Ein Preis für gelebten Kulturwandel
Die Medizinische Fakultät der Universität Zürich hat am 10. Dezember zum zweiten Mal den Klara-Landau-Preis verliehen. Die mit 5000 Franken dotierte Auszeichnung geht in diesem Jahr an die Mitarbeitenden der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (KJPP).
Gewürdigt wird ihr über viele Jahre hinweg konsequent aufgebautes Engagement für Gleichstellung, Diversität und eine moderne Arbeitskultur. «Mit dem Preis wollen wir einen Kulturwandel anstossen und Vorbilder sichtbar machen, die den Weg weisen», sagt Diana Baumgarten, Leiterin Nachwuchsförderung und Chancengleichheit an der Medizinischen Fakultät. Die Auszeichnung würdige einen Transformationsprozess, den die KJPP seit mehr als 15 Jahren konsequent in Richtung mehr Gleichstellung und Vielfalt vorantreibe.
Wandel mit langer Vorgeschichte
Die KJPP überzeugte die Jury durch eine Kombination aus strukturellen Reformen, gezielter Nachwuchsförderung und einer Kultur des Vertrauens. Als die heutige Klinikdirektorin Susanne Walitza vor 15 Jahren ihr Amt antrat, war die Klinik und die Forschung praktisch ausschliesslich von Männern geführt. Heute stehen sechs Professorinnen und mehrere Chef- und Leitende Ärztinnen an der Spitze – ein Führungsprofil, das die Belegschaft widerspiegelt. Es konnten sogar drei Professuren verstetigt werden, eine Ausnahme im Fach Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die Klinik beschäftigt zusammen mit der Forschung insgesamt über 500 Mitarbeitende, viele davon Frauen in verantwortlichen Positionen.
Familienfreundliche Modelle, gelebte Vielfalt und Kollaboration
Flexible Teilzeitmodelle und eine verlässliche Dienstplanung gehören in der KJPP längst zum Alltag – und werden kontinuierlich weiterentwickelt. Damit werden junge Ärztinnen und Ärzte entlastet, die Familie und Beruf vereinbaren wollen. Co-Leitungen auf den verschiedenen Hierarchiestufen, zwischen Leitenden Ärzt:innen, aber auch zwischen Ärzt:innen und Psycholog:innen schaffen zudem neue Möglichkeiten der Arbeitsorganisation.
Auch Forschenden eröffnet die grössere zeitliche Flexibilität Freiräume, um Projekte voranzutreiben, Daten auszuwerten oder wissenschaftliche Kooperationen zu pflegen, ohne dafür auf die eigene Karriereentwicklung verzichten zu müssen. Die KJPP ist schon früh Wege der verbindlichen Vernetzung gegangen, so ist zum Beispiel ein Professor hälftig am Kinderspital Zürich und an der KJPP angesiedelt und eine weitere Professur an der KJPP sowie an der Klinik für Erwachsenenpsychiatrie.
Mir war es stets wichtig, meine Mitarbeitenden zur Übernahme von Verantwortung zu ermutigen und ihnen gleichzeitig auch ausreichende Kompetenzen zu geben.
Gleichzeitig fördert die Klinik eine Arbeitskultur, die Eigeninitiative stärkt und die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Klinik und Forschungsteam bewusst in den Mittelpunkt stellt. Assistenzärzt:innen werden eng in die Planung und Umsetzung der Lehre und Weiterbildung einbezogen. «Mir war es stets wichtig, meine Mitarbeitenden zur Übernahme von Verantwortung zu ermutigen und ihnen gleichzeitig auch ausreichende Kompetenzen zu geben. Das stärkt nicht nur ihr Engagement, sondern kommt letztlich sowohl unseren Patient:innen als auch der Qualität unserer Forschung zugute», sagt Susanne Walitza, Klinikdirektorin der KJPP, die den Preis zusammen mit einigen Kolleginnen und Kollegen stellvertretend für das gesamte Team an der Fakultätsversammlung entgegennahm.
Wissenschaftliche Breite als Standortvorteil
Die KJPP zeichnet sich weiterhin durch eine wachsende Zahl innovativer Diagnostik- und Therapieangebote aus und beteiligt sich an zahlreichen nationalen wie internationalen Forschungsprojekten, etwa dem Horizon-Projekt BootStRaP, das die Internetnutzung von Jugendlichen europaweit untersucht. Hinzu kommen klinikübergreifende Programme, in denen Lehre, Forschung und Versorgung eng verzahnt werden.
Die Klinik versteht sich zunehmend als Ort, an dem wissenschaftliche Ideen ebenso selbstverständlich entstehen wie neue Behandlungskonzepte – und in dem beides sich gegenseitig befruchtet. Nachwuchsforschende profitierten von diesem interdisziplinären, kollaborativem und stimulierendem Umfeld, sagte Susanne Walitza.
Die Auszeichnung ist nach der emeritierten UZH-Professorin Klara Landau benannt, die sich über Jahrzehnte für faire Karrierewege in der akademischen Medizin engagiert hat und an der Preisverleihung teilnahm. Mit dem Preis sollen solche Initiativen sichtbar gemacht und andere ermutigt werden, ebenfalls neue Wege zu gehen.
In diesem Jahr gingen insgesamt sechs Bewerbungen ein, berichtet Diana Baumgarten. Darunter waren auch Klinikleitungen aus dem Universitätsspital, die ebenfalls vielversprechende Ansätze verfolgen, um Gleichstellung, Nachwuchsförderung und eine vertrauensvolle Arbeitskultur zu fördern. Dies zeige, dass sich die Universitäre Medizin auf einem insgesamt positiven Entwicklungspfad befindet.