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Una Europa Generalversammlung

«Una Europa wirkt als Katalysator für Interdisziplinarität»

Letzte Woche veranstaltete die Universität Zürich erstmals die Generalversammlung der Hochschulallianz «Una Europa». Prorektorin Elisabeth Stark zieht eine erste Bilanz und hebt die Stärkung des Bereichs «One Health» hervor.
Interview: Stefan Stöcklin
Elisabeth Stark während der Plenarversammlung von Una Europa. Die Prorektorin Forschung vertritt die UZH im Board of Directors von Una Europa. (Bilder: André Hengst)

Frau Stark, Sie haben eben die rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer verabschiedet, die auf Einladung der Universität an der Una Europa Generalversammlung teilgenommen haben. Wie ist das Event gelaufen, sind Sie zufrieden?

Elisabeth Stark: Ich bin äusserst zufrieden mit dem Ablauf und der Organisation sowie der Atmosphäre an der Generalversammlung. Mein grosser Dank geht an Global Affairs für die hervorragende Organisation des Anlasses. Die Veranstaltungen, an der Forschende, Studierende sowie Mitglieder der Hochschulleitungen und der zentralen Dienste teilgenommen haben, waren von einem offenen Dialog geprägt, es wurden zahlreiche Ideen ausgetauscht und Meinungen geäussert. Meiner Einschätzung nach waren diese zweieinhalb Tage der Generalversammlung höchst produktiv. Nun gilt es, die gewonnenen Erkenntnisse zu verarbeiten, die Vorschläge und Inputs zu sortieren und uns der Umsetzung zu widmen.

Dies ist die erste Generalversammlung von Una Europa, die von der UZH organisiert wurde. Sie haben dafür ein interessantes wissenschaftliches und kulturelles Programm zusammengestellt, also einiges investiert in diesen Anlass. Wieso ist Una Europa für die Universität wichtig?

Elisabeth Stark: Dank der Allianz können wir mit zehn gleichgesinnten europäischen Universitäten enge Partnerschaften und Kooperationen knüpfen. Das ist für uns erstens sehr wichtig, weil wir ja politisch nicht an die Europäische Union angeschlossen sind und zurzeit auch bei den europäischen Forschungsprogrammen kein gleichberechtigter Partner sind. Una Europa öffnet uns einerseits indirekten Zugang zu Programmen von Horizon Europe und Erasmus+, an denen wir sonst nicht partizipieren könnten. Andererseits sind unsere Una Europa-Partneruniversitäten auch gut vernetzte Fürsprecher für eine Wiederassoziierung der Schweiz an Horizon Europe und Erasmus+, was gerade in diesem Jahr von höchster Relevanz ist.
 
Zweitens geht es natürlich um die inhaltlichen Themen, die Una Europa verfolgt. Diese Fokusbereiche passen perfekt zu unserer eigenen strategischen Ausrichtung in Forschung, Innovation und Lehre. Die sechs Bereiche, alle interdisziplinär angelegt, sind Cultural Heritage, Data Science and Artificial Intelligence, Europe and the World, Future Materials, One Health und Sustainability. Als Volluniversität können wir uns da perfekt einbringen.

Panel Diskussion während der Plenarversammlung (von links nach rechts): Jan Fehr (UZH), John Lambert (University College Dublin), Andrew Kambugu (Makerere Univerisity), Andrea Winkler (TU München) und Utpal Tatu (Indian Institute of Science).

Das Leitthema dieser Generalversammlung lautete «One Earth, One Future». Können Sie das etwas konkretisieren?

Elisabeth Stark: Es geht um die Idee der Gemeinsamkeit und Einigkeit, die wir in unserer Forschung und unseren Visionen der Zukunft zusammen mit Una Europa verfolgen. Auf einem Planeten leben wir gemeinsam, viele Forschungsschwerpunkte der UZH thematisieren das explizit. Und wir zielten damit natürlich auf das Thema One Health ab, das im Zentrum dieser Generalversammlung stand und einen unserer strategischen Schwerpunkte bildet. Als erste Universität Europas haben wir letztes Jahr ja das One Health Institute gegründet.

Die UZH konnte also ihre Kompetenzen im Bereich One Health ausspielen. Wie wurde das von den Gästen wahrgenommen, welches Feedback haben Sie erhalten?

Elisabeth Stark: Wir haben viele positive Rückmeldungen zum One Health Institute erhalten. Ich zitiere hier gerne die Expertin Andrea S. Winkler von der Universität Oslo und der TU München, die uns am Una Europa Talk über One Health dafür beglückwünscht hat und auch etwas beneidet, dass wir diese Strukturen geschaffen haben. Das Institut befindet sich noch im Aufbau und wird weiterwachsen. Aber es zeigt unser Engagement ebenso wie unsere vielfältigen Aktivitäten, zum Beispiel unsere Zusammenarbeit mit der Makerere Universität in Uganda.

