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Albert Eschenmoser geehrt

Paul-Karrer-Medaille für Zürcher Chemiker

Die Universität Zürich hat gestern dem emeritierten ETH-Chemieprofessor Albert Eschenmoser die Paul-Karrer-Medaille in Gold verliehen. Er erhält die Auszeichnung für seine Beiträge zur Entwicklung neuer Synthesemethoden.
Adrian Ritter

Preisträger Prof. Albert Eschenmoser anlässlich der Preisverleihung in der Aula der Universität Zürich.

Die «Stiftung für die Paul-Karrer-Vorlesung» der UZH zeichnet Albert Eschenmoser für seine herausragenden Beiträge zur Entdeckung und Entwicklung neuer synthetischer Methoden, der Totalsynthese von Naturstoffen und zum Verständnis der Biosynthese aus.

Prof. Jay S. Siegel, Direktor des Organisch-chemischen Institutes der Universität Zürich, lobte Albert Eschenmoser in seiner Laudatio für das tiefe Verständnis und seinen Beitrag zur Erhellung der molekularen Grundlagen der Natur und des Lebens.

Nützliches Lehrbuch

Eschenmoser bedankte sich für die Ehrung, die ihn an seine Studienzeit an der ETH in den 1940er Jahren erinnere. So ergab sich bereits damals eine Verbindung zu Paul Karrer, nach dem die gestern verliehene Medaille benannt ist. Karrer war damals als Chemieprofessor an der Universität Zürich tätig und Autor eines «Lehrbuches der organischen Chemie». Dieses sei ihm sehr nützlich gewesen als «disziplinierende Ergänzung für die doch eher wilden Vorlesungen» bei Professor Leopold Ruzicka, scherzte Eschenmoser.

In seinem Referat «Naturstoffstrukturen hinterfragen» zeigte er nach der Preisverleihung auf, mit welchen Fragestellungen innerhalb der organischen Chemie er sich im Laufe seiner Forschungskarriere befasst hatte.

Das «Hinterfragen» bildete den roten Faden in seinen Ausführungen. So entdeckte Eschenmoser zum Beispiel als junger Forscher in einer chemischen Formel seines Lehrers und Nobelpreisträgers Leopold Ruzicka einen Fehler. «Es ist wichtig für die Psyche der Schüler, dass Lehrer kleine Fehler machen», meinte der Referent mit einem Augenzwinkern. Eschenmoser konnte damals innerhalb kurzer Zeit eine alternative Formel aufzeigen.

Prof. Dr. Michael Hengartner (links), Dekan designatus MNF der Universität Zürich, überreicht Albert Eschenmoser die Paul-Karrer-Medaille.

Alternative Strukturen

Weitere Herausforderungen liessen nicht lange auf sich warten. Als eine der grössten der damaligen Zeit galt die Synthese des Vitamins B12. Dies zu bewerkstelligen bedingte gemäss Eschenmoser neuer chemischer Methoden. So begannen in den 1960er Jahren zwei Forschungsgruppen fast gleichzeitig, Vitamin B12 synthetisch herzustellen: die ETH-Gruppe um Prof. Eschenmoser und die Gruppe um Prof. Woodward an der Universität Harvard. 1972 gelang es den beiden Gruppen schliesslich gemeinsam, Vitamin B12 zu synthetisieren.

Später befasste sich Eschenmoser vorrangig mit der Nukleinsäure und ihrer Evolution. «Warum entstand in der Natur ausgerechnet diese Struktur von RNA und DNA und nicht eine andere?», beschrieb Eschenmoser in seinem Vortrag die ihn faszinierende Frage.

Seine Forschungsgruppe machte sich ab 1987 auf die Suche nach alternativen Nukleinsäurestrukturen. Sie stellten fest, dass manchmal geringfügige Änderungen im molekularen Aufbau dazu führten, dass die Fähigkeit zur Basenpaarung verloren geht.

Nicht immer fanden die Forschenden aber eine solch «klare Antwort in einem Meer von vielen weniger klaren Antworten». So gelte es in der Wissenschaft oft, mehrere Ideenstränge parallel zu verfolgen. Auch wenn man einmal einer falschen Idee folge, liessen sich doch Erkenntnisse daraus gewinnen, so Eschenmoser.