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Peer Mentoring  

Sich unterstützen und vorwärts kommen

Über hundert Doktorandinnen und Habilitandinnen haben sich in acht Mentoring-Gruppen zusammengeschlossen, um sich gegenseitig bei den nächsten Karriereschritten behilflich zu sein. Gestern war der offizielle Startschuss der neuen Peer-Mentoring-Gruppen an der Universität Zürich.
Brigitte Blöchlinger

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Bis vor acht Jahren gab es an der Universität Zürich Schützenhilfe für angehende Wissenschaftlerinnen meist nur von unterstützenden Doktorvätern oder -müttern. Das änderte sich im Jahr 2000, als der Bund das Bundesprogramm Chancengleichheit initiierte. Mit diesem Frauenförderungsinstrument ermunterte er die Schweizer Universitäten, bei gleicher Qualifikation weibliche Bewerber auf Lehrstühle zu berufen, vermehrt Kinderkrippen einzurichten, um Akademikerinnen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern, und Mentoring-Projekte ins Leben zu rufen.

«Peer Mentoring fördert die Karriere und den Austausch»: Charlotte Reinisch, Projektleiterin Fakultäres Mentoring.

Finanzielle Anreize durch den Bund

Die Universität Zürich nutzte diese finanziellen Anreize des Bundes, die geschlechtergerechte Nachwuchsförderung zu intensivieren, und schuf neben anderen Massnahmen das sogenannte Peer Mentoring. Darunter versteht man einen Zusammenschluss von Nachwuchswissenschaftlerinnen, die sich selbst organisieren und innerhalb und ausserhalb der Gruppe jene Kenntnisse holen, die sie für den nächsten Karriereschritt benötigen. Die Selbstorganisation hat gegenüber dem konventionellen One-to-one-Mentoring, bei dem ein gestandener Professor oder eine gestandene Professorin das Mentoring für eine Mentee alleine übernimmt, den Vorteil, weniger Abhängigkeit von einer Person zu schaffen.

Peer Mentoring mit Beirätinnen

Beim Peer Mentoring, wie es an der Universität Zürich gehandhabt wird, sind die Mentees auch nicht allein auf sich gestellt, sie werden von Beirätinnen und Beiräten unterstützt. Diese helfen ihnen bei Bedarf weiter, entweder mit ihrer persönlichen Erfahrung oder mit ihrem Beziehungsnetz und ihrem Know-how. Sie zeigen, wie man es am besten anstellt, um die nächste Stufe auf der Karriereleiter zu erklimmen.

Ansonsten schaffen sich die Peers (auf deutsch: Gleichgestellte) ihre Unterstützung selbst. Die meisten institutionalisieren regelmässige Treffen, an denen man sich über aktuelle Probleme, beispielsweise mit der Doktorarbeit, austauscht. Gelegentlich organisieren die Peer-Mentoring-Gruppen auch Weiterbildungskurse oder sie laden Referentinnen und Referenten ein, die entweder fachlich oder von ihrer Erfahrung her für die Gruppe interessant sind.

Beirat oder Beirätin zu sein, macht Freude und fördert die Selbstreflexion: Prof. Otfried Jarren und Prof. Brigitte Tag.

Sich früh mit Karriereplanung beschäftigen

Wie auch immer die Aktivitäten einer Gruppe gelagert sind, es geht immer darum, selbst aktiv zu werden und das zu organisieren, was man als nächstes braucht. «Peer Mentoring hat sich bewährt», sagte die Projektleiterin Fakultäres Mentoring Charlotte Reinisch gestern an der Eröffnungsveranstaltung «Peer Mentoring 2008». Prorektor Otfried Jarren meinte in seinem Grusswort gar, die Universität Zürich solle ihre Mentoring-Anstrengungen noch intensivieren. Es sei für den Nachwuchs sehr wichtig, sich früh mit der Karriereplanung zu beschäftigen.

Das konnte die Präsidentin der Gleichstellungskommission Brigitte Tag nur bestätigen. «Sie sind das Fundament von morgen», sagte sie zu den anwesenden Mentees und forderte diese auf, klar zu signalisieren, wo sie Förderung bräuchten. Die Beiräte seien dabei behilflich, sie würden die nötige Vernetzung in die Fakultät gewährleisten und könnten auch wichtige Informationen geben, wenn es darum gehe, das eigene wissenschaftliche Profil zu schärfen.

Vernetzt geht es besser voran: Omolara Ogunshola der Peer-Mentoring-Gruppe «The Next Step».

Acht Gruppen mit unterschiedlichem Profil

Anschliessend stellten sich die acht Peer-Mentoring-Gruppen selbst kurz vor. Aus der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät waren das die Coop Peer Action (eine interdisziplinäre Gruppe von 12 Evolutionsforscherinnen), die FrauenschafftWissen (36 Natur- und Sozialwissenschaftlerinnen der UZH, ETH und der Eidg. Forschungsanstalt WSL), The Next Step (Physiologie) und die UmFrauen (seit 2001 bestehende Gruppe von Umweltwissenschaftlerinnen).

In der Philosophischen Fakultät hatten sich folgende Gruppen zusammengefunden: FilmWissen (aus den Film-, Kunst- und Kulturwissenschaften), Geistreich: Geisteswissenschaften im Dialog (Psychologie, Pädagogik, Romanistik, Kunst- und Filmwissenschaften), Medienökonomie (Medienökonominnen und Medienmanagerinnen der UZH und aus dem Ausland) und PoliNet (Politikwissenschaftlerinnen am Center for Comparative and International Studies der UZH und der ETH).

Über ihr Leben als neu berufene Professorin berichtete die Ökonomin Antoinette Weibel.

Erfahrungsbericht: Mein Leben als Professorin

Über «My life as a professor» gab die neu an die Hochschule Liechtenstein berufene Ökonomin Antoinette Weibel Auskunft. Sie schilderte, wie ihr Peer Mentoring schon früh geholfen habe, Misserfolge zu bewältigen, und mit der Mischung aus Kooperation und Konkurrenz umzugehen, mit der Mentees untereinander konfrontiert sind. Ihre Bilanz fiel eindeutig positiv aus: Von ihrer Gruppe seien heute vier Professorinnen.

Peer Mentoring wird evaluiert und bei Erfolg hoffentlich in die fakultäre Planung implementiert werden: die Leiterin der UniFrauenstelle – Gleichstellung von Frau und Mann, Elisabeth Maurer.

Den Abschluss der Veranstaltung machte Elisabeth Maurer, die Leiterin der UniFrauenstelle – Gleichstellung von Frau und Mann. Sie wertete es als positives Zeichen, dass die neue Universitätsleitung und der neue Rektor Andreas Fischer die Nachwuchsförderung zu einem wichtigen strategischen Ziel erklärt haben. Peer Mentoring habe damit eine Chance, in der langfristigen Planung der Fakultäten implementiert zu werden – falls es bei der geplanten Evaluation gut abschneide.