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Neuer Prorektor Rechts- und Wirtschaftswissenschaften

Heiterer Kalligraph

Der Universitätsrat hat gestern Rechtsprofessor Christian Schwarzenegger zum Prorektor Rechts- und Wirtschaftswissenschaften gewählt. Der Senat hatte ihn bereits am 7. Mai mit deutlicher Mehrheit nominiert. Schwarzenegger wird die Nachfolge von Andrea Schenker-Wicki im August 2014 antreten. 
Marita Fuchs

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Wird mit den anderen Mitgliedern der Universitätsleitung an einem Strang ziehen: Christian Schwarzenegger.

Christian Schwarzeneggers Büro an der Rämistrasse ist lang, schmal und voller Bücher, Akten und Unterlagen. Mittendrin auf einem Bücherstapel stehen eine Teekanne, Tässchen und mehrere Teesorten in exotischen Schachteln. Er sitzt an einem kleinen runden Besprechungstisch und macht sich Notizen, auf Japanisch! Schwarzenegger ist mit einer Japanerin verheiratet und hat mehrere Jahre in Japan gelebt und gelehrt. Doch die vielen Schriftzeichen sind auch für ihn nach wie vor eine Herausforderung. «Ich arbeite gegen das Vergessen an», lacht er.

Doch viel Zeit zum Üben japanischer Kalligraphien wird er demnächst wohl nicht haben. Denn Schwarzenegger wird der nächste Prorektor Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an der UZH. «Ich habe mich sehr über die Wahl gefreut», sagt er strahlend.

Die Chemie stimmt

Mit den anderen Mitgliedern der Universitätsleitung will er nun an einem Strang ziehen. Um sich auf das neue Amt vorzubereiten, nimmt er schon jetzt an den deren Sitzungen teil. Seine Vorgängerin Andrea Schenker-Wicki führt ihn gleichzeitig in die Geschäfte und Dossiers ein, so dass eine reibungslose Amtsübergabe gewährleistet ist. Der neu gewählte Prorektor erlebt die derzeitige Universitätsleitung als dynamisch. «Sie ist diskussions- und entscheidungsfreudig, und die Chemie stimmt.»

Schwarzenegger – ein Cousin zweiten Grades des berühmten Terminator-Darstellers Arnold Schwarzenegger – ist ein engagierter Jurist. Probleme lösen, Konsens bilden aber auch Leadership zeigen, wenn es darum geht, Beschlüsse durchzusetzen, das reizt ihn. Als Dekan der juristischen Fakultät hat er bei der Realisierung des Reformpakets Bologna II Durchsetzungskraft bewiesen. «Vor Bologna II gab es im rechtswissenschaftlichen Studium zu viele Prüfungen und es wurden falsche Prioritäten gesetzt, deshalb mussten wir schnell das Steuer herumreissen», so Schwarzenegger.

Neue Struktur für die Universitätsleitung

Christian Schwarzenegger will in seinem neuen Amt dazu beitragen, das hohe Niveau der Universität Zürich zu sichern und weiterzuentwickeln. «Die UZH geniesst im Ausland einen ausgezeichneten Ruf, das konnte ich bei meinen internationalen Forschungskontakten immer wieder feststellen.»

In einer ersten Phase steht die Neustrukturierung der Universitätsleitung im Vordergrund. Es geht darum, die Verantwortlichkeitsbereiche klarer zu definieren, die Kooperation mit den Fakultäten zu verstärken und insbesondere die universitäre Medizin besser an die Universitätsleitung anzubinden. Als Arbeitgeber soll die UZH seinem technisch-administrativen Personal gute Bedingungen zur persönlichen Weiterentwicklung bieten.

Nähe zum fernen Osten

Schwarzenegger wird mit dem neuen Amt oberster Dienstherr mehrerer Bereiche der zentralen Dienste. Unter anderem wird er verantwortlich sein für den Bereich Internationale Beziehungen. Mit seiner breiten Kenntnis des asiatischen Raums ist er dafür prädestiniert. Fünf Jahre lehrte er als Assistenzprofessor für die Fächer Europäisches Recht, Rechtsvergleichung, Strafrecht und Kriminologie an den japanischen Universitäten Niigata und Aichi. In seiner Amtszeit als Dekan konnten für Studierende der Rechtswissenschaft neue Austauschprogramme mit chinesischen und japanischen Elite-Universitäten abgeschlossen werden. Die ersten Studierenden werden ab Herbstsemester 2014 von diesen Angeboten profitieren.

Ausserdem übernimmt Schwarzenegger als Prorektor die Verantwortung für die Bibliotheken der UZH und die Informatikdienste. Die Informatik ist für den Rechtswissenschaftler kein unbekanntes Terrain, er ist Spezialist für Internetkriminalität. Neu wird dem Prorektorat Rechts- und Wirtschaftswissenschaften auch der Rechtsdienst zugeordnet sein, der bisher direkt dem Rektor unterstellt war.

Gegen häusliche Gewalt

Das neue Amt verlangt, dass sich Schwarzenegger zeitweise aus seiner aktuellen Forschungsarbeit zurückziehen muss. Sein Forschungsteam ist jedoch gut aufgestellt und selbstständig genug, um auch ohne seine ständige Begleitung arbeiten zu können. Er hat gerade ein spannendes Projekt zusammen mit der Kantonspolizei Zürich lanciert. Dabei geht es um die Evaluation von Massnahmen gegen häusliche Gewalt. Diese ist im Kanton Zürich ein Problem: Pro Jahr muss die Polizei in 1 000 Fällen von häuslicher Gewalt ausrücken, in 900 wird ein Strafverfahren eingeleitet. Wie sich die Gewaltschutzmassnahmen der Polizei und das Strafverfahren bei den Tätern, beziehungsweise die Unterstützung durch Opferhilfestellen auf der Seite der Opfer über einen längeren Zeitraum auswirken, soll die Studie zeigen. Die Forscher möchten sinnvolle Interventionen ableiten können, die auf Dauer das Problem der häuslichen Gewalt entschärfen werden.

Frischer Grüntee aus Japan

Viel Arbeit kommt auf den neuen Prorektor zu. Seitdem sein Sohn vor einem Jahr nach Kyoto ausgeflogen ist, kann er die vielen Termine, die zum Teil auch in den Abend reichen, besser bewältigen. Seine Frau ist als Japanischlehrerin abends ebenfalls häufig beschäftigt.

Ruhe und Erholung findet er auf Reisen. «Im Sommer besuchen meine Frau und ich die Töpferwerkstätten in Arita auf der Insel Kyushu, wir werden dort ganz in die japanische Kultur eintauchen, das ist sehr erholsam». Dann wird Teeliebhaber Schwarzenegger sich auch mit frischem Grüntee eindecken. «Andere kaufen gute Weine, ich guten Tee.»

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