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UZH News

Neues UZH Magazin

Mein Zwingli

Wie viel Zwingli steckt heute noch in unseren Köpfen? Das neue UZH Magazin beleuchtet anlässlich des 500-Jahre-Jubiläums die Reformation und ihre Folgen. UZH News hat zudem bei Studierenden nachgefragt, welches Bild von Zwingli sie heute haben.
Roger Nickl und Thomas Gull

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UZH News hat sich mit Studierenden der UZH und mit dem Theologen Professor Peter Opitz über den Reformator Ulrich Zwingli unterhalten. (Video: Brigitte Blöchlinger)

 

Am 31. Oktober 1517 hämmerte Martin Luther seine 95 Thesen an das Portal der Schlosskirche in Wittenberg. Mit dieser öffentlichen Kritik am Ablasshandel der katholischen Kirche begann die Reformation. Sie zerstörte die religiöse Einheit West-europas. Aus dem Mantel der katholischen Kirche, der die europäische Christenheit schützend, aber auch einengend umschloss, wurde ein Flickwerk aus katholischen und reformierten Gebieten.

Heuer jährt sich der Auftakt der Reformation zum 500. Mal, Anlass für das UZH Magazin, im Dossier über die Folgen dieses religiösen Umbruchs nachzudenken. Dabei wird aus zürcherischer Perspektive auf die Reformation geblickt, die Ulrich Zwingli verkörperte. Der Toggenburger Bauernsohn kam 1519 als Leutpriester ans Grossmünster und stiess in den folgenden Jahren die Reformation in Zürich an, die bald über die Grenzen der Stadt hinaus wirkte.

Politischer Taktiker und ethisches Genie

Die Reformation war nicht nur eine Glaubensspaltung, sie war auch ein Kulturbruch, der bis heute nachwirkt. Zwingli selbst war nicht nur Theologe, sondern auch ein Mann der Tat, der bereit war, zur Waffe zu greifen, um seine Überzeugungen durch-zusetzen. UZH-Theologe Matthias Neugebauer porträtiert ihn in seinem neuen Buch als ethisches Genie und klugen politischen Taktiker.

Die Reformation war eine intellektuelle Revolution, die den Blick der Menschen auf die Welt veränderte. «Man erkannte, dass Kirche und Welt keine ewigen, göttlichen Ordnungen sind», erklärt der Theologe Peter Opitz. Das bedeute, dass die Menschen die religiöse, politische und soziale Ordnung selber gestalten und verbessern konnten. Die Reformation ermöglichte damit einen rationalen, nüchternen Blick auf die Welt, der aus der Sicht von Opitz ein wichtiger Treiber des wissenschaftlichen Fortschritts und später der Aufklärung war, die «ohne Reformation nur schwer denkbar wäre».

Erfolgreiche Protestanten

Die Protestanten galten als wirtschaftlich erfolgreicher als die Katholiken. Der Soziologe Max Weber erklärte dies vor gut einhundert Jahren mit seiner berühmten These der protestantischen Arbeitsethik. Die Dinge dürften etwas komplizierter sein, wie der Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann im Interview darlegt. Ein entscheidender Faktor für den ökonomischen Erfolg war die Bildungsreform. Ausgelöst hat sie der Gedanke, dass jeder Gläubige die Bibel selber lesen sollte.

Weitere Themen

Weitere Themen im aktuellen Heft: Der Kalte Krieg hielt die Welt nahezu ein halbes Jahrhundert eisern im Griff. Der Historiker Thomas Buomberger hat diese Zeit aus Schweizer Perspektive aufgearbeitet in seinem neuen Buch «Die Schweiz im Kalten Krieg 1945–1990». In seinem Essay denkt er darüber nach, ob uns ein neuer Kalter Krieg droht oder ob wir bereits mittendrin sind. – Das Internet stellt die publizistische Vorherrschaft der traditionellen Medien in Frage und untergräbt ihre ökonomische Basis. Im grossen Interview diskutieren der Journalist Casper Selg und der Medienwissenschaftler Otfried Jarren über die Zukunft der Medien.