Dank Una Europa kommt im Bereich One Health zusätzliche Expertise zusammen, die wir nun nutzen wollen für gemeinsame Projekte. Bruno González Zorn von der Universidad Complutense de Madrid, die Mitglied ist von Una Europa, wird an der kommenden «One World One Health»-Konferenz in Südafrika über die Relevanz von Forschungsallianzen zur erfolgreichen Bearbeitung solch globaler Themen sprechen, da dürfte noch einiges entstehen. Im Gespräch ist auch ein gemeinsames Masterprogramm der Una Europa Allianz für One Health. Diese Aktivitäten verdeutlichen sehr schön, wie Una Europa als Katalysator für unsere eigenen Bemühungen um echte Interdisziplinarität wirken kann.

elisabeth stark

Dank Una Europa kommt im Bereich One Health zusätzliche Expertise zusammen, die wir nun nutzen wollen für gemeinsame Projekte.

Elisabeth Stark
Prorektorin Forschung UZH

Nicht nur One Health, auch die anderen Fokusbereiche von Una Europa sind interdisziplinär angelegt. Ist die fachübergreifende Zusammenarbeit ein Markenzeichen der Allianz?

Elisabeth Stark: Auf jeden Fall, die Allianz fördert zweifellos die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Universitäten, sowohl nach innen wie nach aussen. Aus meiner Sicht ist dies eine absolute Notwendigkeit angesichts der umfassenden Forschungsaufgaben, die auch von der Gesellschaft an uns herangetragen werden. Wir investieren viel Energie in die Förderung der Zusammenarbeit unter den Forschenden und die Entwicklung fakultätsübergreifender Strukturen.

Die sechs Fokusbereiche von Una Europa wurden alle bewusst interdisziplinär angelegt, um Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bereichen und Disziplinen aller elf Partneruniversitäten zusammenzubringen. Gemeinsam sollen diese Gruppen – organisiert in sogenannten Self-Steering Committees – innovative Bildungsformate gestalten und neue Wege für die kollaborative Forschung der Zukunft finden. Diese Strukturen bilden eine ideale Grundlage für unsere UZH-Forschenden, interdisziplinär mit Kolleginnen und Kollegen weiterer zehn führenden Universitäten Europas zu den dringlichen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit zusammenzuarbeiten.

Sie vertreten die UZH seit Anfang Jahr im Board of Directors von Una Europa. Was sind Ihre Erfahrungen, welche Zwischenbilanz ziehen Sie?

Elisabeth Stark: Die Erfahrungen mit Una Europa sind überwiegend positiv. Einerseits zeichnet sich die Allianz durch einen regen und wertvollen Austausch aus – die Mitglieder kommunizieren intensiv und profitieren voneinander. Beeindruckend ist zudem die bemerkenswerte Dynamik. Innerhalb von nur fünf Jahren hat Una Europa seit der Gründung 2019 unter anderem bereits zwei Bachelor-Studiengänge, ein gemeinsames Doktoranden-Programm sowie diverse Sommer und Winter-Schulen organisiert. Andererseits besteht noch Potenzial für Verbesserungen: die Hintergrunddokumente sind teilweise sehr umfangreich und detailliert, was einen erheblichen Aufwand nach sich zieht. Hier würde ich mir etwas mehr Effizienz wünschen.

In welche Richtung entwickelt sich Una Europa?

Elisabeth Stark: Die bisherigen Aktivitäten fokussierten mit den MA- und BA-Programmen stark auf die Lehre, jetzt erhalten die Nachwuchsforschenden vor allem auf PhD-Stufe etwas mehr Gewicht, dazu kommen verstärkt auch Forschungskooperationen, insbesondere auch mit Afrika und Lateinamerika. Als Prorektorin Forschung und Romanistin freut mich das, wobei die Lehre weiterhin ihren grossen Stellenwert behalten wird. Beispielsweise hat die UZH innerhalb der Allianz im Bereich Data Science and Artificial Intelligence gerade den Lead für ein Pilotprojekt zu inter-universitärem Modulaustausch übernommen.

Wann und wo findet die nächste Generalversammlung statt?

Elisabeth Stark: Die nächste Generalversammlung findet bereits diesen November in Bologna statt, an der Alma Mater Studiorum Università di Bologna. Die übernächste ist in Krakau geplant, an der Uniwersytet Jagielloński. Die Frequenz ist mit zwei Generalversammlungen pro Jahr hoch, aber dies ist für eine noch junge Organisation sinnvoll. Die UZH dürfte in ungefähr sechs Jahren wieder zum Zug kommen.

Una Europa Talk zum Thema «Building Resilience Through One Health» in der Aula.