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Medienwandel

«S bescht wos jeh häts gits»

Wir haben die Wahl: 197 Kaufzeitungen stehen 192 Millionen www-Domains gegenüber. Publizistik-Studierende der Universität Zürich haben in einem Forschungsseminar ein pfiffiges, fetziges Video erarbeitet, das zeigt, wie sich das Medienverhalten in der Schweiz durch das Internet verändert hat.  
Roland Gysin

Wer in der Schweiz wohnt, kann 75 terrestrische Radiosender empfangen, sich auf 165 Kabel-TV-Stationen Filme und Nachrichten anschauen, 197 Kaufzeitungen lesen, aus 180'000 Apps für das iPhone auswählen und auf 192 Millionen www-Domains surfen.

Kein Wunder, verbringen wir im Internet mehr Zeit als mit Zeitunglesen, pro Monat 10 Millionen Stunden allein mit Facebook, Twitter & Co, soviel wie alle Migros-Angestellten zusammen monatlich arbeiten.

Genauso erstaunlich: Wenn das Schweizer Fernsehen «SF DRS» auf seinem ersten Kanal seit Sendestart 1953 rund um die Uhr neue Sendungen ausgestrahlt hätte, hätte sich immer noch weniger Bildmaterial angesammelt, als auf Youtube in den letzten zwei Wochen hochgeladen wurde. Jede Minute wächst das Youtube-Archiv um 24 Stunden Videomaterial an. Und 2009 wurde der Ausdruck «s bescht wos jeh häts gits» zum Schweizer Jugendwort des Jahres gewählt. Es war ein Satz aus einem Video auf Youtube.

Screenshot aus dem Video des Instituts für Publizistikwissenschaft und Medienforschung: «Schweizer haben Zugriff auf 180'000 iPhone Apps.»

Verblüffend auch die Zahlen, wie lange es in der Schweiz jeweils gedauert hat, bis ein Medium eine Million Benutzer ausweisen konnte: Beim Radio waren es 27 Jahre, beim Fernsehen 15 Jahre, beim Internet 6 Jahre und bei Facebook 2 Jahre.

Studierende der Abteilung Medienwandel & Innovation des Instituts für Publizistikwissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich haben diesen Medienwandel in einem Forschungsseminar in einem Video pfiffig und fetzig in Szene gesetzt.

Statistiken über Internetentwicklung mangelhaft

«Diese pointierte Zusammenstellung ist als Denkanstoss gedacht, der die Diskussion des Medienwandels in der Schweiz beleben soll», sagt Michael Latzer, Professor für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft.

Die Informationen und Zahlen für das gut vierminütige Video stammen aus zwei Dutzend öffentlich zugänglichen Quellen. Während der Recherchen habe man jedoch schnell gemerkt, dass die Statistiken über die Internetentwicklung in der Schweiz recht mangelhaft sind, meint Latzer.

Das möchte er ändern. Ab 2011 wollen er und seine Mitarbeiter regelmässig international vergleichbare Nutzungs- und Wirkungsdaten für die Schweiz erheben, eingebettet in ein renommiertes, international vergleichendes Internet-Langzeitprojekt.

Das Ziel dahinter: «Die empirische Basis zu schaffen für multidisziplinäre Forschung und Lehre über die Kommunikationslandschaft und die Informationsgesellschaft der Schweiz. Und dies wiederum soll die Grundlage sein für politisch- und wirtschaftlich-strategische Entscheide», sagt Latzer.