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Start Herbstsemester 2020

«Wir werden alle immer mehr Routine und Sicherheit gewinnen»

Dieses Herbstsemester ist für alle UZH-Angehörige besonders herausfordernd – für Studierende genauso wie für Dozierende und alle anderen UZH-Mitarbeitenden. Gabriele Siegert, Vize-Rektorin und Prorektorin Lehre und Studium, beantwortet im Interview Fragen zum Semesterstart.
Interview: David Werner

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«Die Lage ist fast noch komplexer als im Frühjahrssemester», sagt Gabriele Siegert, Prorektorin Lehre und Forschung der UZH.

Frau Siegert, im Frühjahrssemester hat die UZH sehr schnell ihre gesamte Lehre auf Online-Formate umgestellt. Die Umstellung verlief im Grossen und Ganzen ohne grössere Probleme. Wie sieht es in diesem Herbstsemester aus?

Gabriele Siegert: Zum einen können wir alle auf die Erfahrungen aus dem Frühjahrssemester zurückgreifen. Das gilt sowohl institutionell für die ganze Organisation als auch für die einzelnen Dozierenden und Studierenden. Das hilft und gibt eine gewisse Sicherheit. Zum anderen ist die Lage fast noch komplexer als im Frühjahrssemester, weil nun Präsenzveranstaltungen möglich sind, wenn auch mit Schutzkonzept und nur in eingeschränktem Umfang. So gilt es jeweils für jede einzelne Lehrveranstaltung zu prüfen, ob Präsenz didaktisch notwendig und organisatorisch möglich ist oder ob die Lehrveranstaltung komplett online ablaufen kann. Wenn Präsenz sinnvoll und notwendig ist, müssen die Teilnehmenden teilweise in Gruppen aufgeteilt werden, weil die Räume der UZH im Rahmen der Schutzkonzepte weniger Personen aufnehmen können als sonst. Das ist auch für die Dozierenden und die organisierenden Einheiten wesentlich aufwändiger als bisher. Und wir haben noch gar nicht von der technischen Infrastruktur und dem Support dahinter gesprochen, der ebenfalls viel aufwändiger ist, als sich die meisten das vorstellen.

Einige Studierende mussten Wartezeiten auf OLAT in Kauf nehmen. Andere klagten darüber, sie hätten in Grossveranstaltungen anfänglich keinen Online-Zugang erhalten. Warum funktionierte der Zugang zu digitalen Lehrveranstaltungen nicht überall auf Anhieb?

Zum Herbstsemester gab es tatsächlich bei OLAT Probleme mit längeren Warteschlangen über mehrere Minuten. Dafür bitten wir um Entschuldigung. Ursächlich sind komplexe, technische Abhängigkeiten zwischen Systemkomponenten. Aber die Informatik arbeitet mit Hochdruck an der Ursachenermittlung und -behebung.

Bei ZOOM ist die Sache wieder etwas anders gelagert. Für normale Videokonferenzen gibt Zoom eine Limite von 300 Teilnehmenden vor. Für grössere Veranstaltungen stehen zusätzliche Webinar-Lizenzen zur Verfügung. Ich gehe davon aus, dass die wenigen Fälle, wo es keinen Zugang gab, auf Missverständnisse oder anfängliche Verzögerungen zwischen Lizenzbeschaffung und -bereitstellung zurückzuführen sind.

Wie ordnen Sie diese Fälle ein? Handelt es sich um vereinzelte Startschwierigkeiten oder liegen die Probleme tiefer?

Wir müssen uns vorstellen, dass an der UZH rund 28’000 Studierende eingeschrieben sind und wir insgesamt 3’629 Module und 4’770 Lehrveranstaltungen anbieten. Wir haben von allen Fakultäten Rückmeldungen zum Semesterstart erhalten. Auf dieser Basis kann ich sagen, dass es sich tatsächlich um Einzelfälle handelt. Dennoch ist es ärgerlich für diejenigen, die betroffen sind. Sie wollen schnellstmöglich Abhilfe für das Problem, und dafür habe ich Verständnis.

