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Neues Magazin

Im roten Bereich

Midlife-Crisis, Klimakriege, Börsencrash oder rabenschwarze Gedanken: Das neue «magazin» diskutiert mit Forscherinnen und Forschern der Universität Zürich Krisensituationen. Und es skizziert mögliche Wege, die aus der Krise führen.
Thomas Gull und Roger Nickl

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Das neue UZH-Magazin widmet sich der Frage, wie wir Krisen meistern können. 

Krisen und Konflikte treffen uns hart und meist unerwartet. In solchen Momenten scheint das Leben ausweglos und ohne Perspektive. Das Dossier im neuen «Magazin» der Universität Zürich beleuchtet gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der UZH Krisensituationen. Und es wird darüber diskutiert, wie wir Krisen meistern können.

Dabei wird Erstaunliches zutage gefördert. Etwa, dass es ganz praktische Rezepte gibt, wie wir uns verhalten können, wenn uns rabenschwarze Gedanken zusetzen: Mittel, die gegen stark belastende negative Gefühle helfen sind etwa Treppensteigen, oder Liegestütze machen bis zur Erschöpfung. «Man muss versuchen, eine Spannung oder eine Entspannung einzuleiten, die eine klare Ursache hat und für die man selbst verantwortlich ist», sagt Psychologe Ulrich Frischkneckt, «das macht die Situation überschau- und kontrollierbar.» Frischknecht leitet die Psychologische Beratungsstelle von Universität und ETH Zürich und hilft Menschen in Not, Wege aus der Krise zu finden.

Mythen widerlegen

Zwischen 40 und 60 geraten vor allem Männer in eine Sinnkrise und krempeln ihr Leben um. Das zumindest suggeriert die weit verbreitete Vorstellung der Midlife-Crisis. Doch diese Krise im mittleren Lebensalter gibt es gar nicht – zumindest nicht als Massenphänomen, sagen der Altersforscher Mike Martin und die Psychologin Alexandra Freund übereinstimmend. Ein anderer Mythos, der selbst von Wissenschaftlern gepflegt wird, ist die Gefahr von künftigen Klimakriegen. Doch die Klimaveränderung allein löst keine kriegerischen Konflikte aus, sagt Geograf und Konfliktforscher Benedikt Korf. Er hält das Szenario für politisch problematisch, weil es den Blick auf die eigentlichen Ursachen von Konflikten verstellt.

Angst vor der Zukunft nehmen

Krisen machen nicht nur Erwachsenen zu schaffen, sondern auch Kindern und Jugendlichen. So können Unfälle wie Brandverletzungen nicht nur körperliche, sondern auch seelische Wunden schlagen. Der Psychologe Markus Landolt betreut am Zürcher Kinderspital traumatisierte Kinder und ihre Eltern. Dabei geht es darum, den Kindern zu zeigen, dass sie wieder gesund werden, und den Eltern die Angst vor der Zukunft zu nehmen.

Herausgefordert sind auch jugendliche Migranten, die sich in ihrem neuen Heimatland zurechtfinden müssen. Dabei müssen sie den Spagat zwischen ihrer Herkunft und der neuen Lebenswelt machen. Den meisten gelingt das erstaunlich gut, sagt die Humangeografin Sara Landolt. Dabei hilft den Jugendlichen ein gutes, weit gespanntes soziales Netzwerk aus Familie, Freunden, Lehrpersonen und Vereinen, in denen sie sich wohlfühlen.

Das Konzept der Krise, wie wir es heute kennen, ist erst im 18. Jahrhundert entstanden, sagt der Rechtshistoriker Andreas Thier. Das hat auch mit der Säkularisierung der Gesellschaft zu tun: «Mit dem Ende der Heilsgeschichte wird der Mensch zum Subjekt der Geschichte», so Thier. Das heisst, wir können nicht mehr auf Gott hoffen; dafür können wir unsere Geschichte selbst gestalten. Damit fällt uns die Aufgabe zu, Krisen und Konflikte zu bewältigen.