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Neue Prorektorin Forschung

«Am liebsten per Rennrad»

Elisabeth Stark ist ab heute neue Prorektorin Forschung an der UZH. Die Romanistin und Sprachwissenschaftlerin will das Forschungsprofil der UZH schärfen und die fachübergreifende Zusammenarbeit fördern.
Marita Fuchs
Was reizt die Linguistikprofessorin Elisabeth Stark an ihrem neuen Amt als Prorektorin Forschung? Im Video erfahren Sie es. (Videos: Brigitte Blöchlinger)

 

Wir treffen uns morgens früh per MS Teams. Elisabeth Stark schaltet sich von Dübendorf aus zu. Sie sitzt in ihrem Dachzimmer, ihr Mann arbeitet auch im Homeoffice, man müsse sich die Bandbreite teilen, sagt sie. Auf ihre neue Aufgabe als Prorektorin Forschung freut sie sich. Beim Erzählen spricht sie schnell, offen, zugewandt. «Als Gast konnte ich bereits an mehreren Universitätsleitungssitzungen teilnehmen», sagt sie, «das Gremium ist eine gute Mischung sehr unterschiedlicher Persönlichkeiten.» Zu ihrem Verantwortungsbereich gehören neben der Forschung auch die Nachwuchsförderung sowie der Bereich der Innovation.

Der Sprache Raum geben

Seit 2008 lehrt und forscht die heute 51jährige als Professorin für Romanische Philologie an der UZH. Sie hat seither beeindruckend viel erreicht. So konzipierte sie federführend ein neues Masterprogramm, war jahrelang verantwortlich für die gemeinsame Ausbildung der Doktorierenden in der Zürcher Linguistik, und sie war einige Jahre die Ko-Leiterin des Universitären Forschungsschwerpunkts «Sprache und Raum».

Ausserdem baut sie gerade als Projektleiterin an der UZH eine linguistische Forschungsinfrastruktur auf. Die Technologieplattform «LiRI» (Linguistic Research Infrastructure), eine nationale Forschungsinfrastruktur, stellt Sprachforscherinnen und -forschern verschiedener Disziplinen Geräte und Ressourcen für die Erzeugung, Verarbeitung und Analyse grosser Datenmengen zur Verfügung. «In den letzten Jahren mit wachsender Verantwortung für verschiedene grössere Projekte an der UZH habe ich gemerkt, dass mir strategisch ausgerichtete Forschungspolitik Spass macht», sagt sie. Deshalb hat sie sich für das Amt der Prorektorin Forschung beworben.

Im Zuge des Projekts «Governance 2020+» wurde das Prorektorat Forschung neu ausgerichtet. Bestand früher eine Hauptaufgabe des Prorektorats darin, die Vetsuisse-Fakultät und die Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät in der Universitätsleitung zu vertreten, steht heute die Forschung als fakultätsübergreifender Querschnittsbereich im Fokus. Die Romanistin wird gleich in doppelter Hinsicht zur Pionierin: Erstmals leitet eine Frau das Prorektorat Forschung, und erstmals eine Vertreterin der Sozial- und Geisteswissenschaften. Das naturwissenschaftliche Denken ist Elisabeth Stark nicht fremd. «Ich bin als Sprachwissenschaftlerin sehr nah an naturwissenschaftlichen Methoden und durchaus technologieaffin». Sie selbst kombiniert in ihre Forschung empirisch-quantitative Zugänge mit theoretischer Modellierung.

Prägende Vorbilder

Elisabeth Stark studierte, doktorierte und habilitierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zu einem längeren Auslandsaufenthalt während des Studiums und des Doktorats kam es nicht. «Als junger Mensch war ich eher immobil», sagt sie. «Aber München ist eine internationale Stadt und aus akademischer Sicht überaus anregend.» Der Wechsel ins Ausland erfolgte mit der Berufung an die UZH, nachdem Elisabeth Stark von 2004-2008 einen Lehrstuhl für Romanische Sprachwissenschaft an der FU Berlin innehatte als erster professoraler Station ihrer Karriere.