Wie verschaffen Sie sich angesichts der grossen Zahl an Lehrveranstaltungen an der UZH einen Überblick, was alles gut funktioniert und wo es hapert?

An der UZH sind die Aufgaben klar verteilt, die Universitätsleitung gibt Richtlinien vor, die Fakultäten sind zuständig für die Bewirtschaftung der Studienprogramme, konkret für die Organisation und Durchführung der Lehrveranstaltung und Module. Wir sind aber in einem kontinuierlichen Austausch miteinander, besprechen und beraten uns. Deshalb habe ich auch die Rückmeldungen der Fakultäten zum Semesterstart. Auch mit dem VSUZH sind wir in engem Austausch und nehmen von dort Feedbacks der Studierenden entgegen. Zudem bekommen sowohl der Rektor als auch ich vereinzelte Mitteilungen – vor allem wenn etwas nicht klappt. Das ist jetzt aber keine Aufforderung, sich direkt an uns zu wenden (lacht). Wenn etwas nicht gut funktioniert, sollten sich Studierende zuerst an die Dozierenden, dann an die Studienprogrammdirektor*innen, dann an die Studiendekan*innen wenden. Aber, ob in allen Veranstaltungen alles bis ins Detail funktioniert, darüber habe ich persönlich tatsächlich keinen Überblick.

Was ist Ihre Erwartung im Hinblick auf den weiteren Verlauf dieses Herbstsemesters?

Ich gehe davon aus, dass sich nach anfänglichen kleineren Problemen das meiste sowohl technisch als auch didaktisch einspielt. Wir werden alle immer mehr Routine und Sicherheit gewinnen im Umgang mit diesen komplexen Situationen. Natürlich können immer wieder im Semester Probleme auftauchen, ich halte uns aber für agil und erfahren genug, dass wir dann unkomplizierte und schnelle Lösungen finden. Bevor bei den Studierenden aber persönliche Probleme zu gross werden, empfehle ich, die psychologische Beratungsstelle zu kontaktieren.

Seit Beginn der Vorlesungszeit sind an der UZH wieder deutlich mehr Menschen präsent als zuvor. Halten sich die UZH-Angehörigen an die Abstands- und Hygieneregeln und die Maskentragepflicht?

Die ersten Tage des Herbstsemesters 2020 sind bisher ruhig und problemlos verlaufen. Alle UZH-Angehörigen halten sich vorbildlich an die neuen Regeln. Hier verlasse ich mich auf das Feedback der zuständigen Stellen, kann es aber auch selbst bestätigen, wann immer ich durch das Hauptgebäude gehe. Das Tragen der Maske ist fast schon zur Selbstverständlichkeit geworden.

Vor besonders grossen Herausforderungen stehen derzeit die Erstsemestrigen. Der eingeschränkte Präsenzbetrieb erschwert es ihnen, an der Universität Fuss zu fassen und Kontakte zu knüpfen. Was raten Sie den Studienanfängerinnen und -anfängern?

Die Fakultäten und Institute sind sich bewusst, dass der Präsenzunterricht für die Erstsemestrigen sehr wichtig ist, nicht nur wegen der Wissensvermittlung, sondern auch, damit sie einmal etwas Uni-Luft schnuppern können. Ich rate den Erstsemestrigen, sich mit Mitstudierenden zusätzlich zu verabreden, Lerngruppen zu bilden und sich online sowie face-to-face zu treffen. Hier ist Selbstinitiative gefragt. An manchen Instituten und Fakultäten gibt es auch Extra-Anlässe für die Erstsemestrigen.

Was können Studierende unternehmen, wenn Sie sich ungenügend informiert fühlen oder aus anderen Gründen nicht wie gewünscht vom Lehrangebot profitieren können?

