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Modulbuchungen

Warum mit Wartezeiten zu rechnen ist

Am 20. August beginnt an vier Fakultäten die mehrwöchige Frist für Modulbuchungen. Um den Andrang in den ersten Stunden besser zu bewältigen, haben die Informatikdienste der UZH das Buchungssystem in den letzten Jahren laufend verbessert. Dennoch muss an diesem Tag mit Wartezeiten gerechnet werden. Wer speditiv buchen will, sollte sich erst einige Stunden nach dem grossen Andrang ins System einloggen.
David Werner

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Studierende der Philosophischen Fakultät haben grosse Freiräume bei der Wahl ihrer Module. Die Kehrseite sind Systemengpässe in den ersten Stunden nach Beginn der Modulbuchungsfrist.

Früher gab es Einschreibelisten, in die sich die Studierenden handschriftlich einzutragen hatten. Heute stellen Studierende ihr Semesterprogramm von ihrem Computer aus zusammen. Das zwischen 2005 und 2007 im Zuge der Studienreformen schrittweise eingeführte Buchungssystem der UZH hat grosse Vorzüge: Dazu gehört, dass die Studierenden die relevanten Daten über ihr Studium elektronisch verfügbar haben.

Sie können sich via online-Leistungsübersicht über ihre erworbenen Kreditpunkte und Noten informieren und erhalten zudem einmal pro Semester einen ausgedruckten Leistungsausweis zugeschickt. Per Mausklick können sie während der mehrwöchigen Buchungsperiode ihren Stundenplan den Anforderungen und Möglichkeiten ihres jeweiligen Studienprogramms entsprechend zusammenstellen. Der Aufwand, das eigene Studium zu administrieren, ist damit im Vergleich zu früher viel kleiner geworden.

Überlastetes System

Eine Hürde aber blieb: In den vergangenen Jahren kam es zum Auftakt der Buchungsperiode der Philosophischen, der Theologischen, der Wirtschaftswissenschaftlichen und der Rechtswissenschaftlichen Fakultät jeweils zu Systemüberlastungen, da sich innerhalb weniger Stunden Tausende von Studierenden gleichzeitig ins Buchungstool einloggten – obwohl für Buchungen eine mehrwöchige Frist zur Verfügung steht.

Das Buchungssystem, das nur einige hundert aktive Benutzer gleichzeitig verkraftet, verlangsamte die Performance, es kam zu Wartezeiten für die Benutzer und manchmal zu Fehlfunktionen.

Für die Studierenden sind solche Störungen begreiflicherweise ein Ärgernis. Sie wollen möglichst reibungslos ihre Module buchen und fragen sich, warum die Universität Zürich nicht über ein Buchungssystem verfügt, das dem Ansturm gewachsen ist.

Service verbessert

Die Informatikdienste der Universität haben über Jahre hinweg Anstrengungen unternommen, den Service zu verbessern, wie Christian Waldvogel, Leiter Business Applications der UZH erklärt. Die Hardware-Infrastruktur wurde massiv ausgebaut, die Software immer wieder optimiert.

So konnte die Zahl der am ersten Tag der Modulbuchungsfrist verarbeiteten Modulbuchungen über die letzten Jahre jeweils um durchschnittlich rund 20 Prozent pro Jahr erhöht werden. Kam es früher noch an mehreren Tagen nach Buchungsstart zu längeren Wartezeiten, beschränkt sich die Zeit, in der das System überlastet ist, inzwischen auf einige Stunden.

Ganz vermeiden lassen sich Wartezeiten jedoch nicht, wenn mehrere tausend Personen gleichzeitig aufs System zugreifen. Dazu müsste die System-Kapazität um ein Vielfaches erhöht werden. Die Kosten dafür wären unverhältnismässig hoch. «Mit Ausnahme der wenigen Stunden im Jahr, in denen es zu Spitzenbelastungen kommt, läge der Grossteil der Kapazität eines derart hochgerüsteten Buchungssystems brach», erklärt Waldvogel.

Wer beim Buchen auf keinen Fall Wartezeiten in Kauf nehmen will, tut auch in diesem Herbstsemester gut daran, sich nicht während des zu erwartenden Andrangs am 20. August ins System einzuloggen, sondern etwas später.

