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Jubiläum des Instituts für Hirnforschung

Ein Fest für die grauen Zellen

Am vergangenen Samstag feierte das Institut für Hirnforschung sein Jubiläum mit einem Festakt und einem Tag der offenen Tür. Das Institut gehört heute zur Weltspitze. Vor fünfzig Jahren wurden dazu die Weichen gestellt.
Marita Fuchs
Das Hirn durchleuchten: Das Institut für Hirnforschung der UZH feierte am Samstag seinen 50. Geburtstag.

Michel Cuénod, ehemaliger Direktor des Instituts für Hirnforschung (Hifo), erzählte im Rahmen des Festakts am Samstag auf dem Campus der Universität Zürich Irchel von den «early days» am Institut. Anekdotisch sprach er vor allem von Konrad Akert, der das Institut im Jahr 1962 gründete und bis 1984 entscheidend prägte. Cuénod selbst wurde 1971 berufen und leitete lange die Geschicke des Instituts.

Chef mit Charisma

Akert hätte stets nach Exzellenz in der Forschung gestrebt, wäre kollegial, aber auch autoritär gewesen und habe ein ausgedehntes Netzwerk gehabt, so Cuénod. So pflegte er gute Beziehungen zu Regierungsräten und Medien. Zuweilen ungeduldig und fordernd sei er seinen Grundsätze stets treu geblieben.

Als Beispiel nannte Cuénod den Rauswurf eines Doktoranden. Dieser war begabt, hatte aber eine bornierte Art, vor allem den Tierpflegern gegenüber. Als Akert das einmal miterlebte, wurde der Doktorand ohne Federlesens entlassen, trotz seines wissenschaftlichen Potenzials. Cuénod fasste zusammen: «He was a real boss».  

An der Weltspitze

Rektor Andreas Fischer würdigte in seinem Grusswort den hervorragenden internationalen Ruf und die grosse, mit vielen illustren Namen verbundene Tradition des Instituts für Hirnforschung, das weltweit eine Spitzenstellung einnehme, vor allem im Bereich der Neurobiologie.

Das Hifo ist auch lokal gut vernetzt. Seit 1998 ist das Institut über das Zentrum für Neurowissenschaften Zürich (ZNZ) eng mit der ETHZ und den universitären Spitälern verbunden. Martin Schwab hat eine Doppelprofessur von UZH und ETHZ inne. Die Einrichtung des ZNZ sei ein wichtiger Schritt gewesen, sagte Schwab.

Vom Molekül bis zum Netzwerk

Am Institut für Hirnforschung wird in vier Abteilungen und zwei Forschungsgruppen Grundlagenforschung betrieben, erläuterte Fritjof Helmchen, geschäftsführender Direktor des Instituts. Die Forschung reicht von molekularen und zellulären Prozessen bis zu den Netzwerkeigenschaften des Nervensystems und Verhaltensanalysen.

Im Fokus des Interesses stehen die Regenerationsfähigkeit des zentralen Nervensystems, die Mechanismen des Lernens und Erinnerns sowie die Informationsverarbeitung in neuronalen Schaltkreisen.

Die Arbeit der Gruppen wird im Folgenden kurz umschrieben.

Laboratory of Neural Circuit Dynamics

In der Abteilung von Fritjof Helmchen werden Aktivierungsmuster hochkomplexer neuronaler Schaltungen im Gehirn untersucht. «Unser gegenwärtiges Verständnis darüber, wie neuronale Schaltungen arbeiten, ist noch gering», sagte Helmchen. Zum Beispiel ist noch unklar, welche zellulären Aktivitäten höheren Hirnfunktionen wie Sensorik, Lernen oder der Entscheidungsfindung zugrunde liegen. Um neuronale Schaltkreise zu untersuchen, arbeitet die Forschungsgruppe mit hochauflösenden bildgebenden Verfahren. Sie schaut quasi dem Gehirn bei der Arbeit zu.

Laboratory of Neural Plasticity

Neurale Stammzellen (NSCs) generieren neue Neuronen während des gesamten Lebens, und zwar in zwei Bereichen des Gehirns von Säugetieren. Sebastian Jessberger und sein Team untersuchen, wie man die Stammzellenregeneration für medizinische Zwecke nutzen kann. Sie wollen in Zukunft neuro-psychiatrischen Erkrankungen wie kognitiver Alterung und Depression entgegenwirken.

Laboratory of Molecular Cognition

Schwerer chronischer Stress und Traumata in der Kindheit führen an bestimmten Genen zu epigenetischen Veränderungen, die über mehrere Generationen weitergegeben werden. Die Abteilung von Isabelle Mansuy untersucht diese genetischen und epigenetischen Grundlagen kognitiver Funktionen. Die Forscher sind intrazellulären Signalwegen und epigenetischen Mechanismen auf der Spur, die dem Gedächtnis und der Plastizität des Gehirns zugrunde liegen. Zusätzlich untersuchen sie Lern-und Gedächtnisleistungen.

Laboratory of Neural Regeneration and Repair

«Wir wollen die exakten Mechanismen erforschen, wie Nervenfasern nach einer Verletzung, etwa nach einem Schlaganfall oder Rückenmarkverletzungen, nachwachsen und neue Schaltkreise bilden», sagt Martin Schwab. Bereits vor einigen Jahren entdeckte er einen Wachstumshemmer, der diese Heilungsprozesse unterdrückt. Er nannte ihn Nogo-A.

Schwab und sein Team haben einen Antikörper gegen menschliches Nogo-A entwickelt und damit den Grundstein für einen neuen Therapieansatz bei Querschnittlähmung gelegt. Nun geht es darum, die Wirkungsweise von Nogo-A genauer zu verstehen.

Die Gruppen von Prof. Urs Gerber und Dr. Olivier Raineteau betreiben Grundlagenforschung:

Neurophysiology Group

Das Hauptziel der Gruppe von Urs Gerber ist es, die Schaltungen des Hippocampus unter einem elektrophysiologischen Ansatz zu untersuchen.

Stem Cell Biology Group

Die Arbeit von Olivier Raineteau zielt auf ein besseres Verständnis grundlegender Mechanismen des Verhaltens von neuralen Stammzellen im zentralen Nervensystem.