto: Pascale Albrecht)

Ich weiss es nicht. Ich habe mich geirrt. Ich brauche Hilfe. Sätze wie diese solle man an der UZH angstfrei äussern können, erklärte Rektor Michael Schaepman in seiner Begrüssungsrede zur Podiumsdiskussion im Rahmen der Kampagne «CommUNIty». Schaepman bezog sich dabei auf das Konzept der angstfreien Organisation von Amy C. Edmondson. Die UZH strebe psychologische Sicherheit an, sagte er, sodass jede und jeder sich traue, Fragen zu stellen und seine Meinung frei zu äussern. «Das verlangt einen respektvollen Umgang miteinander», erklärte der Rektor. «Alle müssen in Respekt, Geduld, Toleranz und Empathie investieren.»

Einfach zugängliche Informationen

Die Kampagne «CommUNIty» leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Unter dem Slogan «Hinschauen. Ansprechen. Handeln!» macht sie darauf aufmerksam, wie wir an der UZH miteinander umgehen wollen – unabhängig von Alter, Beeinträchtigungen, Geschlecht, Geschlechtsidentität, Hautfarbe, Herkunft, Religion, sexueller Orientierung, sozialer und beruflicher Stellung oder Sprache.

Das zentrale Element der Initiative ist die neue Website, welche Informationen und Beratungsangebote bündelt und einfacher zugänglich macht. Dort erhalten UZH-Angehörige Auskunft darüber, wie sie bei unethischem Verhalten vorgehen und wo sie Unterstützung holen können. Farbenfrohe Plakate und Fahnen in und um die UZH-Gebäude machen derzeit auf das Angebot aufmerksam.

Im Rahmen der CommUNIty-Kampagne werden laufend News- und Social-Media-Beiträge publiziert und Events wie die Podiumsdiskussion am vergangenen Dienstag organisiert. Gemeinsam mit Gesprächsteilnehmer:innen aus Forschung, Universitätsleitung, Studierendenschaft und Fachstellen brachten die Moderatorinnen Melanie Nyfeler, Medienbeauftragte der UZH, und Christiane Löwe, Leiterin der Abteilung Gleichstellung und Diversität, einige zentrale Themen der Kampagne zur Sprache.

Sichtbare und unsichtbare Beeinträchtigungen

Benjamin Börner, Leiter der Fachstelle Studium und Behinderung: «Zentral ist, dass wir Diversität als Normalität ansehen.»

Einen wertvollen Einblick in den Umgang mit sichtbaren und unsichtbaren Beeinträchtigungen an der UZH gab Benjamin Börner, Leiter der Fachstelle Studium und Behinderung. «Zentral ist, dass wir Diversität als Normalität ansehen», sagte er. Seine Fachstelle unterstützt die diverse Studierendenschaft, sodass allen die gleiche Aussicht auf Erfolg gewährt werden kann. «Die Diversity Policy der UZH hat uns hier einen entscheidenden Schritt vorwärtsgebracht», sagte Börner.

Gemäss Börner haben seit der Pandemie die Anfragen bezüglich psychologischer Beeinträchtigungen und möglicher Nachteilsausgleiche zugenommen. Die Fachstelle Studium und Behinderung gibt dabei Empfehlungen für konkrete Massnahmen ab. «Jemand mit ADHS beispielsweise braucht unter Umständen trotz gleichem Fachwissen mehr Zeit, dies wiederzugeben», erklärte Börner. Leonie Barnsteiner, UZH-Studentin und Mitglied der Gleichstellungskommission VSUZH gab zu bedenken, dass die Umsetzung von solchen Massnahmen durch die Dozierenden immer noch verbessert werden könne.

Hassrede im Internet

Teil des Panels war auch Karsten Donnay, Assistenzprofessor am Institut für Politikwissenschaften und einer der DSI-Professoren der Digital Society Initiative. Er forscht im Bereich Political Behaviour and Digital Media und sprach das Problem der Hassrede im Internet an. «Ich kenne einige Forschende, die davon betroffen waren», erzählte er. Die Herausforderung sei, dass man die genauen Zahlen von Betroffenen an der UZH nicht kenne und die gesetzlichen Regeln zu kurz griffen. «99 Prozent der Hasskommentare im Internet haben keine rechtlichen Folgen», sagte Donnay.

Aus dem Publikum meldete sich Brigitte Tag, die an der UZH den Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht und Medizinrecht innehat: «Als Juristin denke ich nicht, dass eine Änderung der Gesetzgebung etwas nützen würde. Viel eher ist es wichtig, dass exponierte Personen über Hassrede informiert sind und eine Resilienz entwickeln», sagte sie.

Lösungsansätze sieht Donnay darin, dass die Plattformen selbst Hasskommentare filtern und direkt löschen. «Ebenfalls sollten wir gerade die exponierten Forschenden darüber aufklären, wie man mit Hate Speech umgehen soll: Hilfe holen und sich zum Selbstschutz zurückziehen», sagte Donnay.

Herausforderung sexuelle Belästigung

Der grösste Diskussionsbedarf bestand jedoch beim Thema der sexuellen Belästigung. Studierende aus der Gleichstellungskommission erzählten von mehreren Fällen, in denen Personen sexuell belästigt wurden, aber anonym bleiben wollten. Da dies nicht möglich war, konnten keine weiteren Schritte eingeleitet werden. Vizerektorin Gabriele Siegert machte klar, dass bei jedem unethischen Verhalten die Abklärung des Sachverhalts unabdingbar ist. «Dies kann nicht anonym geschehen, weil man ins Gespräch kommen muss», sagte Siegert.

Ganz klar habe der oder die Beschuldigte Anspruch auf rechtliches Gehör und darauf, zu erfahren, wer den Vorwurf gemacht hat, bestätigte auch Brigitte Tag. Doch geht es um den Chef oder die Chefin, bestehe «Null Anreiz, den Vorfall zu melden», warf die Soziologin Benita Combet ein. Den Gleichstellungsbeauftragten ist das Dilemma bekannt. Juristin Brigitte Tag betonte denn auch, dass in solchen Fällen das Reglement zum Schutz vor sexueller Belästigung (RSB) an der UZH sicherstelle, «dass die meldende Person nicht benachteiligt werden darf». Falls jemand trotzdem anonym bleiben wolle, solle er oder sie sich auf jeden Fall an die Ansprechpersonen der UZH wenden: «Es gibt Möglichkeiten, Sie zu schützen», sagte Tag, die auch untersuchende Person bei der Kommission zum Schutz vor sexueller Belästigung ist.

Die UZH als Ort des Dialogs

Leonie Barnsteiner, UZH-Studentin und Mitglied der Gleichstellungskommission VSUZH (Foto: Pascale Albrecht)

Seien es genaue Zahlen von Betroffenen, seien es die Ressourcenverteilung oder Gender-Stereotypen oder Herausforderungen von Studierenden aus bildungsfernen Schichten – die Themen gingen an diesem Abend nicht aus. Das Ende der Veranstaltung bedeutete deshalb auch nicht das Ende der wertvollen Diskussionen. Beim anschliessenden Apéro im Lichthof konnten sich die Teilnehmenden weiter unterhalten, Erfahrungen teilen und Meinungen austauschen. Genauso hat es sich vermutlich Rektor Michael Schaepman vorgestellt, als er in seiner Eröffnungsrede sagte: «Unser Ziel, eine der weltweit besten Bildungs- und Forschungsorganisationen zu sein, erreichen wir nur, wenn die UZH ein angstfreier Ort des Dialogs und der Kooperation ist.»