Zur Romanistik kam sie zufällig. «In der Schule war mir die französische Sprache sofort vertraut, sie flog mir quasi zu, obwohl niemand in der Familie einen Bezug zu Frankreich hatte, ausser einer elsässischen Urgrossmutter». So lag es nahe, dass die geborene Oberfränkin in München Romanistik studierte. Durch die Beschäftigung mit den romanischen Kulturen lerne man sie so gut kennen, dass sie Teil der eigenen Identität werden, sagt Stark.

Zwei Vorbilder haben sie dort in ihren Interessen und Herangehensweisen an wissenschaftliche Probleme an der LMU geprägt: ihr Doktorvater, Wolf-Dieter Stempel, ein klassischer Geisteswissenschaftler, der auch die französische Lebensart und -kultur verkörpert, inklusive der Kenntnis guter Rotweine. Und sein Nachfolger Wulf Oesterreicher, ein auch forschungspolitisch sehr umtriebiger Romanist. «Von ihm habe ich unter anderem gelernt, mir ein dickes Fell zuzulegen», sagt Elisabeth Stark.

Nach dem «offiziellen Teil» überraschten wir Elisabeth Stark mit einer unerwarteten Zusatzfrage. Ihre spontane Antwort erfahren Sie hier.

Weibliche Vorbilder hat Elisabeth Stark vor allem durch die Lektüre wissenschaftlicher Literatur erhalten, so etwa die von Liliane Haegeman, mit der sie heute gemeinsame Forschungsaktivitäten und auch eine Freundschaft verbinden. Im Laufe ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit richtete Stark ihr Interesse stärker auf die moderne empirische Linguistik, auch mit experimentellen Ansätzen. So befasst sie sich etwa mit den typischen syntaktischen Strukturen in digitalen Kommunikationsprozessen.

Gesellschaftlich relevante Projekte fördern

Und was möchte sie als Prorektorin erreichen? «Die UZH-Forschung ist unglaublich vielfältig», sagt sie. Um diese Fülle an hochkarätiger Forschung noch besser zur Geltung zu bringen, möchte Stark als Prorektorin die fachübergreifende Zusammenarbeit fördern und zur Schärfung des Profils der UZH-Forschung beitragen.

«Die UZH ist eine hervorragende, äusserst breit aufgestellte Volluniversität, aber von aussen betrachtet weiss man zuweilen nicht, wofür sie genau steht», sagt Stark, und fährt fort: «Die Life Sciences und die Wirtschaftswissenschaften UZH gehören zur Weltspitze, Disziplinen wie die Kommunikationswissenschaft sind hoch gerankt, doch es gibt viele andere Forschungsbereiche, die noch bekannter werden sollten, und vor allem Forschungsthemen, mit denen man die UZH weltweit in Verbindung bringen sollte. Dies wird sicherlich möglich sein, denn wir haben Spitzenforschende in allen sieben Fakultäten».

Die neue Prorektorin nennt als Beispiele zwei derzeit laufende UFSP-Projekte: die Altersforschung mit «Healthy Aging» und «Human Reproduction Reloaded». Diese Projekte arbeiten inter- und transdisziplinär. Für Stark sind sie deshalb besonders relevant und förderungswürdig. Sie ist keine Befürworterin des Giesskannenprinzips in der Forschung. «Zur Profilbildung gehört die Schwerpunktsetzung». Am Herzen liegt ihr ebenfalls die Nachwuchsförderung. Für junge Forschende müssten mehr Dauerstellen und alternative Karrierewege zur klassischen Professur geschaffen werden.

Elisabeth Stark ist voller gespannter Erwartung auf die Aufgaben, die jetzt auf sie warten, das gibt ihr viel Energie. Die Mutter eines 11-jährigen Sohnes weiss aber auch, dass ein sehr hohes Arbeitspensum auf sie zukommt. Ausgleich sucht sie draussen in der Natur – am liebsten per Rennrad: «Sobald der Frühling kommt, packe ich mein Velo und umrunde den Greifensee.» Hat sie noch etwas, was sie an ihre oberfränkische Heimat erinnert? «Ja», sagt sie: «Bei uns kommt ausschliesslich mein Rosenthal-Porzellan auf den Tisch.»