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Kleider machen erfolgreiche Leute

Mit der Veranstaltungsreihe «Karriere am Abend» bereiten die Career Services der Universität Zürich Studierende auf den Berufseinstieg vor. In ihrem Vortrag «Stil beweisen» sprach die Zürcher Stylistin Denise Yannoulis über Auftrittskompetenz, Kleidung als Kommunikationsmittel und den richtigen Look zum Vorstellungsgespräch. 
Alice Werner

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Die Zürcher Stylistin Denise Yannoulis: «Wirkt diese Frau kompetent und erfolgreich?»

«Am liebsten würde ich jeden von Ihnen in eine Umkleidekabine entführen.» Denise Yannoulis lässt ihren Blick durch die Reihen schweifen – von der gerade aus der Pubertät herausgewachsenen Studentin bis zum älteren Herrn im beigefarbenen Blouson sind alle da. Die frühere Modejournalistin arbeitet heute als persönliche Stylistin und berät modisch interessierte Frauen und Männer. Mit Kennerblick sichtet die Expertin für guten Stil dargebotene Klamottenberge, lindert Kleiderschrankdepressionen, fahndet nach dem im Verborgenen schlummernden Wunsch nach Schönheit und stellt Klienten ein modisch attraktives Anfängersortiment zusammen, das beim Kombinieren nicht überfordert.

Die Macht des ersten Eindrucks

Beim Besuch an der UZH führt Yannoulis weder Modesünder noch Vorher-Nachher-Bilder vor, sondern stellt sich erst einmal selbst in Frage. Ihre Zuhörer sollen ein Foto kommentieren, das die Modeberaterin in gemustertem Kleid zeigt. «Wirkt diese Frau kompetent und erfolgreich?» fragt Yannoulis, deren weisse Bobfrisur zum Markenzeichen geworden ist. Und: «Sieht diese Frau auf dem Foto wie eine Stylistin aus?» Das Feedback ist durchaus gewagt: Hausfrauenlook, so das Gros der Zuhörerschar.

60 Prozent der Kommunikation ist nonverbal. Schon Goethe wusste: «Wie Du kommst gegangen, so wirst Du empfangen».

Denise Yannoulis lacht: «Sehen Sie, meine Kleidung hat Sie dazu verleitet, mich sofort in eine Schublade zu stecken.» Kommunikation funktioniere zu sechzig Prozent über nonverbale Signale, «und dazu gehört auch der Habitus, sprich das äussere Erscheinungsbild». Schon Goethe wusste um die Macht des ersten Eindrucks: «Wie Du kommst gegangen, so wirst Du empfangen», heisst es bei ihm. Yannoulis sieht das ebenso: «Überlegen Sie sich also genau, was Sie zum Beispiel bei einem Vorstellungsgespräch tragen.»

Visueller Smalltalk

Der optische Auftritt entspricht einem visuellen Smalltalk, bei dem – bewusst oder unbewusst – Sympathie, Vertrauen und andere Eigenschaften vom Gegenüber abgefragt werden. Preiswerte Schuhe, wilder Mustermix, zu viel Farbe oder schlechte Passformen hinterlassen im Gedächtnis von Personalverantwortlichen einen unprofessionellen Eindruck. Absolut tabu sind ausserdem helle Anzüge oder Kostüme zu offiziellen Anlässen, bei Männern Hosenumschläge, sportliche Freizeitjacken zum Anzug, bei Frauen sichtbare Wäsche, dunkle Strümpfe zu hellen Kleidern und zu tiefes Dekolleté.

Dress for sucess

Dass ein falsches Outfit der Karriere schadet – so drastisch formuliert es Denise Yannoulis nicht. Aber: «Die Wahl der geeigneten Garderobe trägt sicher zu deren Gelingen bei.» Das Schlagwort heisst «Dress for sucess»: Wer weiss, dass ein gut sitzender Anzug professionell und kompetent wirkt, kann dieses Wissen gezielt einsetzen. «Eine schlau ausgesuchte Business-Garderobe ist das beste Selbstmarketing.»

Den Grundwortschatz der Kleidung sollte man spätestens mit Ende des Studiums beherrschen. Die Stilberaterin verteilt Ratschläge für ein tragbares Kleidungskonzept. Lieber over- als underdressed, heissen ihre Tipps auf einen Nenner gebracht. Oder wie der italienische Modegott Giorgio Armani einmal sagte: «Ziehen Sie sich nicht für den Job an, den Sie haben, sondern für den, den Sie wollen.» Schlichte, qualitativ hochwertige Klassiker in den seriösen Farben Schwarz, Grau und Blau, feine Schuhe, unterstrichen durch individuelle Accessoires, wie Krawatten, Tücher, Handtaschen, dezenten Schmuck. Wenige gute Basic-Teile machen mehr her als das Ergebnis eichhörnchenhaften Sammeltriebs, gibt Yannoulis dabei zu bedenken. Der 80/20-Regel folgend, nutzen die meisten Erwachsenen in etwa 80 Prozent der Zeit nur rund 20 Prozent ihrer Garderobe. Die logische Konsequenz: den Schrankinhalt aufs Wesentliche reduzieren und auf Vollständigkeit überprüfen.

Stil beginnt im Kopf

Um verbindliche Dresscodes eines Unternehmens oder einer Branche ausfindig zu machen, rät die Stylistin zu aktiver Feldforschung: «Schauen Sie sich auf der Homepage einer Firma an, was die Mitarbeitenden tragen. Oder postieren Sie sich in der Mittagspause vor dem Büroeingang.» Erlaubt ist auch eine kurze Anfrage bei den Personalverantwortlichen. Schliesslich haben diese klare Vorstellungen davon, wie das Image einer Firma auch optisch vertreten werden soll.

Stil, erklärt Yannoulis, beginnt im Kopf. Wer bei einem Jobgespräch punkten will, sollte sich mindestens ein paar Tage vorher folgende Fragen stellen: Wo gehe ich hin? Wen treffe ich? Was will ich dabei erreichen? Was ist der Dresscode? Was brauche ich dazu? «Legen Sie sich anschliessend ihr komplettes Outfit zurecht und tragen es einmal Probe. Sie sollen sich schliesslich nicht verkleidet, sondern wohl fühlen.» Am Tag X heisst es dann: ausreichend Zeit für das Styling berechnen, gründlich rasieren, Minzbonbons und extra Strümpfe in die Handtasche packen und dann ganz entspannt zum Termin aufbrechen. «Kleider», sagt Yannoulis, «machen Karriere.»