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Kinderbetreuung im Hochschulraum Zürich (kihz)

Das kreative Kinderhaus

An der Sumatrastrasse 30, ganz in der Nähe von UZH und ETHZ, ist die neue Kinderkrippe der Stiftung kihz beheimatet. Haus und Garten und ein neues pädagogisches Konzept sind ganz auf die Bedürfnisse der Kleinen abgestimmt.
Marita Fuchs

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Forschungsstation im Sumatra-Urwald: Im Schatten einer alten Silberlinde können die Kinder der Kita an der Sumatrastrasse Abenteuer erleben.

Morgens, Kinderkrippe Sumatrastrasse 30, kurz vor 9.00 Uhr. Einige Väter und Mütter winken noch kurz ihren Sprösslingen zum Abschied zu. Nun nimmt der Krippenalltag seinen Lauf. Oben im Haus krabbeln einige Säuglinge auf einer Decke, ein Betreuer wiegt die kleine Anna, bis sie müde einschläft.

In den zwei Stockwerken darunter haben die älteren Kinder ab 18 Monaten gerade ihr Znüni gegessen. Elf Kinder bilden eine Stammgruppe. An der Sumatrastrasse gibt es fünf dieser Gruppen. Jede hat einen exotischen Tiernamen, der sich an der Fauna des Sumatra-Urwaldes orientiert. Lea zum Beispiel gehört zu den Kolibris, während Max sich bei den Makis, einen Stock tiefer, gerade in den Morgenkreis setzt. Die Kinder einer Stammgruppe kennen sich gut, sie haben vertraute Betreuerinnen oder Betreuer, essen zusammen, feiern gemeinsam Geburtstag und treffen sich auch zur Mittagsruhe und am späteren Nachmittag.

Aufmerksame Zuhörerinnen und Zuhörer haben sich im Theaterraum versammelt.

Fangis im Sumatra-Urwald

Jetzt nach dem Znüni sitzen alle älteren Kinder im Kreis und können entscheiden, was sie am Vormittag gern machen möchten. Dazu bietet die Betreuerin ihnen verschieden Angebote an: Diejenigen, die sich gern bewegen, können mit Hans in den Bewegungsraum und dort Fangis spielen, die andere Möglichkeit wäre der Besuch des Malateliers oder des Theaterraums, diejenigen, die gern basteln und werken, gehen mit Serena in den Werkraum. Kinder, die lieber in Ruhe Bücher anschauen, besuchen die Bibliothek.

Die fünfjährige Tabea entscheidet sich für den Bewegungsraum, ausserdem mag sie den Betreuer Hans sehr gern. Elektra geht lieber ins Malatelier, weil sie ein Bild für die Grossmutter malen möchte. Die Kinder verteilen sich auf die unterschiedlichen Räume, die alle grosszügig ausgestattet und liebevoll eingerichtet sind. Da die Krippe an der Sumatrastrasse neu ist, sind alle Räume frisch renoviert. Der Spielplatz wurde nach dem Motto «Forschungsstation im Sumatra-Urwald»  gestaltet, und bietet im Schatten einer riesigen alten Silberlinde sowohl kleineren als auch grösseren Kindern Anregungen für alle Sinne.

Betreuerin mit Kind
Kleine Kinder bleiben in ihrer Gruppe und bei der vertrauten Betreuungsperson.

Dem individuellen Entwicklungstempo entgegenkommen

Im Bewegungsraum trifft Tabea ihren Freund Timo, der zur Gruppe der Lemuren gehört. Sie freut sich, ihn zu sehen. Doch Timo hat schnell genug vom Fangis spielen. «Ich will doch lieber Büechli anschauen», sagt er. Kein Problem, eine Betreuerin begleitet Timo in die Bibliothek.

Hinter diesen Wahlmöglichkeiten stecke ein – auf neurowissenschaftlichen und entwicklungspsychologischen Erkenntnissen  abgestütztes – pädagogisches Konzept, sagt Monika Haetinger, Geschäftsführerin der Stiftung kihz, die ihr Büro im Untergeschoss der Sumatrastrasse hat. «Kinder sind Forscher, Entdecker und Akteure. Jedes Kind hat sein individuelles Entwicklungstempo und unterschiedliche Interessen, dem wollen wir mit der gruppenübergreifenden, teiloffenen Arbeit entgegenkommen», sagt sie.

Durch die offene Struktur finden sich die Kinder schnell im ganzen Haus zurecht und haben durch die grosszügig ausgestatteten Themenzimmer vielfältigere Spielmöglichkeiten. Anna kann im Konstruktionszimmer in Ruhe einen Turm bauen und fühlt sich nicht gestört durch Thomas, der gerade mit Gebrüll den Ritter spielt. «Die Kinder geniessen es, das grosse  Haus zu erobern und ihr Spiel entwickelt sich ruhiger und harmonischer unter Gleichgesinnten», sagt Haetinger.

Im Turnraum können die Kinder sich ungestört austoben

Sozialverhalten schulen

Zudem lernen die Kinder während des gruppenübergreifenden Tuns, sich selbst zu organisieren und abzuwägen, was ihnen gerade wichtig ist. Entscheidungsfähigkeit, Selbständigkeit, Selbsttätigkeit und Neugierde wird dadurch gefördert. «Die  Sozialkompetenz der Kinder wird gestärkt, da sie sich im Kitaalltag auf  unterschiedliche Kinder und Erwachsene einlassen dürfen», sagt Haetinger. Falls ein Kind aber den Rückzug und Sicherheit seiner vertrauten Umgebung brauche, stehen Trauminseln und Ruhenischen zur Verfügung.

«Wir hatten bei der Planung der Räume an der Sumatrastrasse die Möglichkeit, vom Kind her zu denken und nicht von den Räumen her», sagt Monika Haetinger. Sie betont, dass das teiloffene Arbeiten ein Pilotprojekt für die kihz sei, das sich auf neueste Forschungsergebnisse stütze. Sie würden jetzt Erfahrungen sammeln. Die ausgebildete Soziologin, sieht darin eine Chance für interessierte Forschende, die das Projekt begleiten möchten. Die Stiftung beschäftigt mehrere Studierende der Höheren Fachschule im Bereich Erziehung, die durch ihre Studienarbeiten die Umsetzung einzelner Teilaspekte mitentwickeln.  In der Stadt Zürich sind es ausser der kihz an der Sumatrastrasse  nur eine Handvoll weiterer Trägerschaften, die nach einem teiloffenen pädagogischen Konzept arbeiten. Es sei besonders spannend, an dieser pädagogischen Pionierarbeit teilhaben zu dürfen, freut sich Heatinger.

Namen im Text wurden geändert.

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