Auszeichnung für exzellente medizinische Forschung
Die Georg Friedrich Götz-Stiftung zeichnet jährlich zwei Forschende der Universität Zürich aus, die hervorragende, international anerkannte Leistungen auf dem Gebiet der Grundlagen- oder klinischen Forschung ausweisen. Am Day of Clinical Research am Universitätsspital Zürich (USZ) am 22. Mai 2025 wurde der Preis an Jana Ellegast, Assistenzprofessorin für Translationale Onkologie an der UZH sowie leitende Oberärztin der Abteilung für Medizinische Onkologie und Hämatologie am USZ, und an Jiang-An Yin, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Neuropathologie, vergeben.
Jana Ellegast: Präzisionsmedizinischer Ansatz für Leukämie-Therapie

Mehr als die Hälfte der Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) kann weiterhin nicht geheilt werden. Zudem konnten Patienten mit AML bislang nicht von einer klassischen Immuntherapie profitieren.
Jana Ellegast und ihr Team stellten die Hypothese auf, dass Leukämiezellen – vereinfacht ausgedrückt fehlgeleitete Immunzellen – zellintrinsische Immun-Signalwege zum Überleben nutzen und dass deren gezielte Störung daher als zelleigene, selbst gerichtete Immuntherapie eingesetzt werden kann.
Durch genomweite Screenings identifizierte das Team den Immunmodulator Interferon Regulatory Factor 2 Binding Protein 2 (IRF2BP2) als AML-Abhängigkeit. Die Wissenschaftler:innen entdeckten, dass IRF2BP2 den IL-1ß/TNFα-Signalweg unterdrückt. Ein akuter Verlust des IRF2BP2-Proteins oder ein Knockout des Gens führt zu einer akuten, überschießenden Entzündungsreaktion in den Leukämiezellen, die schließlich zu deren Zelltod führt.
Die Studie entdeckte eine bislang unbekannte Achillesferse der AML-Zellen, etablierte eine überschießende, zellintrinsische Entzündungsreaktion als Mechanismus, um Leukämiezellen dem Zelltod zuzuführen, und zeigte eine IRF2BP2-vermittelte Transkriptionsunterdrückung als Überlebensstrategie von Leukämiezellen. Diese Erkenntnisse eröffnen neue Ansätze für AML-gerichtete Therapien.
Jiang-An Yin: Neues CRISPR-Tool zur Erforschung von Parkinson und Prionenerkrankungen

Unvoreingenommene genetische Untersuchungen sind eine fundamentale Methode, die durch die CRISPR-Technologie erheblich optimiert wurde. Während aktuelle CRISPR-Studien gepoolte Guide-RNA-Bibliotheken verwenden, die nur begrenzt auf selektierbare Phänotypen anwendbar sind, erweitern geordnete CRISPR-Bibliotheken den Anwendungsbereich solcher Untersuchungen erheblich. Die Erstellung solcher geordneter CRISPR-Bibliotheken ist jedoch anspruchsvoll und ihre Verfügbarkeit bleibt begrenzt.
Dr. Jiang-An Yin hat eine hochdurchsatzfähige Methode zur Plasmidklonierung in Flüssigphase entwickelt und Array-Bibliotheken für die genomweite Ablation (19’936 Plasmide) menschlicher proteinkodierender Gene sowie für deren Aktivierung und epigenetische Stilllegung (22’442 Plasmide) erstellt. Jedes Plasmid enthält eine Anordnung von vier nicht überlappenden Guide-RNAs, die für die meisten menschlichen DNA-Polymorphismen optimiert sind. Studien haben gezeigt, dass diese neuen Bibliotheken bestehende Ressourcen in verschiedenen Systemen, darunter induzierte pluripotente Stammzellen und Organoide, sowohl in ihrer Überlegenheit als auch Vielseitigkeit übertreffen.
Mit dem Fokus auf neurodegenerative Erkrankungen und der Bewältigung der Herausforderungen, die sich aus dem begrenzten Erfolg klinischer Studien ergeben, die auf krankheitsassoziierte Gene oder deren Produkte abzielen, eröffnet das CRISPR-Tool neue Perspektiven für die Forschung. Dr. Yin hat zahlreiche neu identifizierte Gene gefunden, die potenziell medikamentös behandelbar sind und die Pathologie von Parkinson- sowie Prionenerkrankungen regulieren.