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Dass Chemiker:innen gerne backen, erscheint zunächst wie ein Klischee. Man könnte meinen: Wer im Labor nach Rezept arbeitet und die Wechselwirkungen zwischen Molekülen orchestriert, der dirigiert auch in der Küche gern das harmonische Zusammenspiel von Mehl, Eiern und Zucker.
Doch dieses Klischee kommt nicht von ungefähr. Ob Hefegärung oder Backpulverreaktion, Fettschmelze, Karamellisierung von Zucker oder Eiweiss-Koagulation: Bei der Zubereitung von Teig und beim anschliessenden Backen im Ofen vollziehen sich eine Reihe von chemischen Prozessen. Hier gelatiniert die Stärke, dort interagieren Aminosäuren und Reduktionszucker, Proteine denaturieren und Kohlendioxid wird freigesetzt.
So betrachtet, ist das Backen nicht nur eine kulinarische Kunst, sondern auch eine kreative Form der Chemie, bei der die verschiedenen Zutaten auf komplexe Weise miteinander reagieren und Struktur, Textur und Konsistenz des Backwerks, Aussehen und Farbe, Aroma und Geschmack entscheidend beeinflussen.
Eine, die das Klischee der backenden Chemiker:innen leidenschaftlich bestätigt, ist Nina Hartrampf, Assistenzprofessorin am Institut für Chemie. «Ich backe tatsächlich wahnsinnig gerne. Aber auch viele meiner Kolleg:innen und unserer Student:innen haben eine auffallend grosse Affinität zur Herstellung von süssen Leckereien.» Sei es zum Geburtstag, zur PhD-Feier, zum Get-together, zur Begrüssung neuer Mitarbeitenden oder einfach nur, weil das Teilen eines tollen Rezepts Spass macht: Am Chemie-Institut kommt – über alle Forschungsgruppen hinweg – häufig Selbstgebackenes auf den Tisch. Wohlgemerkt keine profanen Marmorkuchen oder gar #cakefails – «die Qualität der Kreationen ist ausgesprochen hoch», so Hartrampf.
Um das Engagement der backenden Institutsmitglieder zu würdigen und der gemeinsamen Vorliebe für kunstvolle Naschereien einen offiziellen Rahmen zu verleihen, organisiert Nina Hartrampf gemeinsam mit Assistenzprofessor Michal Juríček einmal pro Jahr einen Kuchenwettbewerb: den Great Chemistry Bake Off. Wobei die Christmas Edition des Bake Off als sozialer Event für Studierende und Mitarbeitende des Chemie-Instituts fungiert – zusätzlich zur jährlichen Neujahrsfeier.
Beim diesjährigen vorweihnachtlichen Backwettbewerb traten 14 Teams gegeneinander an, die mit insgesamt 22 Kuchen um vier Titel konkurrierten: most artistic, most delicious, best vegan und most popular cake.
Die Kuchenbäcker:innen präsentierten am Wettbewerbsabend auf langen, weihnachtlich dekorierten Tischen im Lichthof am Campus Irchel ein Schlaraffenland süsser Verlockungen: Creme und Schokolade, Frosting und Marzipan, kandierte Früchte und karamellisierte Nüsse. Die 6-köpfige Jury, bestehend aus studentischen Vertreter:innen, Institutsmitarbeitenden sowie Professor:innen, hatte bei der Verkostung die Qual der Wahl: Das Angebot reichte vom klassischen Apfelstreuselkuchen über einen Chemistry Cake mit DNA-Dekor bis hin zur Orangen-Sachertorte mit Grand Manier und Goldflitter, die auch dem besten Wiener Hofzuckerbäcker zur Ehre gereicht hätte. Dass nicht jedes Jurymitglied alle 22 Kuchen testen konnte, wurde allgemein bedauert –nach fünf bis sechs Probierstücken war bei den meisten Schluss. «Aber wir haben natürlich sichergestellt, dass jeder Wettbewerbskuchen mindestens zweimal gekostet wurde», so die Studierendenvertreterin.
Während sich die Tester:innen zur Beratung zurückzogen, wurde das Kuchenbuffet für die Allgemeinheit eröffnet – und in Rekordtempo gestürmt. Lecker waren die dargebotenen Backkunstwerke offensichtlich alle. Zurück blieben nur leere Platten, Krümel – und zufriedene Gesichter.
Am Ende des Schlemmerabends standen drei Gewinnerteams fest: Den Preis für den wohlschmeckendsten Kuchen gab es für den mit süssen Schokoladen-Marzipan-Schafen dekorierten «Schoggichueche» (siehe Rezept unten). Als bester veganer Kuchen wurde der «Mediterrane Orangenkuchen» ausgezeichnet (auch dieses Rezept finden sie unten). In den Kategorien most artistic und most popular gewann das Team mit der professionellsten Erfahrung: Ihre beiden mit grösster Präzision und unverkennbarem Talent zubereiteten Torten «Sacher» und «Esterházy» sind für Gelegenheitsbäcker:innen wohl nicht so einfach nachzumachen.
Rezept
Für den Teig
125 g Butter
155 g dunkle Schokolade
125 g Mehl
190 g Zucker
3 Eier
Für die Dekoration
100g weisse Schokolade (z.B. Toblerone)
2 Eigelb
2 EL Zucker
2 dL Rahm
150 g Marzipan
Zuckeraugen
Rezept (vegan)
Für die Orangenscheiben
2 grosse Orangen
200 g Zucker
200 ml Wasser
Für den Kuchen
250 g Mehl
½ TL Natron
1 TL Backpulver
225 g Zucker
50 g gemahlene Mandeln
2 EL Maisstärke
150 ml Raps- oder Sonnenblumenöl
200 g ungesüsster, veganer Joghurt
Für den Orangen-Zuckerguss
1 grosse Orange
75 g Puderzucker
Ev. Rosmarinzweige als Dekoration