Vielfalt an Wahlmöglichkeiten schafft Engpässe

Die extremen Belastungsspitzen bei der Modulbuchung sind ein Problem, das vor allem die Philosophische Fakultät betrifft. Dafür gibt es zwei Gründe, wie Peter Schulthess, Studiendekan der Philosophischen Fakultät, erklärt: Erstens die hohe Studierendenzahl und zweitens die zahlreichen Wahlmöglichkeiten.

Die Studierenden wollen sich sofort nach Beginn der Buchungsfrist bestimmte Module sichern. Jeder will seine Lieblingstermine und thematischen Präferenzen realisieren. So kommt es zu Beginn der Buchungsfrist regelmässig zu Systemengpässen. «Diese Engpässe», so Studiendekan Schulthess, «sind gewissermassen die Kehrseite der Auswahlmöglichkeiten, von denen die Studierenden profitieren.»

Ausgeglichene Betreuungsverhältnisse schaffen

Die Wettbewerbssituation bei der Modulbuchung hat wohl damit zu tun, dass die Teilnehmerzahl bei einigen Modulen der Philosophischen Fakultät beschränkt ist. Warum braucht es diese Beschränkungen überhaupt? «Sie sind nötig, damit angesichts des oft schwer zu prognostizierenden Verhaltens unserer zahlreichen Studierenden bei der Modulwahl ein gewisses Mass an Planungssicherheit besteht», sagt Ea de With, Leiterin des Studiendekanats der Philosophischen Fakultät. Dozierende brauchen eine Grundlage, um ihre Seminare vorbereiten zu können, also zum Beispiel passende Räume und genügend Lehrpersonal zu organisieren.

«Wer sich nicht auf bestimmte Wunschtermine festlegt, sondern auch Alternativen in Betracht zieht, braucht sich nicht genötigt zu fühlen, beim Wettlauf um besonders beliebte Module mitzumachen.» Peter Schulthess, Studiendekan der Philosophischen Fakultät. Rechts im Bild: Ea de With, Leiterin des Studiendekanats der Philosophischen Fakultät.

Vor allem aber dienen die Kapazitätsbeschränkungen der Module dazu, Proseminare und Seminare möglichst gleichmässig zu belasten, also für ausgeglichene Betreuungsverhältnisse zu sorgen. Im Bachelor-Studienprogramm «Allgemeine Geschichte» zum Beispiel können Studierende im Basismodul 1, das zum Pflichtprogramm gehört, zwischen 15 verschiedenen Proseminaren wählen, von denen vier jeweils am Montag, zwei am Dienstag, drei am Mittwoch, drei am Donnerstag und nochmals drei am Freitag stattfinden. Es wäre ungünstig, wenn die terminlich beliebten Dienstags- und Mittwochs-Proseminare mit Studienanfängern überfüllt wären, während sich in den Freitags-Proseminaren nur vereinzelte Unentwegte zusammenfänden.

Kapazitätsbegrenzungen schaffen hier einen Ausgleich. Sie bewirken aber auch, dass nicht alle Studierenden ihre Wunschtermine wahrnehmen können. Es gilt das Prinzip: «First come, first served». Wer zu spät ist, muss mit der zweiten und dritten Wahl Vorlieb nehmen. Daran würde auch eine weitere technische Aufrüstung des Buchungssystems nichts ändern.

Niemand wird ausgeschlossen

Dabei ist aber zu betonen: Die Philosophischen Fakultät hindert niemanden am Fortgang seines Studiums, weil er ein Pflichtmodul nicht schnell genug gebucht hat. «Wenn sich abzeichnet, dass ein bestimmtes Pflichtmodul mehr Teilnehmende als erwartet anzieht, wird während des Buchungsprozesses die Gesamtkapazität des Moduls erhöht – und zwar wiederum gleichmässig auf alle zugehörigen Seminare beziehungsweise Proseminare verteilt», sagt Ea de With.

Dies gilt auch für Wahlpflicht-Module: «Insgesamt stehen genügend Plätze zur Verfügung, ausgebucht sind allenfalls besonders beliebte Themen und Termine.» Wer sich nicht auf bestimmte Wunschtermine festlegt, sondern auch Alternativen in Betracht zieht, braucht sich nicht genötigt zu fühlen, beim Wettlauf um besonders beliebte Plätze mitzumachen.

Worin der Vorteil besteht, mit der Modulbuchung abzuwarten, bis der grösste Andrang vorüber ist, liegt auf der Hand: Man kann dann das Semesterprogramm speditiv und ohne Wartezeiten zusammenstellen.

