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Lange Nacht des Rechts

Das Recht auf Kultur

Die «Lange Nacht des Rechts» bildete den Höhepunkt der Fakultätstage der Rechtswissenschaft. Alumni der Fakultät zeigten ihre Talente im Rahmen von Lesungen, Musik und Tanz.
Adrian Ritter

Die Bibliothek des Rechtswissenschaftlichen Institutes für einmal in anderem Licht. Der von Santiago Calatrava entworfene Bau bot eine spektakuläre Kulisse für die «Lange Nacht des Rechts».

«Man kann es auch mit einem Jusstudium zu etwas Rechtem bringen», scherzte Dekan Tobias Jaag bei der Begrüssung am Freitagabend in der Bibliothek des Rechtswissenschaftlichen Institutes. Er meinte damit all die «überraschenden Talente», welche sich für diesen Abend zusammen gefunden hatten.

Aus dem Alumnus Matthias Ackeret sei ein Journalist und Bestsellerautor geworden, aus Markus Notter ein Regierungsrat und nicht zuletzt waren die meisten Darbietenden des Abends Rechtswissenschaftlerinnen und Rechtswissenschaftler. Entsprechend sollte es an der «Langen Nacht des Rechts» nicht um Juristerei gehen, sondern um das «Recht auf Kultur», so Jaag.

Berndeutsche Geschichten: Spoken-Word Autor Pedro Lenz entwirft sprachlich dichte Netze.

Die gescheiteste Boyband

Für den musikalischen Einklang sorgten die Alumni Odd Stars, eine Dixieland-Band aus Anwälten und Richtern. Es sei «die gescheiteste Boyband der Welt», so das Urteil von Ackeret, der als Moderator durch den Abend führte. Begeistert und nach Zugabe klatschend zeigte sich auch das zahlreich erschienene Publikum.

Die Calatrava-Architektur bot auch für die weiteren Darbietungen einen visuell spektakulären Rahmen. Etwa für den Spoken-Word Autor Pedro Lenz, der mit seinen Geschichten die Aufmerksamkeit zu fesseln vermochte. Wer hätte gedacht, dass jemand so schnell Berndeutsch sprechen kann … Es waren Szenen aus seiner Kindheit, aber auch aufgeschnappte Gespräche im Zug, die Lenz zu dichten sprachlichen Netzen verwob. «Ich brauche keine Juristen, ich habe sowieso Recht», lässt er da etwa einen Protagonisten sagen.

«Das ist das Schlimme an unserem Land, dass man die alten politischen Texte immer noch versteht», meinte Peter Bichsel anlässlich seiner Lesung.

Das Recht schlägt blind zu

Während Pedro Lenz mehrmals den Bogen zur Rechtswissenschaft schlug, nahm sich Peter Bichsel in seiner Lesung die Freiheit, diesen Auftrag zu ignorieren: «Ein Rechtsprofessor hat mir einmal gesagt, das Recht schlage blind zu. Also habe auch ich blind ausgewählt, welche Geschichten ich heute lese», so Bichsel.

Da war zum Beispiel ein Text aus dem Jahre 1980, der die überhöhte nationale Identität der Schweiz ironisch darstellt. «Das ist das Schlimme an unserem Land, dass man die alten politischen Texte immer noch versteht», schlug Bichsel den Bogen zur Gegenwart. Ob er damit wohl nur die im Text enthaltene Frage des Wachdienstes mit scharfer Munition meinte?

Gute Erinnerungen an die Zeit als Student und Assistent am Rechtswissenschaftlichen Institut der UZH: Regierungsrat Markus Notter.

Die Schulleitung genervt

Einen Blick zurück in die 1980er Jahre warf auch Regierungsrat Markus Notter als Interviewgast von Moderator Ackeret. Er habe gute Erinnerungen an die Zeit als Student und Assistent am Rechtswissenschaftlichen Institut, so Notter. Ihn faszinierte am Recht, dass es auch den Schwächeren und Ohnmächtigen eine gewisse Macht gibt.

Schon im Gymnasium habe er die Schulreglemente zum Teil auswendig gekannt und die Schulleitung genervt, wenn er sie auf Verstösse derselben hinwies. Eine akademische Laufbahn in der Rechtswissenschaft hätte er sich durchaus vorstellen können. «Aber jetzt ist es halt anders gekommen», so Notter mit Blick auf seinen späteren Einstieg in die Politik. Die juristische Ausbildung sei aber für ein öffentliches Amt eine sehr gute Voraussetzung gewesen.

Kennt die Welt der Bühne, aber dank ihrer Dissertation auch den Bühnenarbeitsvertrag: die Chansonniere Lisa Berg.

Bezug zum Leben

Mit Lisa Berg war auch eine ehemalige Kommilitonin von Markus Notter Gast des Abends. Ihr habe der Bezug zum praktischen Leben immer gefallen an der Juristerei, so Berg. Daneben habe sie aber auch den Kontakt zur Welt des Theaters gesucht. Nach ihrer juristischen Dissertation über den Bühnenarbeitsvertrag ist sie denn über Hospitanzen beruflich auch auf der Bühne verblieben. «Das Studium war eher ein Unterbruch meiner künstlerischen Laufbahn», erzählte Lisa Berg. Von ihrem künstlerischen Können konnte sich das Publikum anschliessend selbst überzeugen, als sie Chansons sang, begleitet von Piano und Violine.

«Fastmotion» - eine von Juristinnen gegründete Hip-Hop-Gruppe.

Wen es danach noch nach anderen musikalischen Welten gelüstete, konnte diese bis vier Uhr morgens an der Studentenparty in der Mensa erleben.