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KriPo löst VSU ab

25 Jahre prägte er die studentische Politik an der Universität Zürich. Nun ist der Verband der Studierenden der Universität Zürich, kurz VSU, wegen Personalproblemen aufgelöst worden. Der Nachfolgeverein Kritische Politik unizh (KriPo) wird aber weiterhin unipolitisch aktiv sein.
Lukas Mäder

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«Es ist schade, dass sich der VSU mit über 25-jähriger Tradition auflöst», sagt Esther Brunner, Mitglied des letzten VSU-Vorstands. Der VSU, Verband der Studierenden der Universität Zürich, war eine feste Grösse in der Zürcher Universitätspolitik. Damit ist es nun vorbei. Der 1978 gegründete Verein kämpfte seit Jahren mit Personalproblemen. Bereits im Sommer 2002 stand der VSU kurz vor dem Ende: Es fehlten Vorstandsmitglieder. Noch einmal fanden sich sechs neue Leute, die zu einem Engagement beim VSU bereit waren. Zu ihnen gehörte auch Brunner: «Es herrschte Aufbruchstimmung. Wir kämpften gegen das neue Universitätsgesetz, gegen eine Erhöhung der Studiengebühren.»

Ermüdungserscheinungen

Die Euphorie sollte nicht lange anhalten. Bereits im Herbst 2003 machte sich Ermüdung breit. «Uns fehlte die Energie, immer wieder Aktionen zu organisieren, und um die administrative Arbeit kümmerten wir uns kaum noch», sagt Brunner. Auch neue Leute für den Vorstand fehlten trotz Standaktionen am Erstsemestrigentag. Es musste etwas geschehen. Im Frühjahr 2004 entschied der Vorstand, den VSU aufzulösen. Gleichzeitig sollte eine neue Organisation gegründet werden. «Wir wollten weiterhin eine Organisation, die bildungspolitisch aktiv ist, aber nicht mit den administrativen Arbeiten des VSU belastet ist», sagt Brunner.

Der VSU verstand sich zur Zeit seiner Gründung als Nachfolgeorganisation der 1977 aufgelösten Studentenschaft der Universität Zürich, der alle Studenten automatisch angehörten. Deshalb hatte der neu gegründete Verein den Anspruch, alle Studenten zu vertreten. Der VSU fungierte auch als Dachverband der Fachvereine und kassierte als eine Art Inkassostelle die Mitgliederbeiträge der Fachvereine ein. Gleichzeitig vertrat der VSU immer eine dezidiert linke Bildungspolitik, was zeitweise zu Spannungen mit den Fachvereinen führte. Inzwischen hat der StuRa die Rolle als zentrale studentische Organisation übernommen. Offiziell besteht der Verein VSU zwar noch, da man die Gründung der Nachfolgeorganisation abwartete, damit sie das VSU-Vermögen erben kann.

Versuch eines Neuanfangs

KriPo, Kritische Politik unizh, nennt sich der neue Verein, der mit seiner Gründung am 2. Juni 2005 die Nachfolge des VSU angetreten hat. Der Verein steckt noch in der Aufbauphase. Sein einziges Organ ist bisher ein Diskussionsforum auf dem Internet (www.kripo.kaffeehaus.ch). «Wir sehen das Forum als Möglichkeit zur politischen Diskussion in einem breiten Rahmen», sagt David Gallusser, Vorstandsmitglied der KriPo. Gleichzeitig will der Verein den administrativen Aufwand möglichst klein halten.

Anfangs wurde das Forum rege genutzt, unter anderem zur Diskussion über die grundsätzliche Ausrichtung des Vereins. In den Semesterferien liess die Lust auf die Diskussion nach. Gallusser benennt die Mängel: «Ein Forum ist stark von einzelnen Personen abhängig, ausserdem hatten wir das Problem, dass einzelne radikale Meinungen als Positionen des Vereins angesehen wurden.» Die KriPo will deshalb möglichst bald eine Webseite mit ihrem Programm online stellen. Die Diskussionsplattform im Internet soll erhalten bleiben. Gallusser: «Wir wollen den Spagat zwischen offener Diskussionsrunde und politischer Bewegung schaffen.»

Der VSU stellt mit 33 Mitgliedern die stärkste Fraktion im StuRa, dem Studierendenrat der Universität. «Die VSU-Fraktion hat im StuRa eine wichtige Rolle gespielt. Sie bildete einen Pool von guten und aktiven Leuten», sagt Gian Autenrieth, Präsident des StuRa. Nun wird die Fraktion an den nächsten StuRa-Wahlen im Dezember in dieser Form nicht mehr antreten. Nicht alle Mitglieder der ehemaligen VSU-Fraktion werden sich der KriPo anschliessen, einige werden anderen Fraktionen beitreten. Neben der KriPo ist die Gründung einer weiteren neuen Gruppierung in Planung. Doch dazu will noch niemand Stellung nehmen.

Keine Radikalisierung zu erwarten

Die Auflösung des VSU beendet zwar eine Epoche der studentischen Politik an der Universität Zürich, sie bedeutet aber keinen radikalen Wandel für das politische Geschehen. Die wenigen Dutzend aktiven Leute bleiben der Universitätspolitik erhalten, und das provisorische Grundsatzpapier der neuen KriPo verheisst keine Radikalisierung am linken Rand. «Eine Radikalisierung wäre unserer Arbeit nicht dienlich», sagt Autenrieth und hofft, dass die KriPo frischen Wind in den StuRa bringt. Diesen dürfte es auch von den Jungfreisinnigen geben, die ebenfalls mit einem neuen Verein an den StuRa-Wahlen teilnehmen werden.

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