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Zwei Meinungen hatte es bisher gegeben. Die Eine besagte, dass es für Tierversuche von Vorteil ist, wenn sich die Versuchstiere möglichst wohl fühlen und in «angereicherten Käfigen» (enriched cages) beispielsweise mit Unterschlupf, Nestmaterial sowie Spiel- und Klettermöglichkeiten leben können. Gemäss der anderen Meinung brauchen Tierversuche standardisierte Haltungsbedingungen, um vergleichbare Ergebnisse erzielen zu können, die Tierkäfige seien deshalb karg zu gestalten.
Das Institut für Anatomie der Universität Zürich (Prof. Hans-Peter Lipp, PD Dr. David Wolfer) und die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich (Prof. Roger M. Nitsch) sind der Frage nun gemeinsam mit dem Institut für Veterinär-Physiologie der Universität Giessen nachgegangen. Die Forschung stand unter der Leitung von Hanno Würbel, ehemaliger Mitarbeiter am Insititut für Labortierkunde der Universität Zürich und heute Professor für Tierschutz und Ethologie an der Universität Giessen.
Das in «Nature» publizierte Resultat ist eindeutig: Das Wohl der Tiere im Sinne einer anregenden Umgebung darf durchaus berücksichtigt werden. Die Versuchsresultate von Mäusen aus angereicherten Käfigen waren ebenso präzis und reproduzierbar wie diejenigen von Mäusen aus konventioneller Käfighaltung. Gewisse in Versuchen wichtige Verhaltensweisen traten sogar erst in einer tiergerechteren Umgebung auf. Die Mäuse aus angereicherten Käfigen verhielten sich beispielsweise in allen Tests wesentlich weniger ängstlich.
Fazit der Untersuchung: Der Verbesserung der Haltungsbedingungen steht aus wissenschaftlicher Sicht nichts im Wege. Die Vermeidung haltungsbedingter Belastungen und Verhaltensstörungen verbessere nicht nur das Wohlergehen der Tiere, sondern auch die Glaubwürdigkeit von Tierversuchen.