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OEC ALUMNI UZH-Forum

Wege aus der Finanzkrise

Die Stabilität des Finanzsystems in der Euro-Zone ist so gefährdet wie noch nie. UZH-Professor Jean-Charles Rochet zeichnete auf dem OEC ALUMNI-Forum einen Weg vor, wie Ungleichgewichte vermieden werden könnten.  
Marita Fuchs

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Interessiertes Publikum und hochkarätige Referenten am OEC ALUMNI-Forum in der Aula der Universität Zürich.

Ein brisantes und gesellschaftlich brennendes Thema stand am 12. OEC ALUMNI UZH-Forum auf der Themenliste. Mehrere Referenten analysierten die Stabilität der Finanzsysteme und das Zusammenspiel von Staaten, Banken und Individuen. Entsprechend zahlreich waren die Besucher: Die Aula der Universität Zürich war am Dienstag bis auf den letzten Platz besetzt.

Die Entwicklungen seit 2008 zeigen: Staaten und Banken sind heute so verflochten, dass sie eher gemeinsam Bankrott gehen, als dass sie sich gegenseitig stärken könnten. Nationalbank-Direktoriumsmitglied Jean-Pierre Danthine sprach sich dafür aus, dass Zentralbanken mit makroprudenziellen Instrumenten ausgestattet werden sollen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) werde das Ziel des Euro-Mindestkurses von 1,20 CHF mit «äusserster Entschlossenheit» weiterverfolgen. Die SNB sei darauf vorbereitet, ausländische Währungen in uneingeschränktem Umfang zu kaufen. Eine der Lehren aus der Finanzkrise sei, dass die Zinspolitik nicht das primäre oder gar einzige Instrument sein könne, um die Finanzstabilität zu fördern.

Nationalbank-Direktoriumsmitglied Jean-Pierre Danthine sagte, dass die Schweizerische Nationalbank das Ziel des Euro-Mindestkurses von 1,20 CHF mit Entschlossenheit weiterverfolgen werde.

Der Frage, wie sich bestehende regulatorische Rahmenbedingungen und Kontrollorgane  anpassen müssen, um ein reibungsloses Funktionieren von Finanzinstitutionen und Märkten zu gewährleisten ging Jean-Charles Rochet, Professor für Banking an der Universität Zürich nach.

Jean-Charles Rochet, Professor für Banking an der Universität Zürich, fordert die Aufsichtsbehörden dazu auf, makroökonomische Verantwortung wahrzunehmen.

Verstärkung der Finanzmarktaufsicht

Massnahmen im mikroökonomischen Bereich – etwa Banken-Aufsichtsorgane, die sich für die Interessen der Kleinanleger einsetzen – seien zwar wichtig, jedoch nicht ausreichend, meinte Rochet. Die Probleme müssten in einem umfassenderen Rahmen angegangen werden.

Rochet sprach sich für die Ausdehnung der Befugnisse sogenannter «macro-prudential regulators» aus. Diese Aufsichtsbehörde soll neben der Preisstabilität auch die Stabilität des gesamten Finanzmarktes gewährleisten. In der Schweiz könnten diese Rolle die Finanzmarktaufsicht (Finma) und die Schweizerische Nationalbank (SNB) übernehmen.

Finanzstabilität so wichtig, wie die Preisstabilität

Die gesamthafte Aufsichtsfunktion, so Rochet, sei notwendig und sollte sehr seriös angegangen werden, ansonsten stehe die nächste Krise wieder ins Haus. Denn die Finanzstabilität sei heute genauso wichtig, wie die Preisstabilität.

Künftige Aufsichtsorgane müssten stark und unabhängig sein, gleichzeitig aber müssten sie  einer Rechenschaftspflicht unterworfen werden. Dies alles erfordere eine klare Doktrin und transparentes Handeln. Dies umso mehr, als die Finanzstabilität vom Zusammenwirken einer Vielzahl Beteiligter abhängt.

Rochet plädierte deshalb dafür, dass sich Finanzstabilitätsausschüsse unter Mitwirkung von Zentralbanken, Finanzministerien und Finanzmarktaufsichtsbehörden ihrer makroökonomische Verantwortung wahrnehmen.

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