Auf jeden Fall empfiehlt es sich, jene Module, bei denen man davon ausgehen kann, dass die Nachfrage das Angebot nicht übersteigt, später zu buchen. Dies trifft auf den grössten Teil aller Module an der Philosophischen Fakultät zu.

Probleme werden ernst genommen

Doch auch wenn sich die Engpässe bei der Modulbuchung umgehen lassen, steht ausser Frage, dass sie für die Beteiligten lästig sind. Die Universitätsleitung nimmt die Probleme bei der Modulbuchung sehr ernst, sie arbeitet zusammen mit den Informatikdiensten und dem Studiendekanat der Philosophischen Fakultät laufend an Verbesserungen.

Hoffnungen auf einen definitiven Befreiuungsschlag in nächster Zeit möchte Otfried Jarren, Prorektor Geistes- und Sozialwissenschaften, aber nicht wecken. Zu vielfältig sind die Ansprüche, welche das Modulbuchungssystem auf organisatorischer und technischer Ebene erfüllen soll. Einerseits soll es Planungssicherheit für Institute und Lehrstühle schaffen, damit die knappen Personal- und Raumressourcen optimal eingesetzt werden können.

Anderseits soll es so ausgerichtet sein, dass die Freiräume der Studierenden bei der Studiengestaltung erhalten bleiben. Das System soll übersichtlich, für die Anwender leicht verständlich sowie technisch störungssicher sein, und es sollte niemanden benachteiligen. «Wir haben es mit einer Reihe von Zielkonflikten zu tun, die keine einfachen Lösungen zulassen», sagt Jarren.

Schwierige Suche nach Alternativen

Zur Zeit werden verschiedene Alternativmodelle zum bestehenden System des «First come, first served» diskutiert und geprüft; Modelle, mit denen sich Überlastungen zu Beginn der Buchungsfrist vermeiden lassen. Noch ist aber nicht ausgemacht, ob eines davon die verschiedenen Ansprüche besser unter einen Hut zu bringen vermag als das bestehende Modell.

So führt die schon vielfach vorgeschlagene zeitliche Staffelung der Buchungsfristen nach Studienprogramm oder Studienstufe innerhalb der Philosophischen Fakultät zu organisatorischer Unübersichtlichkeit und zudem auch zu Ungleichbehandlungen, denn wer zur ersten Staffel gehört, hat gegenüber jenen Studierenden, die später an die Reihe kommen, die grössere Auswahl.

Das ebenfalls häufig zur Debatte gestellte Wartelisten-System lässt sich mit dem hohen Flexibilitätsgrad des gegenwärtigen Buchungssystems nicht ohne weiteres vereinbaren. Das an der ETH Zürich praktizierte System, das ganz auf Modulbuchungen verzichtet und die Organisation nur auf Prüfungsanmeldungen abstellt, erschwert die Planbarkeit des Lehrbetriebs, da sich die Teilnehmerzahlen einzelner Module auf diese Weise nicht eruieren lassen. Und eine Auslosung per Zufallsgenerator, wie sie an vielen deutschen Universitäten vorgenommen wird, ist ebenfalls unbefriedigend.

Freiräume mit Augenmass nutzen

Zu den schon erwähnten Freiheiten, welche die Studierenden bei der Modulbuchung haben, zählt die Möglichkeit, einmal gebuchte Module in den ersten Wochen der Vorlesungszeit zu stornieren. Wer will, kann also mehrere Alternativ-Module ausprobieren, bevor er sich definitiv festlegt. Manche Studierende nutzen diese Möglichkeit intensiv, indem sie schon vor der eigentlichen Semesterplanung Module auf Vorrat buchen.

Oft wird dieses Verhalten für die Systemengpässe verantwortlich gemacht. Ein direkter Zusammenhang besteht aber nicht, wie Studiendekan Peter Schulthess betont. Ein indirekter allerdings schon: Studierende, die mehr Module buchen, als sie tatsächlich zu absolvieren beabsichtigen, tragen dazu bei, dass das Platzangebot knapper erscheint, als es tatsächlich ist. Dies wiederum kann bewirken, dass noch mehr Studierende das Gefühl bekommen, sich dem Ansturm auf das Buchungssystem kurz nach Eröffnung der Buchungsfrist anschliessen zu müssen.

Studierende geniessen nach wie vor viele Freiräume – die sie verantwortungsvoll nutzen sollten. «Wer mit Augenmass handelt», so Schulthess, «trägt wesentlich dazu bei, dass der gesamte Modulbuchungsprozess flüssiger abläuft.»