Das allermeiste ist schriftlich festgehalten. Gelegentlich ist es nicht ganz einfach, es zu finden. Meistens aber sind die Informationen einfach zugänglich. Allgemeine Informationen zu Corona finden sich auf der  Seite der UZH, fakultäre Vorgaben auf den Seiten der Fakultäten und Spezifisches zu Studienprogrammen auf den Seiten der Institute. Zudem rate ich den Studierenden, ihre Mitstudierenden und die Dozierenden zu fragen.

Bekommen Studierende, die an einer Veranstaltung aufgrund technischer Probleme nicht teilnehmen konnten, die Möglichkeit, den Stoff nachzuholen?

Viele Veranstaltungen werden den Studierenden als Podcasts zur Verfügung gestellt, so dass sie nichts verpassen. Zudem gibt es ja für jede Veranstaltung Literatur oder Vorbereitungsmaterial, zum Teil werden die Folien zur Verfügung gestellt. Wir müssen schon davon ausgehen können, dass die Studierenden sich hier wenigstens für eine Sitzung selbständig mit der Materie auseinandersetzen können. Sollten Fragen offen bleiben, lassen die sich ja beim nächsten Termin stellen, im OLAT-Chat oder wenn gar nichts anderes hilft direkt bei den Dozierenden.

In manchen Veranstaltungen können die Studierenden wählen, ob sie lieber in Präsenzform oder online teilnehmen möchten. Gibt es schon erste Hinweise darauf, wie sich die Studierenden in solchen Fällen mehrheitlich entscheiden?

Dazu kann ich noch nichts Repräsentatives sagen. Ich habe aber Rückmeldungen, dass in einigen Präsenzveranstaltungen noch Platz im Raum wäre. Ich habe aber auch Rückmeldungen zu Lehrveranstaltungen, die sozusagen «volles Haus» haben – natürlich mit Schutzkonzept. Ich weiss von Studierenden, die sich mehr Präsenzunterricht wünschen und von solchen, die am liebsten gar nicht mehr vor Ort sein möchten.

Wann werden die Studierenden darüber informiert, in welcher Form die Prüfungen in diesem Semester stattfinden werden?

Im Vorlesungsverzeichnis finden sich bereits unter dem Stichwort «Anforderungen» Hinweise zur Prüfung – sowohl in Bezug auf die Inhalte als auch auf die Durchführungsart. Falls Unklarheiten bestehen oder Präzisierungen nötig werden, sollten sich Studierende an die Dozierenden wenden. Aber bitte nicht mit der Frage, was in der Prüfung drankommt (lacht).

Der Mix auf Präsenz- und Onlinebetrieb in der Lehre stellt auch die Dozierenden vor grosse Herausforderungen. Bei der Organisation der Veranstaltungen und bei der Information der Studierenden tragen sie eine grosse Eigenverantwortung. Wie unterstützen die Universität und die Fakultäten die Dozierenden?

Ja, die Dozierenden sind sehr gefordert und ich finde es grossartig, was sie leisten. Wir versuchen sie bestmöglich zu unterstützen, sowohl technisch wie auch didaktisch. Wir haben u.a. zur Hochschuldidaktik eine «Teaching Inspiration Week» veranstaltet und so auf eher informellem Weg diejenigen zusammengebracht, die sich über Online-Lehre austauschen möchten. Auf der Plattform Teaching Tools stellen wir zudem konkretes didaktisches Material, Anleitungen, Tipps und Best-Practice-Beispiele zur Verfügung.

Wann informiert die UZH über die Planungsgrundlagen für das Frühjahrssemester 2021?

Wir planen, im Oktober erstmalig über das kommende Semester zu informieren – auch wenn wir uns alle bewusst sind, dass die Situation sich jederzeit ändern kann. Es gilt aber – wie im Frühjahrssemester 2020 und im laufenden Semester – die Gesundheit von Studierenden und Mitarbeitenden an die erste Stelle zu setzen.

 

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