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Urban Mining

Müll als Rohstoffquelle

Die neue Kleintierklinik der Vetsuisse-Fakultät beweist es: Aus Abfällen kann ein moderner neuer Bau entstehen. Die Baudirektion des Kantons Zürich setzt in Zukunft auf Rückbaustoffe. 
Marita Fuchs

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Die Stadt als ewige Recyclingquelle, das ist in etwa «urban mining». Rohstoffe sind in Gebäuden, Industrieanlagen und Elektronik nur geparkt und können später wiederverwendet werden.

Bei den eigenen Bauten setzt die Baudirektion des Kantons Zürich zunehmend Rückbaustoffe ein, wie sie in einer Medienkonferenz heute mitteilte. Sie bekennt sich damit zur Kreislaufwirtschaft und beweist, dass die neu gewonnen Baumaterialien den heutigen, hohen Ansprüchen genügen. Ein Beispiel dafür ist das Gebäude der neuen Kleintierklinik der Universität Zürich.

«Die Kleintierklinik wurde im Minergiestandard erstellt», sagt Martin Reber vom Hochbauamt, Abteilung Hochschulbauten. Minergie ist ein wichtiger Energiestandard in der Schweiz für Niedrigenergiehäuser. «Bedingt durch die lange Planungszeit der Kleintierklinik und trotz äusserst geringer Finanzmittel galt es, die Vorgaben für die Realisierung wiederholt an neue ökologische Vorgaben anzupassen», so Reber. «Je nach Beanspruchung wurden alle erdberührenden Betonteile wie aber auch die Innenwände in Sichtbeton unter Beimischung maximal möglicher Anteile an Recyclingbeton erstellt.»

Recyclingbeton ist ein Beton, bei dem Kies zum Teil durch rezykliertes Baumaterial ersetzt wird. Aufgrund der hohen Bautätigkeit fallen im Kanton Zürich zunehmend Reststoffe aus dem Abbruch von Gebäuden an. Diese Reststoffe bilden ein wertvolles Ausgangsmaterial für die Herstellung neuer Baustoffe.

Warteraum der Kleintierklinik: Betonteile und Innenwände sind aus rezykliertem Baumaterial.

Wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll

Die Rückgewinnung schont nicht nur Ressourcen, sondern auch den beschränkten Deponieraum im Kanton. Neu verfügt die kantonale Baudirektion über ein Berechnungsmodell, mit dem sich der mittel- und langfristige Anfall der verschiedenen Materialien prognostizieren lässt. Der Kanton Zürich hat zudem erhoben, wie gross das Potenzial der rezyklierten Materialien als Baustoffe für den Tief- und Hochbau ist, und setzt sich dafür ein, dass sie vermehrt zum Einsatz kommen.

So hat die Baudirektion ausgerechnet, dass 2010 der Gebäudepark im Kanton Zürich 284'000 Gebäude umfasst, die im Durchschnitt 50 Jahre alt sind. Davon sind 50 Prozent Einfach- und Mehrfamilienhäuser. Alle Gebäude bestehen aus Rohstoffen, die bei Renovationen oder Abbruch anfallen, und weil Baustoffe teuer sind, ist das Recyclingmaterial attraktiv.

Auch aus ökonomischer Sicht macht das Rückführen von Material Sinn – bislang passiert das systematische Recycling mit verlässlichen Strukturen kaum. Das könnte sich jetzt ändern.