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Quantenspringer und Weinbergschnecken

Bei der diesjährigen SOLA-Stafette rannten rund 10 000 Läuferinnen und Läufer um die Wette - ein neuer Teilnehmerrekord. Die «SOLA-Challengers» konnten zum wiederholten Male den ersten Platz auf der Siegertreppe besetzen. Grund genug, dem Geheimrezept der erfolgreichen Läufertruppe nachzugehen.
Marita Fuchs

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Nur 6 Stunden, 55 Minuten und 9 Sekunden brauchten die «SOLA-Challengers» für 120 Kilometer, ein neuer Geschwindigkeitsrekord des erfolgreichsten Teams der Universität. Seit neun Jahren schon trainieren die 14 Läuferinnen und Läufer zusammen, und jedes Jahr bestreiten sie die SOLA-Stafette. Fünf mal wurden sie Erste, immer waren sie nah dran. «So schnell wie in diesem Jahr sind wir noch nie gerannt», berichtet Arzt Rubén Oliver, Gründungsmitglied der Challengers.

Frustrierende Einsamkeit beim Langstreckenlauf

Vor neun Jahren beschloss Rubén Oliver als junger Medizinstudent, ein Team auf die Beine zu stellen – darunter Studienkollegen und einige Läufer aus dem Turnverein Oerlikon, bei dem er und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter regelmässig in der Leichtathletikgruppe trainieren. Jahre zuvor hatte er an der SOLA-Stafette teilgenommen, «Einige Läufer des Teams habe ich bei der Stafette und nachher gar nicht gesehen. Das fand ich frustierend.» Im seinem eigenen Team sollten alle an einem Strang ziehen. «Wir wollten eine Mannschaft mit ausgeprägtem Teamgeist», erinnert sich der Arzt, der jetzt am Limmatspital arbeitet und verrät damit ein wichtiges Erfolgsrezept: Wenn das Team sich gut kenne und gemeinsam trainiere, seien gute Voraussetzungen für den Erfolg gegeben. Die Challengers seien alle leistungsorientiert und hätten Spass am Ausdauersport, erzählt Oliver.

Das Siegerteam, die SOLA-Challengers, gewinnt das grosse «Schweden-Ross».

Der Sonne entgegen

Nicht nur die sportliche Leistung auch die Freude am Laufsport prägt die heutige SOLA-Stafette. Die «Original-SOLA» fand in Schweden statt, zwischen Göteborg und Karlstad. Dieser Lauf war 220 Kilometer lang und in 22 Etappen aufgeteilt. Gerannt wurde nach Karlstadt, weil dort die schöne Tochter eines Schneiders wohnte. Der Legende nach war sie so schön wie die Sonne (Sola heisst schwedisch Sonne). Der Akademische Sportverband (ASVZ) hat 1974 die Idee der SOLA-Läufe aus Schweden in die Schweiz gebracht.

Was damals mit 26 Mannschaften von St. Gallen nach Zürich begann, ist heute ein Grossanlass in der Region Zürich. An der SOLA-Stafette teilen sich pro Team 14 Läuferinnen oder Läufer die 120 Kilometer lange Laufstrecke, die sie zwischen acht Uhr früh und fünf Uhr nachmittags zurücklegen. Die Teams sind so bunt zusammengesetzt wie ihre Namen: Quantenspringer oder Underdogs, Weinbergschnecken oder Risikokollektiv und andere. In jedem Team müssen mindestens zwei Frauen mitlaufen, und acht Teammitglieder müssen ASVZ-berechtigt sein. Es fällt auf, dass viele Teams zu den Alumni, also ehemaligen Hochschulangehörigen, gerechnet werden.

Läuft lieber lange Strecken: Rubén Oliver bei der diesjährigen SOLA Stafette.

Lauftypen kennen

Auch das Team der SOLA-Challengers gehört mittlerweile zu den Alumni. Es besteht aus drei Frauen und elf Männern, darunter Marathonläuferinnen und -läufer, Bahnläufer und Triathlethen. «Wir analysieren nach der SOLA-Stafette unsere Laufergebnisse und versuchen, Rückschlüsse zu ziehen, dabei berücksichten wir auch die Ergebnisse früherer Jahre», erzählt Oliver. Es gebe eben unterschiedliche Lauftypen: Langstreckenläufer, Bergaufläufer und Mittelstreckenläufer, das müsse bei der Verteilung der Läuferinnen und Läufer auf unterschiedliche Etappen berücksichtigt werden. Bei der SOLA-Stafette sei die Etappe 5 zum Beispiel besonders anspruchsvoll, die 14 Kilometer lange Strecke gehe steil auf und ab, hier seien geübte Bergläuferinnen oder Bergläufer gefragt.

Laufen aus Leidenschaft

Ruben Oliver selbst ist Langstreckenläufer. Beim Laufen geniesst er die Ruhe und die Natur. Vier bis sechs mal pro Woche läuft er, allein, aber auch in der Gruppe. In einer Laufgruppe sei der Ansporn grösser, Tempo zu geben. Schon mit 14 Jahren entdeckte er sein Lauftalent – damals rannte er bei der Eröffnung des Bahnhofs Stadelhofen durch den Tunnel zum Hauptbahnhof.

Reis und Erbsen

Eine Woche vor dem Wettkampf stehen die Laufschuhe still. Das Team trainiert nur noch moderat, erzählt Rubén Oliver, ein leichtes Footing genüge. Und drei Tage vor dem Rennen schone er sich und esse gut, und zwar Gerichte mit vielen Kohlehydraten. Rubén Olivers persönliches Erfolgsrezept: ein grosser Teller Reis mit Erbsen, ein paar Stunden vor dem Lauf.