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Wissenschaftliches Schreiben

Die Angst vor dem leeren Blatt überwinden

Das Verfassen von akademischen Texten kann ganz schön knifflig sein. Die «Lange Schreib-Nacht» vom 30. November 2017 will mit Vorträgen und Workshops helfen, Schreibkompetenzen zu verbessern.
David Werner
Wollen mit der Langen Schreib-Nacht Studierenden und Doktorierenden ermöglichen, ihre Schreibfertigkeiten zu verbessern: Meret Fehlmann, Susanna Blaser-Meier, Ladina Tschander (v.l.n.r).

 

Zum zweiten Mal findet an der UZH eine Lange Schreib-Nacht statt. Initiiert und organisiert haben den Anlass Susanna Blaser-Meier vom Kunsthistorischen Institut, Meret Fehlmann vom Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft sowie Ladina Tschander vom Deutschen Seminar. Im Interview erklären die drei Bibliotheks-Verantwortlichen, was es mit der Langen Schreib-Nacht auf sich hat und was sie dazu bewogen hat, den Anlass zu organisieren.

Hatten Sie schon einmal eine Schreibblockade? Und was tun Sie dagegen?

Ladina Tschander: Ja. Es kam schon vor, dass ich mich bei der Suche nach einem eigenen Zugang zu einem Forschungsthema in der Recherche verlor. Ich erstellte zahlreiche Skizzen zu Textstrukturen, ohne wirklich einen Text zu verfassen. Geholfen haben mir Methoden des kreativen Schreibens. Durch assoziatives und spontanes Vorgehen konnte ich meine Schwierigkeiten beim Einstieg in den Schreibprozess lösen.

Susanna Blaser-Meier: Eine richtig ernsthafte Schreibblockade habe ich noch nie erlebt. Sobald ich merke, dass ich nicht in den Schreibfluss komme, ändere ich etwas an meiner Methode. Meist hilft es mir schon, einfache Massnahmen auszuprobieren, wie z.B. den Arbeitsplatz wechseln oder mal von Hand statt mit dem Computer zu schreiben.

Welches sind typische Probleme, mit denen Studierende und Doktorierende beim wissenschaftlichen Schreiben häufig konfrontiert sind?

Meret Fehlmann: Das typische Problem gibt es nicht, aber einige verbreitete Stolperfallen sind zu nennen: Wer zum Beispiel den Anspruch an sich stellt, alles über ein Thema wissen und schreiben zu müssen, riskiert, die Übersicht und den roten Faden zu verlieren und die zentrale Fragestellung zu verwässern.

Susanna Blaser-Meier: Weit verbreitet ist sicher auch die Angst vor dem leeren Blatt.

Ladina Tschander: Die grösste Schwierigkeit beim wissenschaftlichen Schreiben ist, eine klare, präzis eingegrenzte Fragestellung zu finden, die sich auch in gegebener Zeit bearbeiten lässt.

Die Veranstaltung, die Sie am 30. November an der UZH durchführen, heisst «Lang Schreib-Nacht». An wen richtet sich die Veranstaltung?

Meret Fehlmann: Die Veranstaltung richtet sich an alle, die am wissenschaftlichen Schreiben interessiert sind, seien es Studierende und Forschende, die Arbeiten schreiben müssen und wollen, seien es Dozierende, die in ihren Kursen studentische Schreibkompetenz fördern möchten.

Kann man sich auch individuell beraten lassen?

Ladina Tschander: Ja,wir bieten während des ganzen Abends die Möglichkeit, sich individuell beraten zu lassen. Das Veranstaltungsformat der Langen Schreibnacht ist an deutschen Hochschulen und Bibliotheken bereits seit einiger Zeit etabliert. Die individuelle Beratung gehört obligatorisch dazu.

Was spricht für die Durchführung des Schreibtrainings zu später Stunde?

Susanna Bläser-Meier: Am Abend haben die meisten am ehesten die Musse, sich über mehrere Stunden hinweg auf ein Thema einzulassen. Ausserdem nehmen wir mit der Schreibnacht auf den studentischen Lebens- und Arbeitszyklus Bezug. Studierende haben während des Semesters oft gar keine andere Wahl, als nachts und an den Wochenenden zu schreiben.

Die Schreibnacht dauert fünf Stunden. Kann man in so kurzer Zeit herausfinden, wie man seine Schreibtechniken verbessern kann?

Ladina Tschander: Erfahrungen zeigen, dass das geht. Die Teilnehmenden können sich Anregungen auf verschiedene Weise holen – in Vorträgen, Workshops und in Form individueller Beratung.

Meret Fehlmann: Ich empfehle besonders das Angebot zum konzentrierten Schreiben in Begleitung von zwei Schreibcoaches.

Sie führen die Veranstaltung bereits zum zweiten Mal durch. Wieviele Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben Sie letztes Mal gezählt?

Ladina Tschander: Rund 60 Personen. Wir erhoffen uns für die zweite Schreibnacht eine ähnliche Zahl an Interessierten.

Wie war das Echo auf die letzte Veranstaltung? 

Susanna Blaser-Meier: Die erste Lange Schreibnacht im März 2017 hat uns gezeigt, dass die Nachfrage nach Unterstützung beim akademischen Schreiben sehr gross ist. Die Rückmeldungen waren allesamt sehr positiv. Am Kunsthistorischen Institut  hat sich im Anschluss an die Lange Schreibnacht eine offene Schreibgruppe gebildet. Solche Initiativen freuen uns sehr. Wir können dazu auch Starthilfe und Unterstützung bieten.

Meret Fehlmann: Um die Bildung weiterer Schreibgruppen zu fördern, haben wir dieses Jahr Anja Voigt vom Schreibzentrum Frankfurt an der Oder eingeladen, wo seit langem mit writing fellows gearbeitet wird.

 

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