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Schweizerisches Institut für Auslandforschung

Wasser, Bildung und Protest

Nestlé-Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck referierte am Dienstag an der Universität Zürich zu den Herausforderungen der Lebensmittelindustrie. Während vor der Universität rund 150 Personen gegen seinen Auftritt demonstrierten, stellte sich der Referent auch den kritischen Fragen des Publikums.
Adrian Ritter

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Nestlé-Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck bei seinem Besuch auf Einladung des Schweizerischen Institutes für Auslandforschung.

Der «gebührende Empfang», den die Studierendengruppe «uni von unten» auch für Peter Brabeck seit Wochen angekündigt hatte, bestand aus einer friedlichen Demonstration von rund 150 Personen vor dem Hauptgebäude der Universität Zürich.

Die Teilnehmenden kritisierten dabei die «Privatisierung des Wassers, welche Nestlé rigoros vorantreibt». Auf zahlreichen Plakaten wurde zudem die Nähe der Universitäten zur Privatwirtschaft moniert und eine «Uni frei von Konzerninteressen» gefordert.

«Die gewohnte Musik»

Peter Brabeck hielt sein Referat zu den «Herausforderungen und Chancen der Lebensmittelindustrie» unbeeindruckt von den bisweilen von aussen deutlich hörbaren Unmutsbekundungen der Protestierenden: «Ich bin mir diese Musik gewöhnt.»

Die Unternehmen seien aufgerufen, die Menschenrechte zu beachten. Es gehöre aber auch zu den Menschenrechten, eine eigene Meinung haben und diese öffentlich vertreten zu dürfen, so Brabeck. An die Adresse der zum Teil auch im Publikum anwesenden Protestierenden gerichtet, forderte er den kritischen, aber konstruktiven Dialog.

Kritik an der Verschuldung

In seinem Referat stellte er die Herausforderungen für Nestlé zwischen wachsender Weltbevölkerung, aktueller Rezession und Nahrungsmittelkrise dar. Insbesondere die Verschuldung der privaten und öffentlichen Haushalte erachte er als gravierendes und politisch zuwenig wahrgenommenes Problem.

Brabeck kritisierte auch den wieder auflebenden Protektionismus im Welthandel und die «verantwortungslose Politik», die Produktion von Biokraftstoffen zu fördern. Dies verringere die Lebensmittelproduktion, die ohnehin mit einem verlangsamten Wachstum der Erträge in der Landwirtschaft zu kämpfen habe.

Protestkundgebung vor dem Hauptgebäude.

Umstrittenes Wasser

In der halbstündigen Diskussionsrunde wurde der Referent sogleich von einem jungen Zuhörer wegen der Privatisierung des Wassers kritisiert. Diese verstosse gegen die Menschenrechte, so der Votant: «Sie sind ein krimineller Mensch, ein Mörder», griff er Brabeck vehement an und wurde vom Publikum dafür ausgebuht.

Er habe nie gesagt, Wasser solle privatisiert werden, entgegnete Brabeck. Er habe immer die Meinung vertreten, der Zugang zu Wasser sei ein Menschenrecht – allerdings zum Gebrauch als Trinkwasser (fünf Liter pro Person und Tag) und für die persönliche Hygiene (20 Liter), und nicht zum Bewässern von Golfplätzen und Füllen von Swimmingpools.

Zudem befänden sich 96 Prozent der Trinkwasserversorgung in den Händen des Staates – von einer Privatisierung könne also keine Rede sein. Südafrika habe eine gute Lösung für den Umgang mit Wasser gefunden, indem der Grundbedarf vom Staat kostenlos geliefert wird. Wer mehr Wasser braucht, muss dafür bezahlen.

Blick zurück aufs Milchpulver

Eine weitere Votantin wünschte Auskunft zur «Milchpulverkontroverse» der 1970er/1980er Jahre. Nestlé war damals vorgeworfen worden, in Entwicklungsländern Gesundheitsschäden anzurichten. Solche habe es auch gegeben, denn das Milchpulver sei mit unsauberem Wasser angerührt worden, erklärte Brabeck. Auch die aggressive Vermarktung des Produktes sei damals problematisch gewesen, räumte er ein.

Das Unternehmen Nestlé habe sich daraufhin auf strenge Regeln im Marketing verpflichtet, später habe zusätzlich eine unabhängige Kommission die entsprechenden Geschäftsaktivitäten überwacht.

Kontrollaufgaben wahrzunehmen galt es auch anlässlich des Besuches von Peter Brabeck – für den Sicherheitsdienst der UZH, unterstützt von der Securitas und der Stadtpolizei Zürich. Die Veranstaltung sei friedlicher verlaufen als befürchtet, so René Zimmermann von der Abteilung Sicherheit und Umwelt der UZH.